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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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»Lassen Sie sich die Personalien der Herrschaften geben.«
    Er hatte keinerlei Weisungsbefugnis, aber sein Ton überzeugte. Harry nahm Bob das Erpressungsgeld aus der Hand und verfrachtete sie in den Rucksack. Er fasste Bob am Ellenbogen und führte ihn zu seinem Auto, das mit offener Tür und laufendem Motor zwischen Fahrplankasten und Fahrradständern vor dem Bahnhofsportal stand.
    »Das ist zuviel für heute«, Bob schüttelte während der Fahrt immer wieder den Kopf. »Wo bin ich denn da hineingeraten – oder träume ich?«
    Er kniff sich tatsächlich in den Arm.
    Harry gab Vollgas.
    An der Rückseite des Präsidiums fuhr er, von der Presse unbemerkt, in die Tiefgarage.
    Vor dem Aufzug fragte Harry: »Kennen Sie ’nen Typ, der Wieckmann heißt?«
    »Wer soll das denn sein?«
    »Ein Mann, Mitte Fünfzig, war die letzten Monate in einem Altersheim in Konz.«
    »Nee.«
    Sie betraten die Kabine des Aufzugs. Erst jetzt konnte Harry den Geruch einordnen. Bob hatte eine Alkoholfahne.
    »Sie haben ja getrunken!«
    »Nur ein paar Cognacs in Luxemburg. Ich vertrag nix, ich trink normalerweise keinen Alkohol.«
    »Schätze, Sie kiffen lieber.«
    Bob wurde nervös: »Sind Sie vom Rauschgiftdezernat?«
    »Nein, nein«, Harry hob beschwichtigend die Hände.
    »So, ab jetzt sag ich nichts mehr ohne einen Anwalt. Ich bin heute genug gelinkt worden. Es reicht. Ich lass mich nicht mehr länger verarschen. Erst schicken mich die von FARMERS mit ein paar Millionen durch die Gegend. Dann überfallen mich die Bull … Ihre Kollegen in Luxemburg und das gleich zweimal. Dann die Sache mit den Fernsehleuten«, Bob redete sich in Rage. Die Fahrstuhltür zum ersten Stock war offen. Harry peilte in den Flur. Er war zum Glück leer. Schnell drückte er den Knopf zum sechsten Stock.
    Er war vorhin einer Eingebung gefolgt. Als Bob am Präsidium auftauchte, lief er nicht wie die anderen zum Eingang, sondern setzte sich gleich in einen Wagen und konnte so die RTL-Leute verfolgen. Er hatte das Fernsehbild dieses widerlichen Gladbeckentführers vor Augen, der dem Mädchen seine Knarre an die Schläfe hielt. Sie wurde später erschossen …
    »… dann drängt der Luxemburger mir den Cognac auf, und hier soll ich deshalb meinen Lappen abgeben. So langsam fühle ich mich verarscht.«
    Sie erreichten den sechsten Stock. Als Harry Bobs Ellenbogen berührte, schüttelte er die Hand energisch ab: »Ich kann noch alleine gehen.«
    In seinem Büro bot er Bob einen Stuhl an: »Ich bin gleich wieder da. Entspannen Sie sich.«
    »Ich komme gerne abends zur Polizei zum Entspannen. Ist ein gutes Plätzchen dafür«, Bob drückte die Rückenlehne nach hinten und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    Harry stellte einen Aschenbecher auf den Tisch.
    »Falls Sie …«
    »Vergiftete Zigaretten rauchen? Oder habt ihr ein paar sonstige beschlagnahmte Sachen zum Smoken?«
    »Nee, aber vielleicht haben Sie ja was dabei«, Harry versuchte ein Grinsen und schlüpfte aus der Tür.
    Vom Ende des Gangs rief er bei Stiermann an. Monika meldete sich.
    »Gib mir mal den Chef.«
    »Wie heißt das Zauberwort?«
    »Aber flott!«
    »Schon besser, so viel Zeit muss sein«, sie gab den Hörer an Stiermann weiter.
    »Chef, für Sie.«
    »Wie kommen Sie …«
    »Sorry, ich wollte eine Konfrontation vermeiden. Bob ist bei mir oben im sechsten Stock.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Er ist mit den Nerven am Ende, er verlangt einen Anwalt, wir müssen behutsam vorgehen, sonst macht er dicht.«
    »So ein bullshit, das würde noch fehlen!«
    Es trat eine Pause ein. Harry schaute den Flur hinunter.
    Hinter der letzten Tür rechts war Waldes Büro. Auf das große Fenster am Flurende war Walde einmal voll aufgelaufen. Das war nach einer ausgedehnten Feier in der Kantine gewesen. Noch am nächsten Morgen war der Abdruck seiner Haarpracht am Fenster zu sehen.
    »Was schlagen Sie vor?«, so versöhnlich hatte Stiermann schon lange nicht mehr geklungen.
    Gehaltserhöhung, 100 PS mehr für den Dienstwagen, mehr Urlaub, schusssichere Westen für alle, einen richtigen Koch für die Kantine, Harry musste sich zusammenreißen.
    »Bitte halten Sie den Manstein raus. Eine ganz ruhige Befragung, nur Sie und ich, und danach muss ich dringend mit ein paar Leuten zu dem Haus dieses Wieckmann, dem Toten aus dem Konzer Altenheim.«
    »Okay, ich komme.«
    *
    Niemand hatte ein Handy. Im Haus fand sich kein Hinweis auf den Namen des Erpressers. Wo waren Waldes Brieftasche und Polizeimarke

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