SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
Wissenschaftler der bisherigen Besatzung wurden gegen drei neue, im letzten Augenblick, wegen der verspäteten Ankunft eines Fliegers ausgetauscht, obwohl diese anderer Fachgebiete angehörten als ihre Vorgänger.
Die SOBEK verließ Barcelona an einem sonnigen Sonntagvormittag von zig ein- und auslaufenden kleinen Segel- und Motorboten bedrängt. Sie fuhr am deutschen Segelschulschiff „Gorch Fock“ der Bundesmarine vorbei, was zum Besuch vertäut dort lag und uns ein Flaggedippen abverlangte.
Wir dippten, wenn auch wenig begeistert, mehr zum Spaβ und zur Begeisterung der einheimischen Besucher an Bord des deutschen Schulschiffes.
Das größte Problem stellten unmotorisierte Kleinstsegeljollen des Typs Optimist, mit ein oder zwei Kindern als Skipper an Bord, dar, die oft mitten im Hafenfahrwasser kreuzend versuchten, nicht von den großen Schiffen gerammt und versenkt zu werden. Die kleinen Menschlein schauten daher mit großen, ängstlichen Augen zu den für sie enorm hohen Steven der Vorschiffe auf, als bettelten sie um ihr Leben, derweil ein sie begleitendes Zodiac mit Außenborder die Gruppe umkreiste und Order an die kleinen Skipper verteilte.
Wir fragten uns, wer zum Teufel diesen Kleinkindern das Schippern zwischen großen Pötten mitten im Hafen gestattete und so ganz nebenbei auch noch verantwortete.
Wir passierten diese Gefahrenstelle nach einigen langerscheinenden Minuten.
Die blendend neue ägyptische Flagge an unserem Flaggenstock wehte im Fahrtwind steif aus.
Ich hatte Freiwache, die ich dazu benutzte, unsere neu an Bord gekommenen Wissenschaftler in Beisein von Ute, die mir jeden Einzelnen vorstellte, kennenzulernen. Es fiel mir dabei auf, dass ihr die Neuzugänge anscheinend bekannt waren und der Name der „Gruppe Schliemann“ jedes Mal in Zusammenhang mit einem dieser neuen Nachnamen fiel.
Ich fragte nicht allzu viel dazwischen, zumal mir sofort bewusst wurde, dass mein weniges Wissen in den für sie normalen Fachgebieten von nur sehr geringer Interesse für die Herrschaften sein würde und ich außerdem nicht bereit war, schon so schnell meine intellektuellen Blößen ihnen gegenüber zu offenbaren.
Dafür würde Ute schon Sorge tragen , dachte ich mir.
Ich fühlte mich schon viel besser. Die letzte Thermometermessung unter meiner Achsel, ich verabscheute es, Fieber in Hintern zu messen, und mehr noch, wenn es dabei meiner ist, ergaben 37,9 Grad.
Außer den Biologen hatten wir auch einen Nuklearwissenschaftler des Max Planck Instituts an Bord bekommen.
Ehrlich, ich hoffte eine Menge neuer Sachen zu lernen, speziell von diesem Professor Ehrlich des Baseler CERN, der mir schon auf den ersten Blick als der weitaus sympathischste und interessanteste Wissenschaftler erschien.
Meine Gedanken streiften in die nahe Vergangenheit, zurück in eine Zeit, in der wir die wildesten Auswüchse einer damals wie heute sogenannten Baader-Meinhof-Bande fast täglich in Zeitungen, Fernsehen und Radio mitverfolgen konnten.
In eine Zeit, in der ich die Schulbank an der Seefahrtschule in Hamburgs Blankenese drückte und dort in einem naheliegenden Gebäude einige der Terroristen vermutet wurden, was uns Kontrollen schwerbewaffneter, überängstlicher junger Polizeibeamter einbrachte. Polizeianwärter, die uns die MPIs durchs Autoseitenfenster an die Stirn hielten, den Finger am Abzug und nach Ausweispapieren fragten. Wir zogen diese dann ohne Hast, mit einer Hand, ganz langsam von uns aus der Taschen des Jackets oder wo immer die Papiere gerade waren, dabei immer den MPI-Lauf im Augenwinkel, und die Angst in den Blicken der jungen Polizisten irgendeiner Polizeischule lesend, die bewaffnet waren, um den Dritten Weltkrieg zu gewinnen.
Eine Zeit, in der junge, angehende nautische Offiziere der Handelsmarine Deutschlands ihre Proteste wegen der schlechten Bezahlung auf die Straße trugen und blau uniformiert den Bürgern auf der Straße in Hamburgs Innenstadt die Schuhe kostenlos putzten.
Die Reeder gaben daraufhin damals zähneknirschend einen kleinen Zuschlag auf die Heuern der Offiziere und Mannschaften. Heuern, die weit unter dem europäischen Durchschnitt lagen. Sogar ein südeuropäischer Schiffsoffizier verdiente, oder erhielt, was Ansichtssache ist, mehr Penunsen als wir in dieser Zeitepoche der 70er-Jahre.
Später rächten sich die Reeder an den Seeleuten, flaggten ihre Schiffe aus und schickten deutsche Seeleute in die Wallachei. Wegen zu hoher Heuerausgaben, wie sie anführten, die dagegen so
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