SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
Wasserpfütze im Staub und feuchte Spuren eines Rinnsals an einer der Felswände.
Das musste erkundet werden. Man nahm Proben.
Dem Anagu fiel außerdem eine geradlinige, sehr feine Ritze im Gestein auf, dessen Verfolgung der Linienführung den Schluss zuließ, dass das Ganze eine geheime Pforte oder Tür im Felsen sein konnte, mit weniger als zwei Quadratmetern Fläche und in 30 Zentimeter Höhe über dem Boden.
Demnach eine Tür mit einem Süll, beinahe so, wie an Bord von Schiffen üblich.
Gleichzeitig traf der erste Mann vor der flexiblen Wand an, machte sofort einen Rückzieher und avisierte den Oberleutnant wie befohlen, der sogleich vor dieser vermeintlichen Tür und der flexierenden Wand stand und einen Fotoapparat ausrichtete.
Der junge Oberleutnant Mark Still überließ die Kamera einem Soldaten und ging, nach allen Seiten sichernd, allein heldenhaft der eigenartigen Wand am Ende des Ganges entgegen.
Hinter ihm formierten die restlichen Männer leicht gebückt, schussbereit.
Im Licht einer Taschenlampe, auf einem Pistolenlauf montiert, erschien die Ablage der eigenartigen Handschuhe und die dazwischen liegenden, hautfarbenen Stöpsel, als welche der Oberleutnant jene Objekte definierte.
Was aber hatten diese Utensilien mit der flexiblen, lichtaufsaugenden Wand am Bein?
Der Offizier entnahm dem Fach ein Handschuhpaar, welches für seine Hände viel zu klein schien.
Einer seiner Leute und ein Anangu taten es ihm nach.
Die Handschuhe passten allen haargenau, wie angegossen, schon während der ersten Probe, was die Leute sobald feststellten und mehr oder weniger erstaunt und beunruhigt sahen.
Und diese Stöpsel? Sie mussten einfach für ein Ohr sein, für was sonst bei deren Form?
Zwei der Männer steckten sie jeweils in ihr linkes Ohr, denn sie waren Linkshänder, ein Anangupolizist ins rechte.
Den beiden Aussies geschah dasselbe wie den beiden Europäern vorher, sie kommunizierten, wenn auch äußerst verschreckt und aufgeregt, per Gedankenübertragung untereinander.
Der Oberleutnant, dem klar wurde, hier auf etwas ganz Neues gestoßen zu sein, beantwortete sich selbst die innerlich gestellte Frage: Sind die beiden Europäer hinter der Wand?, mit einem eindeutigen „Ja“!
Er berührte zusammen mit dem Anangu beidhändig die Wand, die sie durchstießen wie ein Messer die Gelatine.
Der zweite Aussi folgte auf dem Fuße, seine Pistole vorausgerichtet, lauernd, ängstlich.
Und während der Oberleutnant noch auf seine Füße schaute, sich vergewissernd, jene nicht auf der anderen Seite gelassen zu haben, hörte er an seiner Seite den Ausruf: „STOPP IN THE NAME OF ANANGU POLICE !“, was sich wie Donnergrollen im Gewölbe ausbreitete.
Mark Still sah auf, erkannte im ersten Augenblick nichts, was es Wert gewesen wäre, diese Aufforderung auszurufen.
Doch dann nahm er zwei verschwommene Gestalten in einigen Metern vor ihnen wahr, welche erstaunt über ihre Schultern sahen. Einer der beiden streckte einen Arm mit zur Faust geschlossener Hand in Richtung der Felswand aus.
Das müssen die zwei europäischen Eindringlinge sein , schoss es dem Offizier durch den Kopf.
Fast gleichzeitig meinte er voraus am Boden ein, wie es ihm schien, Bündel Altkleider auf dem felsigen Boden liegen zu sehen.
Die beiden Eindringlinge vor ihnen wandten sich langsam ihnen entgegen, blieben aber auf ihren Plätzen, stellten keine erkennbare Gefahr dar.
Zur Sicherheit schickte er ein: „Don’t move!“ leise aber unüberhörbar den beiden da vorne entgegen.
Langsam und behutsam drangen seine Männer weiter vor, so weit, bis die Füße des Oberleutnants an das vermeintliche Altkleiderbündel stießen, ihm sofort ein leises klapperndes Geräusch ins freie Ohr drang, welches mit den Gedanken seines Begleitsoldaten im anderen Ohr vermischt ihn hinreichend verunsicherte.
Dem Offizier gelang es nicht, alle sinnlichen Eindrücke jetzt und gleichzeitig zu verarbeiten.
Das an der Decke und den Wänden mitlaufende, unbekannte Leuchten, fremde Gedanken, die beiden Europäer dort voraus, das Kleiderbündel mit klapperndem Inhalt dort am Boden, der Einsatzbefehl, die Gedanken an den Rest der Gruppe hinter der flexiblen Wand.
Zu viel auf einmal.
Er setzte sich einfach auf den Boden, der ihn angenehm überraschte, denn der fühlte sich nicht kalt, sondern eher lauwarm an.
Die beiden Europäer hatten bis zu diesem Augenblick nicht ein Wort, geschweige denn einen Satz artikuliert.
Keine Fragen, keine Hinweise, einfach
Weitere Kostenlose Bücher