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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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auch oben in der Diele die Arme auf den Schultern seiner Retter liegen ließ.
    »So, jetzt legst du dich erst mal hin, Doris ruft einen Arzt. Ich geh Marie holen, die sitzt nämlich noch unten im Auto und macht sich inzwischen die größten Sorgen um mich, wenigstens hoffe ich das«, sagte Jo und wandte sich zur Haustür.
    »Ich habe lange genug gelegen. Mein Kreislauf muss auf Touren kommen. Was ich brauche, ist eine Dusche, aber erst müssen wir nach Mathey suchen, der könnte hier irgendwo im Haus sein.« Walde war es heiß, er spürte den Schweiß auf seiner Stirn.
    »Im Keller kann er nicht sein«, Jo öffnete nacheinander die Türen in der Diele. »Hier ist auch niemand, und eine Dusche kann ich auch nicht entdecken.«
    »Dann ist sie oben«, Walde zeigte auf die Treppe.
    »Ich geh vor«, Jo packte seinen Spieß und stieg die Holztreppe hinauf.
    *
    Polizeipräsident Stiermann stand am nördlichen Eckfenster des Konferenzzimmers, in dem die Soko-Zentrale untergebracht war, und starrte gedankenversunken ins benachbarte hell erleuchtete Schwimmbad. An dem großen Tisch in der Raummitte saßen Monika, Grabbe und eine Handvoll LKA-Leute, die teils vor sich hin dösten. Einer telefonierte abwechselnd mit den französischen, belgischen und luxemburgischen Kollegen, die sich darum bemühten, das Handy des Erpressers zu orten. Am Fenster zur Straße hielt Sokoleiter von Manstein Ausschau nach Bob: »Wo bleibt der nur?«
    »Er hat versprochen, von Luxemburg aus direkt hierher zu fahren.«
    »Wir hätten ihn an der Grenze abfangen sollen«, von Manstein trommelte mit den Fingern auf die Fensterbank.
    »Der wird schon kommen«, versuchte Monika ihn zu beruhigen. »Was ich so über seine Fahrweise gehört habe, kann er es sich nicht leisten, sich mit uns anzulegen.«
    »Gibt’s hier immer so viel Presse?«, von Manstein schaute auf den Pulk aus Dutzenden von Journalisten, die im Regen auf dem Platz vor dem Eingang ausharrten.
    »Die kommen vom Finanzministertreffen in Luxemburg«, sagte Monika. »Das war bestes Timing. Die Minister fliegen ab, die Meldung mit den vergifteten Zigaretten kommt, und Trier liegt für die meisten Teams auf dem Weg zur Heimatredaktion.«
    *
    Damit hatte Bob nicht gerechnet, er bog auf den Parkplatz ein, und eine ganze Batterie von Scheinwerfern richtete sich auf ihn.
    »Sie haben also das Lösegeld übergeben?«, die RTL-Reporterin wusste später selbst nicht mehr so recht, warum sie diese Frage gestellt hatte. Eigentlich hatte sie den Ankommenden interviewen wollen, ob er Raucher wäre und was er von der Geschichte mit den vergifteten FARMERS hielt. Die Aufschrift BOB-Kurierdienst hatte sie auf die Idee zu dieser Frage gebracht.
    Bob antwortete durch das heruntergedrehte Fenster: »Ich habe auch erst später erfahren, dass soviel Geld in den Päckchen war.«
    »Habt ihr das?«, die Reporterin drehte sich zu ihrem Team um. Kamera- und Tonmann hoben die Daumen.
    »Wohin haben Sie die Pakete gebracht?«
    Die Kollegen näherten sich ebenfalls dem Wagen, drehten dann aber geschlossen ab, als sich die Eingangstür des Polizeipräsidiums öffnete und der Polizeipräsident in Begleitung seiner Pressesprecherin, des Soko-Leiters und zwei weiteren Kripoleuten erschien. Im Nu waren sie umringt und wurden von allen Seiten mit Fragen bombardiert. Als sie sich endlich aus dem Pulk gelöst hatten, war Bob verschwunden.
    *
    Vorn neben Bob saß die Reporterin, dahinter der Kameramann. Sie kamen an den Kaiserthermen wieder aus der Unterführung heraus.
    »In diesem Sack steckten also die Millionen«, die Frau tippte auf den orangen Rucksack, der über den Beinen des Tontechnikers hinter dem Fahrersitz lag: »Dürfen wir mal hineinschauen?«
    Bob nickte.
    Der Kollege nahm sein Aufnahmegerät von der Tasche. Auf der Rückbank war es zu eng, um mit der Kamera in die Tasche filmen zu können. Es klirrte leise darin, als der Tonmann sie schüttelte. Er langte hinein und zog einen kleinen Schlüssel heraus.
    »Das ist der Schlüssel vom Schließfach im Bahnhof.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass dies ein Gelddepot ist?«
    Bob nickte.
    »Dann nichts wie hin!«, die Reporterin klappte die Sonnenblende herunter. Beim Nachziehen des Lippenstiftes musste sie ohne einen Spiegel auskommen.
    Auf dem Bahnhofsplatz nahm Bob das Rad vom Dach.
    Zuerst wollte er der Bitte der Reporterin, den Rucksack anzuziehen, nicht nachgeben. Aber als sie ihm erklärte, dass dadurch der Schriftzug ›BOB-Kurierdienst‹ millionenfach

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