SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
Fernandez dirigierte seine Hände mit ausgestreckten Armen der flimmernden Flexiwand entgegen, berührte diese schließlich.
Die Wand gab leicht nach.
Aber weiter geschah nichts.
Der General erschien nun ebenfalls an der Wand, rechts vom Doktor, behandschuht und mit einem Stöpsel im linken Ohr, wie der Arzt aus dem Augenwinkel feststellte.
Die Hände des Generals berührten die Wand.
Ergebnis gleich null.
Das Geräusch einer Detonation ließ alle zusammenzucken.
Eine Lichtstrahlerlampe war explodiert.
Doktor Fernandez wandte ruckartig seinen Kopf nach hinten und spürte, wie er den Stöpsel verlor. Obwohl seine Reflexe sehr gut waren, konnte er dieses Ding nicht mehr auffangen.
Als die Lage sich beruhigte, nahm er das hautfarbene kleine Ding vom Boden mit der linken Hand auf und führte ihn ins linke Ohr ein, während der General ihn lächelnd beobachtete.
„Nein, Herr General, ich bin kein Schlappschwanz, wie Sie glauben!“, antwortete er gedanklich.
„Wie bitte, woher wissen Sie, was ich dachte?“, hörte er, ohne dass der General auch nur die Lippen bewegt hatte.
Doktor Fernandez entledigte sich des Stöpsels sofort, während sich die beiden Männer erschrocken ansahen.
Mustafas Warenlager
2. Juni, abends
Der Militärjeep hielt in einer aufgewirbelten Sandwolke, dicht vor einer Wellblechhütte nahe des Hauptmarktes.
Stundenlang waren die Jeeps mit den zwei Hafenpolizisten, Mamoud, David und dem „Araber“ im ersten, zwei Polizisten, Yusuf mit eingegipstem Arm, dem „Dünnen“ und dem „Boxergesicht“ im zweiten, kreuz und quer durch den Ort gefahren.
Die Leute, die Mamoud nach dem Aufenthalt des Trödlers Mustafa befragte und von denen er annahm, sie wüssten es, zeigten mal in diese, dann wieder in jene Richtung.
Einer wollte sogar wissen, dass Mustafa heute auf dem Markt in der 18 Kilometer entfernten Stadt Arta seinen Geschäften nachging.
Einer näheren Befragung seitens eines der Hafenpolizisten hielt dieser Witzbold jedoch nicht stand und gab zu, dies nur vom Hörensagen über drei Stationen, die es auch nur vom Hörensagen wussten, zu wissen.
Schließlich trafen sie ein Clanmitglied des Trödlers, der sie auf einem uralten Fahrrad auf einem Geröllweg überholte und den Mamoud vom Sehen her kannte. Der gute Mann, angesichts der zwei Jeeps, den grimmig dreinschauenden, staubbepuderten Insassen in Uniform, fand sich bereit, den wahren Aufenthaltsort Mustafas preiszugeben.
Eine baufällige Wellblechhütte unter Tausenden, jedoch die einzige mit rotem Wellblechdach.
Und richtig, als der „Dünne“ aus dem zweiten Jeep stieg, hörte er Mamoud rufen: „Mustafa, Augenblick bitte, die Leute hier wollen mit dir reden!“
Und als er aufblickte, sah er einen älteren Mann in einem weißen Überkleid, dem Labilab, sowie einer mehrfarbigen, zylinderförmigen Kopfbedeckung, der ängstlich auf die beiden Militärjeeps und den ihn rufenden Mamoud sah.
Der „Araber“ hatte inzwischen den ersten Jeep verlassen und den einzig möglichen Fluchtweg Mustafas abgeschnitten.
Mustafa gab auf, sollte er Fluchtgedanken verspürt haben, so waren diese sowieso schon verworfen. Der Beifahrer des zweiten Jeeps nahm die angeschlagene Uzi herunter und verstaute sie unter seinem Sitz.
Alle, außer den Polizisten, welche die Jeeps und die nähere Umgebung bewachten, betraten das Blechhüttenwarenlager, unter dessen Dach sich die Hitze staute.
Sie hielten Mustafa in ihre Mitte eingezwängt.
Einmal an das Halbdunkel in ihr gewöhnt, konnten sie außer einigen Regalen, vollgestopft mit diversen Elektroartikeln vergangener Tage, auch einen hölzernen Tisch und vier wacklige Holzstühle an einer der Raumwände entdecken sowie das Monster eines viktorianischen Schreibtisches und einen fast neuen Schaukelstuhl dahinter.
Auf dem Schreibtisch, hinter dem sein Besitzer im Schaukelstuhl Platz nahm, stand ein schwarzes altmodisches Bakelittelefon mit runder Wählscheibe und gleich daneben ein schwarzer Personalcomputer mit grauem, also abgeschaltetem Bildschirm.
David stellte bei sich selbst fest, dass weder das Telefon noch der Computer in irgendeiner sichtbaren Form mit Kabeln versehen waren.
„Ihr kommt weswegen?“, fragte Mustafa in den Raum.
„Ich gehe davon aus, du weißt, weshalb“, antwortete der „Dünne“ und sah Mustafa an, wie man in nördlichen Gefilden eine Kakerlake betrachtet, leicht angeekelt.
Mamoud meldete seine Verhandlungsansprüche an, denn ihm schien es angebracht, die
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