Solange du atmest
hängen. âJa, vielleicht hast du auch recht. Nicht wegen Craig. Mensch, ich hab doch nicht mal was gegen ihn. Immerhin hab ich ihn dir sogar vorgestellt, damals auf der Party, erinnerst du dich? Aber hast du schon mal daran gedacht, dass ich einfach ein bisschen Angst haben könnte, hm?â
âAngst?â Miley verstand nicht, worauf ihre Freundin hinauswollte. âWovor denn?â
âNa davor, dass sich jetzt alles ändert, du Dummerchen. Denk doch mal nach: Heute heiratest du, in einem Jahr bekommt ihr Nachwuchs und zieht womöglich in irgendein kleines Kaff am Ende der Welt. Dort seid ihr dann glücklich, und ich hänge hier fest und bin meine beste Freundin los. Keine sehr schönen Aussichten für mich, verstehst du?â
Ãberrascht stellte Miley fest, dass in den Augen ihrer Freundin Tränen schimmerten, und jetzt bereute sie ihre harsche Reaktion von eben schon wieder. Aber darauf, dass Juna sich Sorgen um ihre Freundschaft machen könnte, war sie einfach nicht gekommen. Sie heiratete doch schlieÃlich nur. War das nicht etwas völlig Normales? Aber dann versetzte sie sich in Junas Lage und fragte sich, wie sie reagieren würde, wenn ihre beste Freundin morgen heiraten würde. Wäre sie nicht auch traurig und besorgt gewesen? Veränderungen brachten schlieÃlich Veränderungen mit sich. Und an irgendetwas musste es ja liegen, dass die meisten Freundschaften aus Jugendtagen nicht ewig hielten.
âHey, hör zuâ, sagte sie leise und drückte Juna den Arm. âIch renn dir schon nicht davon, okay? Sicher wird sich das eine oder andere ändern â aber du bist und bleibst meine beste Freundin, kapiert?â
Jetzt kamen Juna richtig die Tränen, und Miley nahm ihre Freundin in die Arme. âSoâ, sagte sie nach einer Weile, âund jetzt lass uns wieder zu den anderen gehen, sonst muss ich auch noch heulen.â
Juna nickte, deutete dann aber auf ihr Gesicht. âGeh schon mal vor. Ich bin nach meiner Heulattacke wohl erst mal noch eine Weile damit beschäftigt, mein Make-up in Form zu bringen.â
Miley lächelte und verlieà das Badezimmer. Unten war der Stripper schon wieder angezogen und stand gerade im Begriff zu gehen. Das tat der Partystimmung aber keinen Abbruch.
âWar wohl nicht ganz das Richtige für dich, was?â, fragte der Stripper augenzwinkernd, der soeben von Teri zur Tür begleitet wurde. âLag hoffentlich nicht an mir?â
âQuatsch!â, sagte Miley lächelnd und spürte, wie sie rot wurde. âDie Show war klasse, wirklich.â
Nachdem er gegangen war, lieà Miley sich von Teri wieder in die Höhle des Löwen zerren. Von einem gemütlichen Filmabend konnte nach der Aktion mit dem Stripper keine Rede mehr sein; die Mädels hatten das Wohnzimmer kurzerhand in eine Disco umfunktioniert und tanzten gerade zu einem Song von David Guetta. Miley entging nicht, dass nun auch dem bereitstehenden Alkohol deutlich stärker zugesprochen wurde. Es gab Bier-Cola-Mix, Wodka-Lemon und WeiÃwein-Erdbeer-Bowle. Nur Teri trank wie immer nichts, da sie, wie sie sagte, Alkohol einfach nicht mochte.
Als die tanzenden Mädels sie jetzt erblickten, winkten sie ihr eifrig zu.
Na, was sollâs, dachte Miley schulterzuckend. Einen Abend vor deiner Hochzeit wirst du ja wohl mal die Sau rauslassen können, oder? Und solange nicht noch ein Stripper kommt â¦
Sie mischte sich unter ihrer Freundinnen, schloss die Augen und lieà sich einfach von der Musik mitreiÃen. Und nachdem sie einmal angefangen hatte, machte es ihr sogar richtig SpaÃ. Sie feierte mit Juna, Teri und den anderen, so als wäre dies hier wirklich ihre letzte Nacht in Freiheit und nicht der Beginn eines neuen Lebens.
Eines Lebens mit ihrer groÃen Liebe Craig.
Eine halbe Stunde später wollte sich Miley ihr erstes Glas mit Alkohol eingieÃen, und zwar Erdbeerbowle, als sie spürte, wie ihr Handy vibrierte. Es steckte in der Tasche ihrer Kapuzenjacke, die sie über ihrem Pyjama trug. Vom Klingelton war wegen des Partylärms so gut wie nichts zu hören. Miley ging mit dem Handy in die Diele, wo es sehr viel leiser war. Sie blickte aufs Display, aber der Anrufer hatte die Nummer unterdrückt.
Stirnrunzelnd nahm sie das Gespräch an und meldete sich.
âHallo, Mileyâ, erklang daraufhin eine seltsam verzerrt klingende Stimme, von der sie nicht einmal genau sagen
Weitere Kostenlose Bücher