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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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sehen. Von Tag zu Tag wirst du begehrenswerter.«
    Marion sah ihn wütend an, und als Feodora sie begrüßen wollte, zog sie ihre Tochter mit sich und sagte für alle hörbar: »Komm, mein Kind, dieser Person geben wir nicht die Hand.«
    »Das ist ja wohl der Gipfel.« Ida war empört.
    »Ich habe es dir schon hundertmal gesagt, Hasso, dass du der letzte Mann in Königsberg bist, der mich interessiert«, rief Feodora, nachdem sie ihre Fassung wiedergefunden hatte. »Und deiner schrecklichen Frau solltest du endlich Manieren beibringen. Offensichtlich hat sie von zu Hause keine mitbekommen.«
    »Was ist denn mit den Revenaus los?«, fragte Georg, der kurz darauf im Restaurant zu ihnen stieß. »Hasso ist wutentbrannt an mir vorbeigerannt, und Marion sitzt heulend in der Halle.«
    »Diese Kuh hat mich beleidigt. Wo immer ich Hasso treffe, stürzt er sich auf mich, obwohl ich ihn wahrlich nicht ermuntere.« Feodora war immer noch außer sich. »Sie ist eifersüchtig, aber was kann ich denn dafür? Jeder weiß, dass er sie nur wegen ihres Geldes geheiratet hat. Wenn sie so weitermacht, wird sie mich kennenlernen!«
    Aber schon bald war sie abgelenkt: Georg erzählte von seinen Vorbereitungen für ihre gemeinsame Reise nach Ägypten und die Schifffahrt auf dem Nil. Nach der Jagdsaison wollten sie aufbrechen. »Diese Kähne sind von einer schrecklichen Primitivität«, sagte er. »Ich lasse Teppiche,Porzellan und Kandelaber mit Kerzen vorausschicken, damit wir wenigstens etwas Komfort haben. Arndt wird uns begleiten. Man weiß ja nie, was für Bedienstete es dort gibt.«
    »Wann werdet ihr denn zurück sein?«, fragte Ida.
    »Keine Ahnung«, sagte Georg. »Wir wollen ja nicht hetzen. Was meinst du, Feda, sollen wir über München zurückreisen? Ich habe kürzlich Corinth, den Maler, getroffen. Er gedenkt, sich demnächst dort niederzulassen. Die Kunstszene da sei sehr interessant, sagt er. Warum fragst du, Ida?«
    »Ida ist schwanger«, sagte Feodora. Sie sah zu Ida. »Wann erwartest du denn deine Brut?«
    Nachdem Ida Georgs Glückwünsche entgegengenommen hatte, sagte sie: »Doktor Grüben meint, im Februar oder März, genau kann er sich nicht festlegen.« Sie war immer noch leicht verstimmt.
    »Depeschier mir an unser Hotel in Kairo. Vielleicht sind wir ja rechtzeitig zurück«, meinte Feodora versöhnlich. Sie hasste es, ihre Freundin traurig zu sehen.
    Sie begannen eine Diskussion über die künstlerischen Qualitäten Lovis Corinths und konnten sich nicht einigen, ob man seine Akte nun schön oder obszön finden sollte.
    »Mein Gott, es ist ja schon drei Uhr!« Ida sah entsetzt auf ihre Uhr. »In zwanzig Minuten geht mein Zug.«
    Die kleine Gesellschaft brach hastig auf, und man versprach einander, sich baldmöglichst wiederzusehen.
    Neun Monate nach der Hochzeit, fast auf den Tag genau, am 5. Februar 1891, bekam Ida einen Sohn. Die Depesche erreichte Feodora in ihrem Hotel in Kairo. »Wir sind zu dritt stop Walter ist da stop Taufe in vier Wochen auf Gut Harpenthal Kuss Ida«
    »Wenn du zur Taufe zurück sein willst, müssen wir die Pyramiden sausen lassen.« Georg sah nicht sehr glücklich aus bei dem Gedanken.
    »Kommt gar nicht in Frage. Wir können unmöglich in Ägypten gewesen sein, ohne die Pyramiden gesehen zu haben«, entschied Feodora. Nicht einmal Georg gestand sie, dass sie froh war, weit weg von Ostpreußen zu sein, da sie so wahrscheinlich einer ungewünschten Patenschaft entging.
     
    Die Jahre vergingen. Ein- bis zweimal jährlich besuchte Feodora ihre Tante Carla und Julia von Pulkendorf auf Buchenhain. »Willst du dich nicht mit deinen Eltern versöhnen?«, hatte Carla die ersten Male hoffnungsvoll gefragt. »Dein Vater ist schrecklich unglücklich.«
    Aber Feodora war unnachgiebig. »Nein«, sagte sie jedes Mal kalt. »Ich habe meinen Vater mehr geliebt als alles andere auf der Welt. Aber was er mir angetan hat, kann ich ihm nicht verzeihen.«
    Während Feodora durch die Welt reiste, wie sie es sich als Kind immer gewünscht hatte – oft mit Georg oder mit einem ihrer zahlreichen Liebhaber –, wurde Idas Familie größer. »Deine Freundin ist eine Getriebene, ich glaube, sie ist verrückt«, sagte Albert kopfschüttelnd, wenn wieder eine Karte oder ein langer Brief von Feodora aus irgendeinem Teil der Welt eintraf.
    »Nein, Liebster, du verstehst sie nicht«, warf Ida dann ein. »Sie ist auf der Suche nach dem Glück. Sie weiß es nur nicht.« Sie lächelte. »Ich habe ihr schon mehrmals gesagt,

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