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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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nicht so überstürzt wegschicken dürfen, Irmchen«, klagte sie an einem Tag, um am nächsten erleichtert zu sagen: »Man hat ihn nicht gefasst. Er ist in Sicherheit, gottlob.«
    Irma sagte nicht viel dazu, außer: »Du hast ja recht, Feda«, oder etwas strenger: »Nu nimm dir mal zusammen!« Es gab ja auch nicht viel zu sagen. Es war, wie es war!
    Obwohl sie wusste, dass er nicht zurückkommen konnte, ließ Feodora nachts ihre Zimmertür unverschlossen, in der Hoffnung, er würde sich heimlich zu ihr schleichen und sie lieben. Sie ritt allein an ihre Stellen am See und im Wald, vielleicht hielt er sich ja da versteckt und wartete auf sie? Aber er war nicht da, nirgends.
    Feodora interessierte sich für nichts außer ihren Schmerz. Nachdem sie einmal den Fahndungsaufruf nach Klaus in den Tageszeitungen gelesen hatte, wanderten die und sogar die früher von ihr so geliebte Gartenlaube ungelesen in den Papierkorb. Auch das Schicksal anderer Menschen interessierte sie nicht. Clärchen Goelder war gestorben. »Schrecklich, das arme Kind.« Mehr sagte sie nicht dazu. Sie fuhr auch nicht zu ihrer Beerdigung, obwohl Georg ihr persönlich geschrieben und sie gebeten hatte zu kommen. Alle Einladungen lehnte sie ab, auch nach Buchenhain wollte sie nicht. Nicht einmal nach Klein Darkehmen ritt sie. Es war ihr da zu laut, zu fröhlich. Hin und wieder kam Ida herüber, versuchte sie aufzuheitern und aus ihrer Lethargie zu holen.
     
    Es herrschte immer noch tiefster Winter. Ida war mit dem Schlitten gekommen. »Die Frau Baronin ist in der Bibliothek«, sagte Ludolf. Er sah Ida traurig an. »Stundenlang sitzt sie da und starrt auf den See. Ich weiß, es steht mir nicht zu, aber können Sie sie nicht mal ein wenig aufheitern?«
    »Ich werde es versuchen, Ludolf. Bringen Sie mir bitte einen heißen Tee. Ich bin steif gefroren.«
    Nachdem sie sich von ihrem Pelz, den Stiefeln und Schals befreit hatte, öffnete sie, ohne anzuklopfen, die Tür zur Bibliothek. »Ludolf sagte mir, dass ich dich hier finde.« Sie küsste ihre Freundin auf beide Wangen. Feodoras Anblick entsetzte sie. »Du siehst ja schrecklich aus, Feda. Gehst du denn gar nicht an die frische Luft?«
    Feodora musste lächeln. »Irmchen sagt mir das auch. Aber ich habe zu gar nichts Lust.«
    »Kajo Wedel hat mir gestern einen Antrag gemacht«, erzählte Ida aufgeregt.
    »Und, hast du akzeptiert?«
    »Nein, natürlich nicht. Du weißt doch, dass ich ihn nicht liebe.«
    »Gut. Ich kann dir nur immer wieder sagen, heirate keinen Mann, den du nicht liebst. Du weißt, es ist die Hölle.«
    »Meine Eltern sind jedenfalls entsetzt. Sie haben wirklich die schlimmsten Befürchtungen, dass ich ihnen ein Leben lang erhalten bleibe.«
    Ludolf servierte den Tee, und so wurde ihr Gespräch für einen Moment unterbrochen.
    »Carl und Maria Goelder haben Zwillinge bekommen«, fuhr Ida fort, als der Diener den Raum wieder verlassen hatte. »Zwei kleine Jungen. Ich fahre nächste Woche nach Weischkehmen, willst du nicht mitkommen?«
    »Nein, danke. Es ist sehr lieb von dir, aber ich kann kleine Kinder nicht ausstehen.«
    »Und was ist mit Königsberg? Georg gibt ein großes Fest, um zu feiern, dass er Onkel geworden ist.« Sie lachte. »Georg findet immer einen Grund zu feiern. Er hat ein neues Haus in den Hufen. Es muss sehr elegant sein. Ich fahre auf jeden Fall hin.« Sie fuhr ihr letztes Geschütz auf. »Sicher ist auch Gottfried da. Er hat dir doch mal ganz gut gefallen.«
    Das war vor Klaus , dachte Feodora. Laut sagte sie: »Wirklich lieb von dir, Ida. Aber ich verspüre noch keine Lust auf eine große Gesellschaft.«
    Ida war ratlos. Sie wusste wirklich nicht, was sie noch tun konnte. Langsam begann sie sich um ihre Freundin ernsthaft Sorgen zu machen.
     
    Feodora hatte Karl Fichtel gebeten, sich weiterhin um ihre Finanzen zu kümmern. »Ich verstehe nichts von Geld und schon gar nichts von Heinrichs Geschäften.«
    »Da gibt es noch etwas«, sagte Karl. »Heinrich hat monatlich eine stattliche Summe nach Troyenfeld überwiesen.« Er sah sie fragend an. »Sollen die Zahlungen weiterlaufen?«
    »Das ist der Kaufpreis für mich. Sozusagen auf Abzahlung.« Sie lächelte bitter. »Nun weißt du es ganz genau. Sie haben mich verkauft, meine reizenden Eltern. Sie sollen ihr Blutgeld weiterbekommen. Aber bitte teile ihnen noch einmal in meinem Namen mit, dass ich sie nie mehr sehen möchte. Das ist unwiderruflich.«
    Einmal im Monat kam Karl nach Gut Eichen, besprach nötige

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