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Solange es hell ist

Solange es hell ist

Titel: Solange es hell ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dessen ging er in sein Atelier und holte das unvollendete Porträt von Jane hervor. Er stellte es auf eine Staffelei neben dem Porträt von Isobel in rosa Satin.
    Diese unmögliche Mrs Lemprière hatte Recht gehabt; in Janes Porträt war Leben. Er sah sie an, die eifrigen Augen, die Schönheit, die er ihr vergeblich streitig zu machen versucht hatte. Es war Jane – vor allem die Lebendigkeit war Jane. Sie war, dachte er, der lebendigste Mensch, den er je gekannt hatte, sodass er selbst jetzt noch nicht glauben wollte, dass sie tot war.
    Und er dachte an seine anderen Bilder – Farbe, Roma n tik, Sir Rufus Herschman. Alle waren auf irgendeine Weise Bilder von Jane gewesen. Sie hatte bei jedem von ihnen den Funken entfacht – hatte ihn, Alan, wütend und gereizt weggeschickt, damit er es ihr zeigte! Und jetzt? Jetzt war Jane tot. Würde er je wieder ein Bild – ein ehrliches Bild – malen? Er betrachtete wieder das eifrige Gesicht auf der Leinwand. Vielleicht. Jane war gar nicht so weit fort.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Isobel war ins Atelier gekommen. Sie hatte sich für den Abend umgezogen und trug ein gerade geschnittenes weißes Kleid, das das schiere Gold ihres Haares unterstrich.
    Sie blieb abrupt stehen und hielt die Worte zurück, die ihr auf der Zunge lagen. Ohne Alan aus den Augen zu lassen, ging sie hinüber zum Diwan und nahm darauf Platz. Nach außen wirkte sie vollkommen ruhig.
    Alan zog das Scheckbuch aus der Tasche.
    »Ich habe Janes Papiere durchgesehen.«
    »Ja?«
    Er versuchte, ebenfalls ruhig zu bleiben, zu verhindern, dass seine Stimme zitterte.
    »Sie hat dich in den letzten vier Jahren mit Geld versorgt.«
    »Ja. Für Winnie.«
    »Nein, nicht für Winnie!«, brüllte Everard. »Du hast so getan, ihr beide habt so getan, als ob es für Winnie wäre, aber ihr wusstet beide, dass es sich anders verhielt. Ist dir klar, dass Jane ihre Wertpapiere veräußert hat, von der Hand in den Mund lebte, damit du dir Kleider kaufen konntest – Kleider, die du überhaupt nicht brauchtest?«
    Isobel blickte ihm unverwandt ins Gesicht. Sie rekelte sich in den Polstern wie eine weiße Perserkatze, die ein bequemes Plätzchen sucht.
    »Ich kann nichts dafür, wenn Jane mehr ausgab, als sie hätte ausgeben dürfen«, sagte sie. »Ich nahm an, dass sie es sich leisten könne. Sie war immer verrückt nach dir – das habe ich deutlich gesehen. Manche Ehefrauen hätten fürchterliche Szenen gemacht, so wie du ständig zu ihr gerannt bist und stundenlang bei ihr warst. Ich nicht.«
    »Nein«, sagte Alan, sehr weiß im Gesicht. »Du hast sie statt dessen bezahlen lassen.«
    »Du sagst da sehr beleidigende Dinge, Alan. Sieh dich vor.«
    »Stimmt es etwa nicht? Wieso fiel es dir so leicht, Geld aus Jane herauszuholen?«
    »Bestimmt nicht aus Liebe zu mir. Es muss also wohl aus Liebe zu dir gewesen sein.«
    »Genau das war es«, sagte Alan schlicht. »Sie bezahlte für meine Freiheit – für meine Freiheit, auf meine Weise zu arbeiten. Solange du genügend Geld hattest, würdest du mich in Ruhe lassen – mir nicht zusetzen, einen Haufen grässlicher Weiber zu malen.«
    Isobel sagte nichts.
    »Nun?«, rief Alan zornig.
    Ihr Schweigen machte ihn rasend.
    Isobel blickte zu Boden. Dann hob sie den Kopf und sagte leise:
    »Komm her, Alan.«
    Sie deutete neben sich auf den Diwan. Beklommen und widerwillig ging er zu ihr und nahm Platz, ohne sie anzusehen. Aber er wusste, dass er Angst hatte.
    »Alan«, sagte Isobel nach einem Weilchen.
    »Ja?«
    Er war gereizt, nervös.
    »Was du da sagst, mag ja stimmen. Aber es ist ohne Belang. Ich bin nun einmal so. Ich möchte Dinge haben – Kleider, Geld, dich. Jane ist tot, Alan!«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass Jane tot ist. Jetzt gehörst du ganz mir. Das war früher nicht der Fall – da gehörtest du nie mir allein.«
    Er sah sie an, sah das Leuchten in ihren Augen, habgierig, besitzergreifend – war abgestoßen und doch fasziniert.
    »Jetzt wirst du ganz mir gehören.«
    Und da verstand er Isobel zum ersten Mal.
    »Ich soll dein Sklave sein. Ich soll malen, was du mir sagst, leben, wie du es mir sagst, an deinen Triumphwagen gekettet sein.«
    »Wenn du es so ausdrücken willst. Was sind schon Worte?«
    Er fühlte, wie sich ihre Arme um seinen Hals schlangen, weiß, glatt, fest wie eine Wand. Worte schossen ihm durch den Kopf. »Eine Wand so weiß wie Milch.« Schon war er hinter dieser Wand eingeschlossen. Konnte er noch entkommen? Wollte er denn

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