SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
Sache so bald wie möglich zu einem guten Ende zu bringen.
Er traute dem jetzigen Frieden nicht.
„Mustafa“, sagte er, „du entsinnst dich bestimmt an die Sachen, die du mir vor einiger Zeit abgekauft hast. Du entsinnst dich an die 300 Djibutis, oder nicht?“
Mustafa schaute in die Augen Mamouds und darin las er, als Händler musste man in den Augen der Kunden lesen können, dass die Angelegenheit keinen Spaß vertrug. Und das versammelte Personal in seinem Lager war die zusätzliche Bestätigung.
„Und was springt dabei für einen alten und armen Händler ...?“
„Dein Leben, zum Beispiel!“, fuhr das „Boxergesicht“ eiskalt lächelnd dazwischen. Ein Lächeln, so kalt, dass es den südlichen Zipfel der Kalahari vereisen könnte.
„Nicht doch!“, eine andere, ebenfalls eiskalte Stimme, die des „Dünnen“.
Mustafa schaukelte voraus und zurück, sagte nichts.
Das „Boxergesicht“ machte einige schnelle Schritte, gelangte hinter den Schaukelstuhl und hielt diesen, in seiner Bewegung nach hinten, dort fest.
Mustafa hing schier mit dem Kopf nach unten.
Und über seinem Gesicht erschien das Grinsen des „Boxergesichtes“, welches hämisch fragte: „Gefällt’s dem Herrn Altwarenhändler?“
Mustafa schüttelte mit dem Kopf so gut es eben ging und zeigte mit der einen, freien Hand, denn mit der anderen klammerte er sich an der Armlehne fest, unter den viktorianischen Schreibtisch, während ihm zu viel Blut in den Kopf schoss.
Das „Boxergesicht“ schien erstaunt, versuchte aber, das Zwielicht unter den Füßen Mustafas zu durchdringen.
Alle anderen im Raum verharrten gespannt.
Unter dem Schreibtisch und unter einem abgetretenen kleinen Teppich wurde der Abdruck einer Falltür dem „Boxergesicht“ sichtbar. Er ließ die Rückenlehne los. Mustafa musste die Vorausenergie mit den Füßen abbremsen, damit sein Gesicht genügend Abstand zur harten Tischplatte bewahrte und er seinen Satz Schneidezähne dort behielt, wo sie zu sein hatten, nämlich in seinem Mundraum.
Die gleiche Energie aber benutzte er, um über den Schreibtisch zu hechten, durch die verdutzten „Gäste“ zu brechen und im Nu durch die Tür ins Verderben ...
Aus der UZI eines der Polizisten vor der Hütte kräuselte bläulicher Rauch.
Mehr und mehr Menschen bildeten eine lebende Mauer vor der Wellblechhütte.
Die Hafenpolizisten bildeten eine bewaffnete Front vor der Tür.
Die Lage? Zuspitzend.
In einer Blutlache im Staub des Gehweges lag verkrümmt Mustafa, dessen bunte Kopfbedeckung die Fußspitzen eines der Mauerbildenden berührte.
Vielstimmiges Gemurmel.
Erzürnte, teilweise hassaustrahlende Blicke.
Aus der Lagertür in die Sonne tretend tauchten diverse, den anwesenden Zuschauern unbekannte Leute auf, die äußerst behutsam eigenartige Gegenstände auf ausgestreckten Armen vor sich hertrugen, was anscheinend einiges an Kraft kostete.
Die Grimassen und Schweißausbrüche der Träger wiesen jedenfalls darauf hin.
Die Fremden bahnten sich unter dem Schutz der waffentragenden Uniformierten eine Schneise.
Die näherkommenden Sirenen einiger Fahrzeuge bewirkten eine Verbreiterung, bis die Schneise eine Allee war, bis hin zu den wartenden Jeeps. Dort luden die Männer die Gegenstände auf den einen, stiegen so gut es ging auf den zweiten und ließen zwei Hafenpolizisten auf Befehl des „Dünnen“ zurück, um im gleichen Augenblick Fahrt aufzunehmen, als ein Unfallwagen und zwei Polizeifahrzeuge in einer Staubwolke neben dem verbleibenden Jeep anhielten, was fast eine Panik unter den Schaulustigen auslöste.
Polizisten sprangen auf die Straße mit vorgehaltenen Pistolen, machten Front gegen eine Menschenmauer, die langsam und unwillig wich.
Zwei der Polizeijeeps verließen, Menschen und Material beladen, blauen stinkenden Auspuffqualm hinterlassend, die Szene unter den jahrhundertealten Dattelpalmen.
Was die erbosten Menschen als Letztes sahen, war das zurückgewandte Gesicht eines jungen Mannes in einem der Fahrzeuge.
Und Mamoud sah Menschen hinter dem Jeep, in dem er saß, in einer Staubwolke verschwinden, deren einzelne Gesichter nun eine Masse von Köpfen und Körpern bildeten.
Die Wege der beiden Jeeps trennten sich kurz vor Djibutis militärischem Teil des Flughafens.
Der mit den drei Jungen an Bord hielt auf eine riesige Halle mit gewölbtem Dach zu, der andere, beladen mit den Gerätschaften aus Mustafas Lager, schlug die vierspurige Straße in Richtung Innenstadt und Hafen ein.
Zwanzig
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