Soko Mosel
erkannte den Soko-Chef: »Herr von Manstein, wann wurde das LKA eingeschaltet? Hat es schon Festnahmen gegeben?«
Der Angesprochene duckte sich noch tiefer. Vor ihm bildete sich eine undurchdringliche Mauer. Die Pressekollegen hatten mitbekommen, um wen es sich handelte.
»Kein Kommentar«, kam es von Manstein zaghaft über die Lippen.
»Die Bürger haben ein Recht auf Information, schließlich sind Menschenleben in Gefahr«, die Frau blieb hartnäckig.
»Das kann schon sein, aber …«, von Manstein brach ab.
»Also Sie wollen damit sagen, dass Menschenleben in Gefahr sind. Könnten Sie das etwas näher erläutern?«
»Nein, das habe ich so nicht gesagt«, von Manstein unternahm einen weiteren Versuch, sich einen Weg zum Eingang des Präsidiums zu bahnen.
»Aber Sie haben doch soeben hier vor versammelter Presse gesagt, wir haben das doch alle gehört, das wurde doch auch vielfach aufgezeichnet, dass Menschenleben in Gefahr sind. Sie, als Vertreter des Landeskriminalamtes, haben doch sicher die Leitung in diesem Fall …«
»Ich weiß gar nichts«, entfuhr es dem entnervten Soko-Chef. »Lassen Sie mich durch!«
»Das heißt, Sie haben den Fall wieder abgegeben?«
Vor ihm tat sich eine kleine Lücke auf und von Manstein preschte mit aller Kraft zur rettenden Tür.
*
Das war alles zuviel für Bob. Dieser Mafia-Überfall auf dem Parkplatz – die Kerle entpuppten sich als deutsche Bullen – und dann die Aktion der Luxemburger Flicken, die alles andere als zimperlich vorgingen. Wenn nicht bald klar geworden wäre, dass es sich um deutsche Bullen handelte, hätte es bestimmt noch Prügel gesetzt. Und als Bob dann erfuhr, dass er in den letzten Stunden ein paar Millionen durch die Gegend kutschiert hatte, hätte es ihn fast umgehauen. Davor hatte ihn im letzten Moment ein Glas Cognac bewahrt.
Und nun saß er schon über eine Stunde beim Chef der Gendarmerie des Ländchens, trank exzellenten Cognac – soweit er das beurteilen konnte – und führte ein angeregtes Gespräch über den Radsport.
Dass Bob im letzten Jahr die Tour de France am Tourmalet live erlebt hatte und auch noch den einzigen Luxemburger Sieger in der glorreichen Geschichte der Tour de France, Charlie Gaul, mit Namen kannte, hatte Jean-Marie Theis sehr beeindruckt.
Dass Bob obendrein selbst aktiv beim RV Schwalbe in Trier Cross-Rennen fuhr, öffnete ihm das Herz des Gendarmeriechefs. Man sah es dem gedrungenen Mann nicht an, aber, wenn man seinen Erzählungen glauben konnte, und warum sollte ein Polizeichef lügen, war er früher ein begeisterter Radrennfahrer gewesen. Höhepunkt seiner Karriere war die luxemburgische Meisterschaft in irgendeiner Bahndisziplin. Wie hoch der sportliche Stellenwert dieser Leistung war, konnte Bob nicht beurteilen.
Jedenfalls fachsimpelte Bob mit Jean-Marie ausführlich über Rahmen, Räder und Ritzel. Der Luxemburger kannte Rudi Altig noch aus seiner aktiven Zeit. Von Raimund Dietzen, der sich durch seine Erfolge bei der Vuelta in Spanien den Beinamen El Alemán erworben hatte, wurde er grundsätzlich persönlich in dessen Konzer Radgeschäft bedient.
Wenn Jean-Marie noch auf Reggae gestanden hätte und nichts gegen einen Joint einzuwenden gehabt hätte, dann wären sie ganz bestimmt trotz des Altersunterschiedes die besten Freunde geworden.
Der oberste Gendarm Luxemburgs erhob sich: »Du musst dich auf den Weg machen, Monsieur Stiermann erwartet dich sicher schon.«
Er begleitete Bob zum Fahrstuhl, wo er einen Polizisten herbeiwinkte, der Bob zu seinem Auto bringen sollte.
»Ich möchte mich nochmals bei Ihnen bedanken«, sagte Bob zum Abschied.
»Nichts zu danken, sobald ich zwanzig Kilo abgenommen habe, machen wir eine Tour durch die Luxemburger Schweiz«, Jean-Marie grinste und schlug Bob freundschaftlich auf die Schulter.
*
Jos Umarmung hatte bei Walde eine Lehmspur auf der Brust hinterlassen.
»Wo kommt ihr denn her?«
»Harry gab mir den Tipp«, antwortete Doris.
»Wie bitte?« Walde wollte den Kopf schütteln, hielt aber beim ersten Schmerz in der Bewegung inne. »Und warum ist er nicht selbst gekommen?«
»Wäre er auch, aber später, er hatte irgendwelchen Stress.«
»Nicht zu fassen, der lässt mich also hier versauern und bringt euch in Gefahr?«
»Ist ja alles gut gegangen«, versuchte Jo zu beruhigen.
Walde stützte sich beim Treppensteigen auf Jo und Doris. Zum einen hatte er Pudding in den Beinen, zum anderen war es das warme Gefühl von Verbundenheit und Freundschaft, das ihn
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