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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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Management.
    Nick runzelte die Stirn. Lawrence’ Enthüllungen über die Hintergründe der Familiengeschäfte klangen ihm noch in den Ohren. Politik war Adrians Leidenschaft, aber die Wirtschaft war seine besondere Begabung. Sein Talent, das schon an Genialität grenzte.
    Zwei Jahre nach dem Börsencrash von 2008 war Adrian zum Schatzkanzler ernannt worden und hatte im Alleingang die britische Wirtschaft revolutioniert. Dann kamen zwei Amtszeiten als britischer Premierminister. Bis zu seiner Vereidigung als
Europäischer Präsident hatte Adrian keine Jacht, keinen Landsitz, kein Schloss am Meer und auch keine Sammlung teurer Autos besessen. Er hatte mit seiner Frau Melissa in Downing Street Nr. 10 gewohnt, und ihr zweites Heim war ein unprätentiöses Einfamilienhaus in Oxford gewesen.
    Statt ihren Reichtum zur Schau zu stellen, hatte er Millionen für das Marie-Curie-Hospiz, für Kinderhilfswerke in Südostasien, für die Universitäten Georgetown und Oxford und für das United States Holocaust Memorial gespendet sowie die Restaurierung der Michelangelo-Fresken in der Cappella Paolina des Vatikans finanziert.
    Adrian kam zu Nick herüber. Er fasste ihn an beiden Schultern und hielt ihn auf Armeslänge von sich, um ihn zu betrachten. Jeans und T-Shirt, wie immer. Lederjacke, Umhängetasche, ausgebleichtes Haar. Die allgegenwärtige Kamera. Immer noch der hübsche Society-Liebling, auch wenn die Aids-Erkrankung sein gutes Aussehen beeinträchtigt hatte. Allerdings sah er heute besser aus, als Adrian es in Erinnerung hatte.
    »Schön, dich zu sehen, Nicky«, sagte er.
    Nick grinste und sah hinunter auf seine zerrissenen Jeans.
    »Ich glaube, dein Butler war mit meinem Outfit nicht ganz einverstanden.«
    Adrian lächelte. »Ich habe gehört, die antiretrovirale Behandlung würde nicht mehr wirken – aber du siehst gut aus, Nick. Ich glaube, du hast sogar etwas zugenommen.«
    Nick zögerte. Er machte sich los und wandte sich den drei Bildern über Adrians Schreibtisch zu. Ihm war nicht wohl in seiner Haut. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er bewusst den Entschluss gefasst, seinem Bruder keinen reinen Wein einzuschenken.
    »Neu?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    Adrian lächelte ein wenig verlegen. »Die habe ich mir zu meinem vierzigsten Geburtstag gegönnt – drei Selbstbildnisse von Warhol.«
    Nick runzelte die Stirn. »Nicht gerade das, was ich schön nennen würde.«
    »Und das von jemandem, der sich in seinem Penthaus Edvard Munchs ›Vampir‹ ins Wohnzimmer gehängt hat«, gab Adrian mit einem Grinsen zurück.
    »Das war rein ironisch gemeint, Adrian. Ein limitierter Druck übrigens.« Nick grinste zurück. »Dahinter ist ein Safe versteckt.«
    Adrian blickte noch einmal hinauf zu den Warhols. »Jason meint, sie seien monströs.« Er schmunzelte. »Natürlich würde das, was Jason über Kunst nicht weiß, den ganzen Louvre füllen.« Glanz trat in seine Augen. »Eine unglaubliche Investition. Wert: fünfzig Millionen Dollar.«
    Adrian ging zur Bar hinüber und nahm sich eine Flasche gekühlten Cidre.
    »Ich habe alles testamentarisch an verschiedene Kinderhilfswerke vermacht. Das hilft, mein Gewissen zu beruhigen. Cidre? Er kommt hier aus der Gegend – sehr gut.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Danke, lieber ein Mineralwasser. Ich bin auf Entzug. Übrigens, bevor ich’s vergesse: Alles Gute zum Geburtstag.«
    »Danke, Nicky. Tut mir leid, dass du nicht länger bleiben kannst – ich hätte es dir früher sagen sollen. Es kommen Würdenträger und Regierungsmitglieder aus allen Kontinenten.« Er goss für seinen Bruder ein Glas Perrier ein. »Alles streng geheim – Vorbereitungen für das Ischtar-Abkommen.«
    Er reichte Nick das Mineralwasser. »Bis zum Unterzeichnungstermin sind es nur noch etwas mehr als zwei Wochen. Wenn nichts mehr dazwischenkommt …«
    Adrian ging zu seinem Schreibtisch und ordnete irgendwelche Papiere, die darauf lagen. »Du sagtest, es sei dringend.« Er blickte auf. »Brauchst du Geld?« Adrian zog eine Schublade auf und holte ein Scheckbuch heraus.
    Nick schüttelte den Kopf. »Adrian, hör zu, es geht mir gut – die Jordanier haben mich fürstlich bezahlt. Ich kann finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen.«
    Adrian runzelte die Stirn. »Was ist es dann, Nicky? Du sagtest, es sei wichtig.«
    Nick trat ans Fenster.
    »Es betrifft unseren Vater … seinen Tod.«
    Adrian sah ihn erstaunt an. »Dad ist vor langer Zeit gestorben. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber

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