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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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glauben gar nicht, wie sehr ich mich freue.«
    Anschließend sprach Carla mit Leopold. Sie bat auch Natascha und Feodora, bei dem Gespräch dabei zu sein. »Feda, du bist jetzt fünfzehn Jahre alt …«
    »Fast schon sechzehn«, warf Feodora ein.
    »Nun gut.« Carla lächelte. »Also, auf jeden Fall bist du nun in einem Alter, in dem du nicht mehr auf Bäume klettern und allein durch die Gegend reiten solltest.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Natascha.
    »Ich finde, dass eure Tochter so bald wie möglich auf eine Schule für höhere Töchter geschickt werden muss.«
    »Und wer soll das bezahlen?« Leopold sah Carla bekümmert an. »Du weißt doch …«
    »Ich, mein lieber Bruder, ich werde die Kosten übernehmen.«
    »Und was wird aus Jul… Fräulein von Pulkendorf?« Feodora war entsetzt. Man wollte sie wegschicken aus Troyenfeld, weg von ihrem Vater, der so unglücklich war und den nur sie noch zum Lachen bringen konnte. Ihre herrlicheFreiheit sollte sie verlieren, eintauschen gegen ein langweiliges Mädchenpensionat?! Eine schreckliche Vorstellung! »Aber was soll aus Julchen werden?« Es war das erste Mal, dass sie die Gouvernante in Gegenwart ihrer Eltern so nannte. »Wenn ich weg bin, verliert sie ihre Stellung.«
    »Das ist bereits geklärt, mein liebes Kind. Sie kommt zu mir nach Buchenhain, als meine Gesellschafterin.«
    »Das ist ja wunderbar«, rief Leopold. Er war erleichtert. Eine Sorge weniger , dachte er.
    Auch Natascha schien begeistert, dass ihre Tochter nun doch noch eine standesgemäße Erziehung bekommen sollte. »Das ist wirklich sehr großzügig von dir, Carla«, sagte sie ungewohnt herzlich. Dann wandte sie sich an Feodora, die mit finsterem Gesicht am Fenster stand. »Dir dürfte es nicht entgangen sein, dass es kein Vermögen mehr gibt. Sei froh, wenn du dank der Güte deiner Tante eine anständige Erziehung erhältst. Ohne eine Mitgift wird es sowieso sehr schwer sein, dich an den Mann zu bringen.«
    »Ich brauche keine Mitgift«, schrie Feodora aufgebracht. »Wer sagt denn, dass ich heiraten will? Verheiratet zu sein ist schrecklich! Ich will nicht so leben wie ihr, niemals!« Wütend lief sie aus dem Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Die anderen waren wie erstarrt.
    »Reizend deine Tochter«, sagte Natascha kalt zu Leopold.
    »Na, so ganz unrecht hat sie ja nicht!«, entfuhr es Carla.
    Wortlos verließ Natascha den Raum.
    »Es tut mir leid, Leopold. Es ist mir einfach so rausgerutscht«, entschuldigte sich Carla.
    »Lass gut sein, Schwesterherz, ihr habt ja recht, du und Feda. Was wir unserer Tochter vorleben, ist ja nun wirklich nicht sehr erstrebenswert.«
    »Noch etwas möchte ich mit dir besprechen, Leopold. Ich will Elfriede auf Buchenhain zurückhaben. Kannst du dich um eine neue Mamsell kümmern?«
    »Ja, ja, das wird kein Problem sein.«
    »Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit. Elfriede sagt, dass Irma bei ihr sehr gut kochen gelernt hat. Willst du sie als Mamsell anstellen?«
    »Irma, ist das nicht das Dienstmädchen, das bei Feda schläft?«
    »Ja, das ist sie, und in ihrer freien Zeit geht sie Elfriede zur Hand.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Du scheinst eine ganze Menge nicht zu wissen. Deine Tochter hat diesem Mädchen lesen und schreiben beigebracht. Und rechnen soll sie inzwischen auch ganz gut können.«
    Leopold war sprachlos.
    »Übrigens, Irma hat, seitdem sie hier ist, keinen Lohn bekommen. Elfriede hat ihr ab und zu etwas zugesteckt. Würdest du bitte dafür sorgen, dass sich das ändert?«
     
    Fräulein von Pulkendorf schaffte es, Feodora davon zu überzeugen, dass der Vorschlag ihrer Tante das Beste für sie war. »Du musst hier raus, Kind. Ich habe da ein Töchter-Institut in Königsberg im Auge, von dem ich nur Gutes gehört habe. Und ich verspreche dir, jedes Mal, wenn ich meine Mutter besuche, komme ich bei dir vorbei.«
    Anfang Januar fuhren Leopold und Feodora zunächst zur Hasenjagd nach Weischkehmen. Die Goelder-Jungen bedauerten sie heftig, dass jetzt auch sie, wie die meisten Mädchen ihres Alters, in so eine »blöde Weiberschule« gehen musste.Aber noch fürchterlicher fanden sie und ihre Freunde den »alten Bock« Heinrich von Harden, der sich wie schon bei der Herbstjagd beim abendlichen Tanz auf ihre Freundin stürzte. Dreimal hintereinander hatte er Feodora aufgefordert und dabei schrecklich geschwitzt. Ganz außer Atem war er gewesen bei der Polka, aber als er sie bei einem langsamen Walzer fest an sich drückte, begann er

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