SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
langsam, erst horizontal, kurz darauf vertikal kleiner werdend.
„Haben Sie das gesehen, Kollege Walter? Haben Sie den ungefähren Ort dieses Schauspiels erfasst? Meinen Sie, dass wir da morgen nachforschen können? Was halten Sie davon, Mann?“
„Ich muss gestehen, ich bin platt. Entweder wohnen dort oben Leute oder ein Auto ist dort um eine Kurve gefahren. Da es da oben bekannterweise keinerlei Straßen gibt, keine Ortschaften und keine Häuser, stehen wir vor einem Rätsel.“
„Genau das wollten wir euch zeigen, Mister, genau das ist es, was uns hierher gebracht hat“, sagte eine gutturale Stimme in die Nacht hinein, „genau das!“
„Und die Polizei von Yulora, die Aussies aus der nächsten Umgebung, keiner wollte euch glauben? Niemand hat diese Erscheinungen je erforscht?“
„Wer von den Weißen glaubt schon den Geschichten der Ahnen der Anangu? Welcher Weißer nimmt uns für voll“, war die Antwort der gleichen Stimme, die Jo, dem auserwählten Anführer der Anangu, gehörte.
„Niemand hat versucht, diese Lichtquelle zu erkunden?“, hakte Walter ungläubig nach.
Und Bergson konnte nicht an sich halten, seine australischen Zeitgenossen kräftig zu kritisieren.
„Das muss an den phlegmatischen Vorfahren der Aussies liegen, Herr Kollege!“
Langsam erlosch das Lagerfeuer, jeder verstaute seinen Körper, so gut es eben ging, in den Zelten oder im Freien und hing seinen persönlichen Gedanken nach. Der morgige Tag, was wird er bringen? Sollte man die Behörden informieren?
Über ihren Köpfen zogen diverse Sternschnuppen ihre leuchtenden Bahnen in alle Himmelsrichtungen.
M/S „ATLANTE“ verlässt Hamburg
„Die Gangway noch nicht wegnehmen, es kommt noch eine Person an Bord“, schallte es aus dem Deckslautsprecher.
Kaum war die Ansage beendet, erschien in der abendlichen Dämmerung ein Paar Scheinwerfer am anderen Ende der Pier. Ein VW-Bus bremste kurz darauf am Ende der auf der Pier angelegten Gangway und ein jugendlicher Fahrer entstieg dem Auto, umrundete das Heck, öffnete die rechtsseitige hinter Kabinentür und entließ den Fahrgast ins Freie.
Mehrere Leute an Bord verfolgten das Ganze mit steigendem Interesse vom Deck und von der Brücke her.
Und dieses Interesse war berechtigt.
Ein wunderbar langes weibliches Fahrgestell, ein hoher „Wasserfall“, wie es den Seeleuten beliebt so etwas zu nennen, in hautengen Bluejeans und ein durch eine sogenannte Bomberjacke verdeckter Oberkörper, der die Proportionen nur erahnen ließ, gekrönt von offenem hellblondem Haar, welches das Gesicht in diesem Moment großteils noch verdeckte.
Ein Anblick, bei dem einen „das Messer in der Tasche aufgeht“.
Eine leichte weibliche ruckhafte Kopfbewegung unterstützt durch eine sanfte Brise ließ die Haarpracht herumwirbeln.
Das nun voll sichtbare Gesicht passte genau zum Körper.
Ein Traum von Frau.
Der Fahrer des Wagens griff nach zwei mittelgroßen Gepäckstücken im Kofferraum, ließ mit einer Handbewegung der Dame den Vortritt zur Gangway. Unter den Blicken aller, die gerade an Deck waren und einem leisen anerkennenden Pfeifkonzert, welches die Dame scheinbar recht gelassen wegsteckte, turnten diese die Gangway hinab, ohne Hilfsstellung eines Besatzungsmitglieds, denn alle waren mit dem Beäugen der Dame beschäftigt oder erwarteten einen spektakulären Ausrutscher.
Doch nichts dergleichen geschah.
Kurz darauf erreichte die beiden Neuankömmlinge die Brücke, in dessen Kartenraum Jan dabei war, Seekarten, angespitzte Bleistifte, Kartenzirkel und Kursdreiecke zur Eintragung von Kursen und Peillinien gut geordnet bereitzulegen.
Der VW-Fahrer sagte nur kurz: „Guten Abend, Herrschaften, Kapi“, womit der Kapitän gemeint war, stellte die Gepäckstücke ab, machte eine Kehrtwendung und turnte den Niedergang hinunter und über die Gangway hinauf an die Pier. Er bestieg den VW-Bus und verschwand nach einem Wendemanöver genau dort, wo er vor Kurzem erschienen war.
Die „Traumfrau“ stellte sich vor, derweil Jan die weißhaubige Scherenlampe über der Mitte des Kartentisches ausrichtete und mittels einer Flügelschraube fixierte.
„Herr Kapitän, ich darf mich vorstellen, Ute von Braun! Entschuldigen Sie bitte mein Zuspätkommen.“
„Angenehm, Kapitän Gerd Bau. Das dort ist der erste Offizier Jan Huber. Und der Herr an ihrer rechten Seite ist unser Hafenlotse Herr Thomsen. Ihre Aufgabe an Bord werde ich der Besatzung demnächst erklären, doch lassen Sie sich erst mal
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