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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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durften sie sie und Ida auf einen Spaziergang am Hafen oder einen Kaffeehausbesuch mitnehmen, was für die Mädchen jedes Mal ein Festtag war. Carla und Julia von Pulkendorf waren glücklich, dass ihr Liebling ohne Probleme die Schule absolvierte und auch noch Spaß dabei zu haben schien. »Was für ein Glück, dass gerade Ida auf demselben Institut ist«, sagte Carla immer wieder. »Sie haben sich als kleine Mädchen schon so gut verstanden und sind nur durch diese schreckliche Mutter so wenig zusammengekommen.«
    »Ich weiß, Carla. Du glaubst gar nicht, wie ich mit dem Kind gelitten habe«, stimmte Julia zu.
     
    Wie jedes Jahr war über Nacht der Frühling hereingebrochen. Es war an einem Sonntag Ende April, die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Es hatte sich eingebürgert, dass Carla und Julia jeden Sonntagmittag Troyenfeld besuchten. Zu Carlas Erstaunen war Julia von Pulkendorf eine ausgezeichnete Reiterin, und so machten die beiden Damen, wenn das Wetter es erlaubte, lange Ausflüge zu Pferde.
    »Was meinst du, Julchen, sollen wir heute statt der Kutsche mal wieder die Pferde nehmen?«, fragte Carla beim Frühstück in der Veranda ihre Gesellschafterin. »Es ist zwar noch ein wenig frisch, aber ich hätte Lust, mir Appetit für Irmchens gutes Essen anzureiten.«
    »Gern. Du weißt, wie froh ich bin, dass ich mich endlich wieder sportlich betätigen kann.«
    Lise, Carlas altes Dienstmädchen, das inzwischen etwas fülliger geworden war, servierte gerade herrlich duftenden Kaffee, als der neue Diener, er hieß Emil, auf einem silbernen Tablett eine Depesche brachte.
    »Ach, Hanno kündigt sicher seine Ankunft an.« Erfreut riss Carla das Kuvert auf. »Oh nein …«, flüsterte sie entsetzt, »das darf nicht sein!«
    »Was ist?« Julia war aufgesprungen und hatte das Blatt aufgehoben, das Carla aus den Händen geglitten war.
    »Es ist eine Nachricht aus Berlin … von der Reichskanzlei … Hanno … er ist tot. Er ist friedlich eingeschlafen … sein schwaches Herz.« Mit leerem Blick saß Carla da, nicht fähig, das Schreckliche zu begreifen. »Man teilt mir mit, seine sterblichen Überreste seien bereits auf dem Weg hierher.« Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Mein armer Hanno. Ich weiß, wie sehr er sich auf Buchenhain gefreut hat. Immer wieder hat er es gesagt, noch in seinem letzten Brief …« Sie begann jetzt, leise zu weinen.
    »Weine nur, lass deinen Schmerz heraus.« Julia hatte die Arme um sie geschlungen und wiegte sie sanft hin und her.
    Inzwischen war Elfriede, die von Emil informiert worden war, völlig außer Atem in der Veranda erschienen. »Carlachen, armet Mädchen, wat für ‘ne Tragödje, ne nich, is dat man wieder schrecklich.« Auch ihr standen die Tränen inden Augen. Hilflos streichelte sie ihrer alten Gefährtin über die Haare. »Ik mach dir ‘nen Tee«, war alles, was ihr im Moment einfiel.
    »Und bring Baldrian mit«, rief Julia ihr nach. Sie wandte sich an Emil. »Ich schreibe gleich eine Note. Lassen Sie die bitte sofort nach Troyenfeld bringen. Wir können heute aus gegebenem Anlass nicht zum Mittagessen kommen.«
    »Bitte schreib dazu, dass niemand kommen soll«, sagte Carla schluchzend. »Auch Leopold nicht. Ich möchte allein sein. Wenn es mir besser geht, werden wir am nächsten Sonntag wie gewohnt zum Mittag dort sein.«
    Wie ein Lauffeuer hatte sich Hanno von Harvichs Tod im Landkreis herumgesprochen. Der Strom der Beileidsbesuche riss die ganze Woche über nicht ab. Als Erstes waren ihre Freunde, die Kölichens, herbeigeeilt, entsetzt und traurig. »Carla, du Arme.« Horst hatte sie fest in den Arm genommen. »Lass uns dir unser herzlichstes Beileid aussprechen. Wie hatten wir uns gefreut, dass auch der liebe Hanno bald wieder hier sein würde.« Ihr tiefes Mitgefühl konnte die Kölichens jedoch nicht davon abhalten, wieder Unmengen zu essen und zu trinken.
    »Es wird zwar deinen Kummer um den lieben Hanno nicht mindern«, sagte Horst, während sie sich unterhielten, »aber vielleicht deine Sorge um Leopold.«
    »Was gibt es denn da Neues?«, fragte Carla, die mit ihren Gedanken ganz woanders war.
    »Du wirst es nicht glauben, er spielt nicht mehr.«
    »Das würde ich ja zu gern glauben … Woher willst du das denn wissen?«
    »Du weißt doch, ich verfüge über hervorragende Verbindungen.« Er steckte sich genüsslich eine Zigarre an. »Niemandin Königsberg und Umgebung akzeptiert mehr einen Schuldschein von ihm.«
    »Ach«, seufzte Carla. »Das ist ja mal

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