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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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eigentlich nicht, du und Feda? Wie ich höre, seid ihr doch ständig zusammen.«
    »Ich habe ihr schon längst einen Antrag gemacht«, log Georg. »Aber sie will nie mehr heiraten. Du siehst, Vater, ich habe kein Glück bei den Frauen.«
    Die Glocke der hauseigenen Kapelle begann zu läuten – das Zeichen, dass die Trauung in Kürze stattfinden würde. Die Gäste schlenderten in Richtung Kapelle, und Feodora sah, wie Vater Henkiel noch schnell ein Tablett mit Kanapees leerte, bevor er ins Haus ging, um seine Tochter zu holen und zum Traualtar zu führen. »Er ist unglaublich verfressen«, flüsterte Feodora Maria zu. »Ida sagt, er hätte ständig Angst, irgendwann mal zu verhungern.«
    Idas ältester Bruder Johann Henkiel, Pfarrer an der Reformierten Kirche in Insterburg, traute das Paar und hielt eine anrührende Rede. Antonia Henkiel war in Tränen aufgelöst. Ida meinte später, dass nicht nur Rührung, sondern auch eine gewisse Erleichterung, das »späte Mädchen« doch noch unter die Haube gebracht zu haben, dabei eine Rolle gespielt hätten. Auch Feodora hatte Tränen in den Augen. Sie träumte von Klaus und beweinte ihre verlorene Liebe.
    Feodora sah Ida nun nicht mehr so oft, denn die ging in ihrer Rolle als Ehefrau vollkommen auf. Es war bereits wieder Mitte August, und Ida hatte Feodora eine kurze Note geschickt. »Bin am Mittwoch in Königsberg und muss Dich unbedingt sehen. Gestern war Karl Fichtel bei uns. Er will uns am Mittag ins Hotel Berlin zum Essen ausführen. Vielleicht kommt Georg ja auch mit. Ich komme vorher zu Dir. Es gibt Neuigkeiten. Deine überglückliche Ida.«
    »Was kann das wohl sein?«, fragte Feodora Georg bei ihrem morgendlichen Ausritt.
    »In zwei Stunden weißt du es«, sagte Georg lachend und verfiel in einen leichten Galopp.
    Als sie sich trennten, versprach er, mittags zu ihnen zu stoßen. »Ich habe auf dem Telegrafenamt zu tun. Das ist ja direkt gegenüber vom Hotel Berlin. Ich bin genauso begierig wie du, Idas Neuigkeiten zu erfahren.«
    Als Ida in der Münzstraße eintraf, fand sie Feodora im Schatten der Pergola auf der Terrasse. Es war ein heißer Tag. Ida ließ sich in einen Korbsessel fallen und fächelte sich mit ihren Handschuhen Luft zu.
    »Harald, servieren Sie uns bitte kalte Limonade, und Erna soll uns zwei Fächer bringen. Die Hitze ist ja unerträglich«, sagte Feodora. Nachdem sie ihre Freundin umarmt hatte, fuhr sie fort: »Nun leg schon los, was gibt es denn für aufregende Neuigkeiten?«
    »Ich bin schwanger!«
    »Waaas …? Das ging ja schnell.«
    »Albert ist völlig außer sich vor Freude, und ich bin es, ehrlich gesagt, auch.« Sie strahlte vor Glück. »Feda, ich möchte, dass du Taufpatin von meinem Kind wirst.«
    Feodoras eben noch fröhliches Gesicht wurde ernst. »Sei mir nicht böse, Ida … du weißt doch, dass ich mit kleinen Kindern nichts anfangen kann, und ich will für nichts und niemanden Verantwortung übernehmen.«
    »Die Verantwortung für mein Kind übernehme ich schon selbst.« Ida war merklich verärgert.
    »Aber man weiß ja nie, was passiert …«
    »Was soll denn passieren?«
    »Ach, was weiß ich …«
    Das Eintreffen Karl Fichtels unterbrach die hitzige Diskussion, die in einem heftigen Streit zu enden drohte. »Was haltet ihr von einem kleinen Spaziergang?«, fragte Karl gut gelaunt, die angespannte Stimmung ignorierend. »Es ist so ein herrlicher Tag. Die paar Schritte werden uns guttun.«
    Als Ida verschwand, um sich kurz die Hände zu waschen, fragte er Feodora: »Was ist, habt ihr gestritten?«
    »Eine kleine Meinungsverschiedenheit. Übrigens, Ida ist schwanger.«
    »Ich weiß, Albert ist außer sich vor Freude. Sie sind sehr glücklich, die beiden.«
    »Ja, es scheint so.« Feodora war verstimmt. Sie hatte Ida nicht kränken wollen. Aber die kannte sie doch, warum fragte sie sie überhaupt?
    Während sie die Münzstraße hinunterschlenderten, entspannte sich die Situation. Sie überquerten den Münzplatz und bogen in die Junkerstraße ein. Überall begegneten ihnen Bekannte. Man blieb für einen Moment stehen, plauderte, und bald war auch Feodora wieder bester Laune. Das mit Ida würde sich schon wieder einrenken, nie waren sie für längere Zeit zerstritten gewesen. Doch ihre gute Laune sollte gleich noch einen Dämpfer bekommen.
    In der Halle des Hotels trafen sie auf Hasso und Marion von Revenau mit ihrer kleinen Tochter Elsa. Hasso begrüßte Feodora überschwänglich. »Die schöne Feda. Was für eine Freude, dich zu

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