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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht ein weiteres Mal zu verwenden. Nur zu, schreiben Sie Ihr Drama.«
    Ich hatte zur Zeitung gegriffen und studierte das etwas unscharfe Foto, das dort abgedruckt war.
    »Sie muss eine sehr schöne Frau sein«, sagte ich langsam. »Soviel lässt sich trotz der schlechten Bildqualität erkennen.«
    Unter dem Foto stand:
     
    NEUERE PORTRÄTAUFNAHME
    VON MRS CLAYTON,
    DER EHEFRAU DES ERMORDETEN
     
    Poirot nahm mir die Zeitung aus der Hand.
    »Ja«, sagte er. »Sie ist sehr schön. Zweifellos gehört sie zu den Frauen, die dazu geboren sind, in den Seelen der Männer Verwirrung zu stiften.«
    Er gab mir die Zeitung mit einem Seufzer zurück.
    »Dieu merci bin ich nicht von leidenschaftlichem Temperament. Das hat mich vor vielen peinlichen Situationen bewahrt. Ich bin daher gebührend dankbar.«
    Ich erinnere mich nicht, dass wir weiter über den Fall gesprochen hätten. Poirot ließ damals kein besonderes Interesse daran erkennen. Der Tatbestand war klar, und die Fakten ließen praktisch keine andere Auslegung zu, sodass jede weitere Diskussion überflüssig schien.
    Mr und Mrs Clayton waren schon seit Längerem mit Major Rich befreundet. An dem fraglichen Tag, dem zehnten März, hatten die Claytons eine Einladung Major Richs angenommen, den Abend bei ihm zu verbringen. Gegen 19.30 Uhr jedoch erklärte Clayton gegenüber einem anderen Freund, einem Major Curtiss, mit dem er einen Drink nahm, dass er überraschend nach Schottland gerufen worden sei und den Acht-Uhr-Zug nehmen werde.
    »Ich habe gerade noch Zeit, kurz bei Jack vorbeizuschauen und ihm Bescheid zu sagen«, fuhr Clayton fort. »Marguerita geht natürlich hin. Es tut mir leid, dass ich verhindert bin, aber der gute Jack wird es sicher verstehen.«
    Mr Clayton tat, wie er gesagt hatte. Er traf etwa zwanzig Minuten vor acht in der Wohnung von Major Rich ein. Der Major war zu der Zeit ausgegangen, aber da sein Diener Mr Clayton gut kannte, schlug er ihm vor, in der Wohnung auf ihn zu warten. Mr Clayton sagte, er habe keine Zeit, werde aber kurz hereinkommen und eine schriftliche Nachricht hinterlassen. Er fügte hinzu, dass er auf dem Weg zum Bahnhof sei und einen Zug erreichen müsse.
    Daraufhin führte ihn der Diener in den Salon.
    Etwa fünf Minuten später öffnete Major Rich, der, ohne dass der Diener ihn gehört hatte, ins Haus gekommen sein musste, die Tür des Salons, rief seinen Diener und wies ihn an, Zigaretten holen zu gehen. Als der Mann sie nach seiner Rückkehr seinem Herrn brachte, war dieser allein im Salon. Daraus schloss der Mann natürlich, dass Mr Clayton gegangen war.
    Kurz darauf trafen die Gäste ein. Sie bestanden aus Mrs Clayton, Major Curtiss und einem Ehepaar namens Spence. Man verbrachte den Abend damit, zu Grammofonmusik zu tanzen und Poker zu spielen. Kurz nach Mitternacht gingen die Gäste.
    Am nächsten Morgen entdeckte der Diener, als er den Salon aufräumen wollte, einen dunklen Fleck, der den Teppich unter und vor einem Möbelstück verunzierte, das Major Rich aus dem Orient mitgebrachte hatte und das allgemein »die Truhe aus Bagdad« genannt wurde.
    Der Diener klappte instinktiv den Deckel der Truhe auf und entdeckte darin zu seinem Entsetzen die zusammengekrümmte Leiche eines Mannes, dem man ein Messer ins Herz gestoßen hatte.
    Zu Tode erschrocken rannte der Mann aus der Wohnung und holte den nächsten Polizisten. Der Tote war Mr Clayton, wie sich herausstellte. Die Verhaftung von Major Rich erfolgte nur wenig später. Dem Vernehmen nach bestand die Verteidigung des Majors darin, dass er alles auf das Entschiedenste bestritt. Er habe Mr Clayton am vorhergehenden Abend nicht gesehen, und das Erste, was er von dessen Reise nach Schottland erfahren habe, sei ihm von Mrs Clayton erzählt worden.
    Soweit der nackte Tatbestand. Versteckte Andeutungen und Anspielungen gab es natürlich reichlich. Die enge Freundschaft und der vertraute Umgang zwischen Major Rich und Mrs Clayton wurden derart herausgestrichen, dass nur ein Dummkopf nicht in der Lage gewesen wäre, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Langjährige Erfahrung hat mich gelehrt, Verleumdungen nie auszuschließen. Es war durchaus möglich, dass das unterstellte Motiv, trotz aller Indizien, jeder Grundlage entbehrte. Ein völlig anderer Umstand konnte die Tat heraufbeschworen haben. Eines stand jedoch fest: dass Rich der Mörder war.
    Damit hätte die Sache, wie gesagt, ihr Bewenden haben können, hätte es sich nicht zufällig ergeben, dass Poirot und ich auf einer

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