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SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

Titel: SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Kittner
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vom Chiefmate ihre Unterkunft zeigen.“
    Der „Alte“ bediente die Bordkommunikation.
    „Vor und Achterleinen los, Jungs!“
    Das Bugstrahlruder und die beiden Heckpropeller mit einer Maschinenkraft von achttausend Pferdchen schoben den Schiffsrumpf quer zur Fahrtrichtung, weg von der Pier.
    Kurz darauf verschwieg das rumpelnde Geräusch des Bugstrahls.
    Beide Hauptmaschinen gingen auf Halbe Fahrt Voraus, als Jan wieder auf der Brücke erschien.
    „Die Dame ist untergebracht, Käpt’n!“
    „Danke, lassen Sie die Leute die Lotsenleiter fertigmachen, Chiefmate“, und dann dem Pilot zugewandt: „An welcher Seite, Lotse?“
    „An Steuerbord bitte! Ruder zehn Grad Backbord!“, war die Antwort.
    „Zehn Grad Backbord liegen an!“, meldete der Kapitän vom Fahrstand aus.
    Die „Atlante“ nahm mit Backbordruder aus dem Norderloch kommend, bei ablaufender Tide zum Elbstrom hin, Kurs auf das Lotsenhöft.
    Einige Kommandos und Manöver später kam ein Lotsenversetzboot längsseits, der Lotsenwechsel fand statt. Von nun an hatte der Elblotse die dem Kapitän oder Wachoffizier beratende Funktion.
    Oben auf der Anhöhe gegenüber der Blohm und Voss sah Jan das imposante Gebäude des Tropenkrankenhauses und er fühlte sich etwas schwindelig, so wie bei einem Fieberanfall, schenkte dem aber keine weitere Betrachtung. Rechts vom Hospital erblickte er im regnerisch finsteren Grau in Grau auf der Anhöhe den Turm der Michaeliskirche, kurz „Michel“ genannt, eines oder auch das Wahrzeichen der Hansestadt.
    Das Schiff glitt an Blankenese und seiner Seefahrtschule vorbei, zu der er nun aufsah, derselben Schule, an der Jan das Offizierspatent erstand, in der der „Müller Kraus“ in Form des Handbuches für die Schiffsführung eines der wichtigen Utensilien gewesen war.
    Dort oben auf den hohen Endmoränen-Ufern der Elbe begann seine Offizierslaufbahn damals.
    Das Bordleben fing jetzt, wie immer, an.
    Nur es war eben nicht wie immer.
    Dagegen stand eine Dame namens Ute von Braun.
    Eine Frau an Bord ist eben nicht jedermanns Seemannes-Geschmack, und schon gar nicht, wenn diese aussieht, wie eben eine Göttin auszusehen hat.
    Am Willkommenhöft saß niemand vor Kaffee und Kuchen, man dippte die Hamburger Flagge zum Gruß des auslaufenden Schiffes.
    Niemand ließ für den Pott das allbekannte Hamburger Abschiedslied über die Lautsprecher an Land erklingen.
    Sie stahlen sich bei Nacht und Nebel anonym davon, so sah es aus.
    Stunden später passierten sie Cuxhaven und die von den Kollegen der Marine sogenannte „Magnetpier“, an der lange graue Farbstreifen die Fehlmanöver der Flottenschiffe verewigten.
    Neun Stunden später wurde der Elblotse beim Leuchtschiff ELBE 1 abgesetzt. Die lange Seereise begann, die Ereignisse nahmen ihren Lauf und das Schiff nahm in der groben von Nordwesten einkommenden See Fahrt auf, während zwei Matrosen die Lotsentreppe sowie den für alle Fälle bereitgehaltenen Rettungsring seefest verstauten und die See das Hauptdeck als Spielplatz benutzte.
    Jan fühlte noch mal und nur einen kurzen Augenblick lang ein leichtes Schwebegefühl im Kopf.
    Was soll’s, wird schon nichts sein.
    Passierte ihm nicht oft, aber ab und zu.
    Es war das gleiche Scheißgefühl wie bei der Seekrankheit oder dem „Kopfunten“ auf der Achterbahn.

An Bord der „LENIN“
    28. Mai
     
     
    Ein Tiefausläufer machte es der „Lenin“ nicht einfach voranzukommen. Volle Kraft zu laufen, verbot die gegen den Eisbrechersteven heranrauschende von Minute zu Minute höher auflaufende See, die das Vorschiff dem bleigrauen, bedeckten Himmel entgegenwuchtete, die Wassermassen bis an die Brückenfenster trug und den Rumpf des Schiffes jedes Mal erzittern ließ, um wenig später abzutauchen ins darauffolgende Wellental.
    Wasserschöpfend begann dann alles wieder und wieder.
    Die rotierenden Klarsichtscheiben schafften es immer seltener, freie Sicht zu schaffen.
    Alle Ausguckposten hatte der Kommandant besetzen lassen.
    Beide Radargeräte suchten die See rundherum in der Hoffnung ab, rechtzeitig vor großen Eisschollen oder kleinen Eisbergen warnen zu können, denn auch Kleintiere machen Mist und, im Falle eines Schiffes, äußerst unerwünschte Löcher im Unterwasserschiff.
    Eine nicht leichte Einpeilaufgabe im Schneetreiben und zwischen Wellenbergen und Schaumkappen, denn die flachen Eisschollen wissen was vom tödlichen Versteckspiel.
    Die Smutjes in der Bordküche versuchten fluchend, Töpfe und Pfannen zu bändigen sowie

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