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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hübschen Glasur obendrauf.«
    »Die sind so schön dick und schmecken köstlich!«
    »Ein Korinthenbrötchen«, sagte Frank Oliver feierlich, »hat in der Tat etwas unendlich Tröstliches!«
    Damit war es abgemacht, und die kleine Gouvernante kam und hatte sich zu Ehren des Tages eine teure Treibhausrose in den Gürtel gesteckt.
    Er hatte bemerkt, dass sie in letzter Zeit angespannt und bekümmert wirkte, und dieser Eindruck war an diesem Nachmittag stärker denn je, als sie an dem kleinen Marmortisch den Tee einschenkte.
    »Ärger mit den Kindern?«, fragte er besorgt.
    Sie schüttelte den Kopf. Sie schien in letzter Zeit seltsam abgeneigt, über die Kinder zu sprechen.
    »Die sind schon in Ordnung. Die plagen mich nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    Sein mitfühlender Ton schien sie in ungerechtfertigter Weise aufzuwühlen.
    »O nein. Das ist es nicht. Aber – aber ich war tatsächlich einsam. So schrecklich einsam!« Ihr Ton war beinahe flehentlich.
    Gerührt sagte er rasch: »Aber ja, mein Kind, ich weiß – ich weiß.«
    Nach kurzer Pause bemerkte er munter: »Wissen Sie eigentlich, dass Sie mich noch nie nach meinem Namen gefragt haben?«
    Sie hob abwehrend die Hand.
    »Bitte, ich möchte ihn nicht wissen. Und fragen Sie nicht nach meinem. Lassen Sie uns einfach zwei einsame Menschen sein, die sich begegnet sind und angefreundet haben. Das macht alles viel schöner – und so anders.«
    Er sagte langsam und nachdenklich: »Nun gut. In einer ansonsten einsamen Welt werden wir zwei Menschen sein, die außer sich niemanden haben.«
    Das war ein bisschen etwas anderes, als das, was sie gesagt hatte, und es schien ihr schwerzufallen, das Gespräch fortzusetzen. So beugte sie sich nur tiefer und tiefer über ihren Teller, bis nur noch die Krone ihres Hutes zu sehen war.
    »Ihr Hut ist wirklich hübsch«, sagte er, damit sie ihren Gleichmut wiedergewann.
    »Ich habe ihn selbst garniert«, teilte sie ihm stolz mit.
    »Das habe ich mir gleich gedacht«, antwortete er, in munterer Einfalt genau das Falsche sagend.
    »Leider ist er nicht so elegant ausgefallen, wie ich es mir vorgestellt hatte!«
    »Ich finde den Hut absolut reizend«, sagte er loyal.
    Wieder bemächtigte Befangenheit sich ihrer. Dann brach Frank Oliver mutig das Schweigen.
    »Kleine Lady, ich wollte es Ihnen noch nicht sagen, aber ich kann nicht anders. Ich liebe Sie. Ich begehre Sie. Ich liebe Sie seit dem Moment, als ich Sie zum ersten Mal in Ihrem kleinen schwarzen Kostüm da stehen sah. Liebste, wenn zwei einsame Menschen zueinander fänden, dann gäbe es keine Einsamkeit mehr. Und ich würde arbeiten, oh, wie ich arbeiten würde! Ich würde Sie malen. Ich könnte es, ich weiß, dass ich das könnte. Ach, mein kleines Mädchen, ich kann ohne Sie nicht leben!«
    Seine kleine Lady sah ihn unverwandt an. Aber was sie dann sagte, war das Letzte, was er von ihr zu hören erwartet hätte. Ganz ruhig und deutlich sagte sie: »Sie haben das Taschentuch gekauft.«
    Er war verblüfft über diesen Beweis weiblichen Scharfsinns, aber noch mehr verblüffte ihn, dass sie ihm seine List gerade jetzt vorhielt. Nach so langer Zeit hätte man meinen sollen, dass ihm verziehen worden war.
    »Ja«, gab er demütig zu. »Ich suchte einen Vorwand, um Sie anzusprechen. Sind Sie sehr böse auf mich?« Er wartete unterwürfig auf ihr verdammendes Urteil.
    »Ich fand das süß von Ihnen!«, rief die kleine Lady ungestüm aus. »Einfach süß!« Sie brach unsicher ab.
    Frank Oliver fuhr mit rauer Stimme fort:
    »Sagen Sie, darf ich hoffen? Ich weiß, ich bin ein hässlicher, ungeschlachter alter Kerl – «
    Die Einsame Lady fiel ihm ins Wort.
    »Nein, das sind Sie nicht! Ich möchte Sie gar nicht anders haben, in keiner Hinsicht. Ich liebe Sie so, wie Sie sind. Nicht weil Sie mir leidtun, nicht weil ich allein auf der Welt bin und jemanden haben möchte, der mich liebt und sich um mich kümmert, sondern weil – weil Sie sind, wie Sie sind. Verstehen Sie jetzt?«
    »Ist das wahr?«, fragte er fast flüsternd.
    Und sie antwortete fest: »Ja, es ist wahr.«
    Von diesem Wunder waren beide wie überwältigt.
    Schließlich sagte er in merkwürdigem Ton: »Dann haben wir das Paradies gefunden, Liebste!«
    »In einem ABC-Café«, antwortete sie mit einer Stimme, in der Tränen und Lachen lagen.
    Doch irdische Paradiese sind nicht von Dauer. Die kleine Lady sprang mit einem Schrei auf.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass es schon so spät ist! Ich muss auf der Stelle gehen.«
    »Ich bringe

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