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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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entkommen?
    Er hörte ihre Stimme dicht an seinem Ohr – Mohn und Alraune.
    »Wofür lohnt es sich denn sonst zu leben? Ist das hier nicht genug? Liebe – Glück – Erfolg – Liebe – «
    Die Wand um ihn herum wuchs empor, der Vorhang – »der Vorhang weich wie Seide« – schlang sich um ihn, nahm ihm die Luft zum Atmen, war aber so weich, so zart! Nun trieben sie Seite an Seite, friedvoll, hinaus auf das kristallene Meer. Die Wand war jetzt sehr hoch, schloss alles andere aus – all die gefährlichen, beunruhigenden Dinge, die wehtaten, die immer wehtaten. Hinaus auf das Meer aus Kristall, den goldenen Apfel in Händen.
    Das Licht auf Janes Porträt wurde schwächer.

 
    Nachwort
     
    Wie so viele frühe Kurzgeschichten von Agatha Christie ist auch Within a Wall, die erstmals im Oktober 1925 im Royal Magazine veröffentlicht wurde, vieldeutig zu nennen. Die letzten Sätze über die einkreisende weiße Wand kö n nen als das verstanden werden, was sie zu sein scheinen, nämlich eine Beschreibung der Arme von Isobel Loring, die sich um Alan Everard schlingen, aber ließen sie sich nicht auch anders interpretieren? Da ist der unklare Verweis auf »den goldenen Apfel in Händen« – in wessen Händen, und was symbolisiert der »goldene Apfel«? Hat es vielleicht eine dunklere Bewandtnis damit, dass Alan das Rätsel seiner Tochter falsch versteht? Stranguliert er am Ende der Geschichte gar seine Frau? Oder soll der Leser, da »das Licht« auf Janes Porträt schwächer wird, den Schluss so verstehen, dass Alan sie vergisst und seiner Frau verzeiht? Oder stirbt er etwa selbst? Christie erläutert die Umstände nicht näher, sondern erwähnt nur, dass hässliche Gerüchte aufkamen, die der Erzähler der Geschichte aus der Welt schaffen möchte.
    Die Geschichte enthält daneben aber auch eines der von Agatha Christie am häufigsten verwendeten Motive, nämlich das Dreiecksverhältnis. Es tritt in verschiedenen Werken auf, unter anderem in den ähnlich strukturierten Poirot-Romanen Death on the Nile; 1937 (Tod auf dem Nil) und Evil Under the Sun; 1941 (Das Böse unter der Sonne) sowie in Kurzgeschichten wie The Bloodstained Pavement (Der rote Badeanzug) aus The Thirteen Pro b lems; 1932 (Der Dienstagabend-Club). In A Talent to Deceive (1980) beschreibt Robert Barnard, zweifellos der fundierteste Kritiker von Christies Werk, wie sie dieses Motiv und andere alltägliche Themen bei ihrer »Taktik der Irreführung« einsetzt und den Leser, indem sie mit seinen Erwartungen spielt, geschickt dazu bringt, seine Sympathie – und seinen Verdacht – in die falsche Richtung zu lenken. Eine ähnliche Taktik wandte sie auch bei ihren Bühnenwerken an, insbesondere bei The Mousetrap; 1952 (Die Mausefalle).

Das Rätsel der Truhe aus Bagdad
    The Mystery of the Baghdad Chest
     
    D ie Worte gaben eine gute Schlagzeile ab, und ich sagte etwas in diesem Sinn zu meinem Freund Hercule Poirot. Ich kannte keinen der Betroffenen. Mein Interesse war lediglich das des unbeteiligten Mannes auf der Straße. Poirot stimmte mir zu.
    »Ja, es hat etwas Orientalisches, etwas Mysteriöses. Die Truhe könnte sehr wohl eine imitierte Tudor-Truhe aus der Tottenham Court Road gewesen sein; nichtsdestoweniger war der Reporter, der den Einfall hatte, sie die ›Truhe aus Bagdad‹ zu nennen, glücklich inspiriert. Auch das Wort ›Rätsel‹ ist mit Bedacht gewählt, obwohl meines Wissens an diesem Fall sehr wenig rätselhaft ist.«
    »Genau. Die ganze Sache ist ziemlich scheußlich und makaber, aber keineswegs rätselhaft.«
    »Scheußlich und makaber«, wiederholte Poirot.
    »Allein die Vorstellung ist schon widerwärtig«, sagte ich, während ich mich erhob und im Zimmer auf und ab zu gehen begann. »Der Mörder tötet diesen Mann – seinen Freund –, stopft ihn in die Truhe, und eine halbe Stunde später tanzt er im selben Zimmer mit der Frau seines Opfers. Das muss man sich mal vorstellen! Wenn die Frau das auch nur geahnt hätte!«
    »Allerdings«, sagte Poirot nachdenklich. »Die viel gerühmte weibliche Intuition – sie scheint hier versagt zu haben.«
    »Die Party verlief offenbar sehr fröhlich«, sagte ich leicht schaudernd. »Und während alle tanzten und Poker spielten, lag die ganze Zeit ein Toter im Zimmer. Man könnte ein Theaterstück darüber schreiben.«
    »Das hat man bereits«, sagte Poirot. »Aber trösten Sie sich, Hastings«, setzte er liebenswürdig hinzu. »Dass ein Thema schon einmal verwendet wurde, ist kein Grund, es

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