Solange du atmest
Der Schock traf Miley bis ins Mark. Was, wenn jemand Craig entführt hatte, um seine Eltern zu erpressen?
âHey, was zieht ihr denn für Gesichter?â Teri kam aus dem Wohnzimmer zu ihnen herüber. âIst irgendjemand gestorben?â
Juna brachte sie auf den neuesten Stand. Als sie fertig war, runzelte Teri die Stirn. âAlso, das kann doch eigentlich nur ein dummer Witz sein, oder was meint ihr?â
âKlar, was sonst?â, stimmte Juna ihr zu. âIch schätze, da steckt dieser bekloppte Mike dahinter.â Sie musterte Miley forschend. âAber ich glaube, unsere liebe Miley hier hat das Ganze doch ziemlich verunsichert. Also, wenn du Schiss hast â warum rufst du deinen SüÃen nicht einfach an? Dann kann er dir bestätigen, dass alles in bester Ordnung ist.â
âKlar.â Miley hätte sich am liebsten geohrfeigt. Warum war sie da nicht selbst draufgekommen? Sie rief Craig an und wartete. Als sich nach dem vierten Klingeln die Mailbox anschaltete, legte sie auf. âSeltsam, er geht nicht ranâ, murmelte sie.
âVergiss nicht, dass die Jungs für ihn eine Party schmeiÃenâ, gab Teri zu bedenken. âDa, wo er gerade ist, hört er es wahrscheinlich gar nicht, wenn sein Handy klingelt.â
âTrotzdem, mir gefällt das nicht. Ich versuchâs mal bei Mike.â
Dieses Mal klingelte es nur drei Mal, bevor eine Verbindung hergestellt werden konnte.
âJaâ, meldete sich ein junger Mann â Miley erkannte Mikes Stimme. Aber ihr fiel auf, dass sie gehetzt klang.
âHier ist Mileyâ, sagte sie.
âMiley?â, fragte Mike, und zweifellos wirkte er richtiggehend geschockt.
âJa, ich wollte â¦â
Doch ehe sie aussprechen konnte, wurde die Leitung auch schon wieder unterbrochen, und es war nur noch ein Tuten zu hören.
Ungläubig starrte Miley das Telefon in ihrer Hand an. âAufgelegt!â, murmelte sie irritiert. âEr hat einfach aufgelegt.â
âOhne was zu sagen?â Teri runzelte die Stirn. âHat der sie noch alle?â
Juna zuckte mit den Schultern. âDas muss doch nichts heiÃen. Versuch es einfach noch mal.â
Genau das wollte Miley gerade tun â doch noch bevor sie wählen konnte, wurde sie angerufen.
Erschrocken vom lauten Klingelton ihres Handys, zuckte sie zusammen. Der Anrufer war Mike.
Sofort nahm sie an. âSag mal, Mike, bist du noch ganz dicht? Warum legst du einfach â¦â
Sie wurde unterbrochen. âHier ist nicht Mike. Ich binâs, Fletcher. Mike gehtâs grad nicht so gut, und â¦â
âFletcher? Aber was machst du â¦?â Sie atmete tief durch. âWo ist Craig?â
âWir müssen uns unterhaltenâ, erwiderte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. âKönnen wir uns irgendwo treffen?â
âTreffen? Nein!â, protestierte Miley aufgebracht. âIch gehe nirgendwohin, ehe du mir nicht sagst, was hier los ist! Gib mir Craig, ich will jetzt sofort mit ihm sprechen!â
Sie atmete tief durch. Bis vor ein paar Minuten war sie noch fast sicher gewesen, dass sie sich völlig umsonst Sorgen machte â jetzt nicht mehr. Dass Fletcher sich so seltsam benahm, war ein sehr schlechtes Zeichen. Er war ihr bester Freund und normalerweise die Ruhe selbst. AuÃerdem verstand sie nicht, was er mit Mike zu tun hatte, der immerhin Craigs bester Freund war. Mike sollte bei Craig sein. Fletcher wiederum konnte Craig nicht ausstehen, und dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Eines stand daher fest: Wenn jemand nicht zu Craigs Junggesellenabschied eingeladen worden war, dann Fletcher. Blieb also die Frage, was er jetzt bei Mike zu suchen hatte.
Es war eine kleine Pause eingetreten, und nun hörte sie, wie Fletcher sich angestrengt räusperte. âHör gut zu, Mileyâ, sagte er schlieÃlich, und seine Stimme klang erschreckend eindringlich. âJa, es ist etwas passiert. Und ja, es geht dabei um Craig. Aber mehr kann ich dir am Telefon nicht sagen. Wir müssen uns treffen, und zwar so schnell wie möglich. Du solltest mich lange genug kennen, um zu spüren, wenn ich etwas ernst meine. Und deshalb bitte ich dich jetzt: Lass und dieses Gespräch nicht am Telefon weiterführen.â
Mit einem Mal begriff Miley, dass Fletcher keineswegs scherzte, und sie spürte, wie sich ein dicker Kloà in ihrem Hals bildete. Plötzlich bekam sie nichts
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