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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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öffnete die Tür. Ich konnte ja nicht ewig im Wagen bleiben.
    Der Jüngere der beiden kam sofort auf mich zu und begrüßte mich freundlich. »Hallo, Anna. Markus Jansen. Ich war letztensschon bei euch. Du erinnerst dich sicher. Wir würden uns gern kurz mit dir unterhalten.«
    Ich atmete tief durch. »Warum?«
    Ehe Herr Jansen etwas erwidern konnte, drängte sich sein Kollege dazwischen. »Hauptkommissar Böttcher. Wir waren heute Morgen schon mal hier«, erklärte er vorwurfsvoll.
    »Tag«, murmelte ich.
    »Kommen Sie doch bitte rein. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Vielleicht Kaffee oder Tee?« Meine Mutter führte die beiden Männer ins Wohnzimmer und forderte sie auf, sich zu setzen. Ich blieb im Flur zurück und beobachtete die Szene durch die halb geöffnete Zimmertür.
    »Also, zweimal Kaffee?«, hörte ich meine Mutter sagen.
    »Frau Gaudin«, rief Herr Jansen ihr nach, »wir würden gern mit Ihrer Tochter sprechen!«
    »Natürlich!« Claudia nickte mir auffordernd zu, bevor sie weiter in die Küche eilte.
    Zögerlich betrat ich das Wohnzimmer.
    »Da bist du ja«, sagte Jansen. »Setz dich doch bitte. Ich weiß, das ist jetzt alles nicht so leicht für dich, aber wir müssen dir ein paar Fragen stellen«, fuhr er fort, während sein Kollege mich mit ausdrucksloser Miene musterte. »Von der Familie Reineke haben wir erfahren, dass du mit dem Opfer befreundet bist und am Samstagabend mit ihm zusammen warst.«
    Opfer. Schon wieder Opfer. Ich hasste dieses Wort.
    »
Opfer
hat ihn die Krause-Clique auch ständig genannt«, platzte ich heraus.
    Böttcher sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Was willst du damit andeuten?«
    Ich holte tief Luft. »Na, was wohl? Dass die ihn hier gemobbt haben bis zum Gehtnichtmehr.«
    »Du meinst, er hat Feinde hier im Dorf?«
    »Natürlich!« Ich konnte es nicht fassen, das sollten Ermittler sein? »Konstantin Krause und seine Freunde haben ihm das Leben zur Hölle gemacht. Am Ende haben sie ihm sogar Drohbriefe geschickt, dass er sich aus dem Dorf verpissen soll, sonst wäre er tot.«
    Die beiden Männer schauten mich erstaunt an. »Komisch«, erwiderte Herr Jansen schließlich. »Sein Onkel meinte, er wäre sehr beliebt hier im Dorf und es hätte keine Schwierigkeiten gegeben.«
    »WAS?«, entfuhr es mir. Wie konnte Jérômes Onkel so etwas behaupten? »Seine Tante hat die Briefe doch selbst gesehen!«
    »Hm«, machte Böttcher und notierte sich etwas auf einen kleinen weißen Block. »Das werden wir überprüfen. Aber nun schildere uns bitte, was am Samstagabend geschehen ist.«
    Stockend begann ich zu erzählen. Davon, dass ich Jérôme überredet hatte, zu dem Fest zu gehen, wie ich Konstantin hatte abblitzen lassen und dass Jérôme und ich bald darauf nach Hause gegangen waren.
    »Und dann?«, drängte Jansen.
    Ich brach ab. Ich konnte den beiden doch unmöglich sagen, was dann geschehen war. Zumal meine Mutter gerade mit dem Kaffee aus der Küche zurückgekommen war.
    Böttcher schien mein plötzliches Schweigen jedoch anders auszulegen.
    »Anna«, redete er eindringlich auf mich ein. »Was ist dann passiert? Hast du irgendetwas von Jérômes Geschäften mitbekommen?«
    Ich starrte ihn fassungslos an. »Was soll denn das jetzt? Ich dachte, Sie sind hier, weil Sie denjenigen finden wollen, der Jérôme das angetan hat, und nicht, weil Sie diese miesen Lügenglauben. Jérôme hat nichts mit Drogen zu tun. Das hat sich Konstantin nur ausgedacht!«
    Jansen atmete tief durch. »Das sind schwere Anschuldigungen. Hast du dafür irgendwelche Beweise?«
    Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.
    »Anna«, mischte sich nun Böttcher wieder ein. »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber momentan deutet alles darauf hin, dass dein Freund in Drogengeschäfte verwickelt war. Wir gehen davon aus, dass der Täter auch in diesem Milieu zu finden ist. Die Kollegen haben am Tatort Amphetamin und mehrere Gramm Marihuana gefunden. In kleinen Portionen verpackt. Schulhofportionen nennen wir vom Drogendezernat solche Päckchen. Wahrscheinlich hat Jérôme den Stoff weiterverkaufen wollen und ist am Samstagabend dabei mit einem Kollegen in Streit geraten.«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Das ist so was von lächerlich. Das haben die ihm zugesteckt, weil … weil …« Ich konnte nicht mehr weitersprechen.
    Verzweifelt schlug ich mir die Hände vors Gesicht. Ich wusste, dass das nicht die Wahrheit sein konnte. Ich wusste es! Jérôme hatte nichts mit

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