Solar
nicht mit mir auf«, sagte sie zuckersüß. »Reden wir von dir. Das war sie am Telefon, nehme ich an. Wie heißt sie, und was macht sie?«
Er wischte die Frage beiseite. Auf keinen Fall würde er seine Kellnerin ihrem Dirigenten gegenüberstellen. »Hör mal, Melissa, wir müssen da etwas klären. Du bist die Mutter unserer Tochter...«
»Herrgott, Michael. Und du bist der Vater unserer und so weiter. Nicht zu fassen, was du manchmal für dummes Zeug von dir gibst. Außerdem...«
Sie wollte offenbar noch etwas hinzufügen, aber in diesem Moment begann Catriona in ihrem Zimmer zu weinen, und Melissa eilte zu ihr. Als sie zurückkam, stand er schon neben seinem Gepäck.
»Ja, genau«, sagte sie. »Geh. Hau ab. Ich schmeiß dich raus.«
»Nicht nötig«, sagte er, nahm sein Gepäck und ging.
Am nächsten Morgen, Beard war schon in Heathrow, rief sie ihn an und sagte, sie liebe ihn. Er sagte, es tue ihm leid, dass der Abend so zu Ende gegangen sei, er gab sich die Schuld daran. Sie sprachen noch einmal, nachdem er in Dallas gelandet war, und versöhnten sich noch ein wenig mehr. Als er jetzt daran dachte, war er hin- und hergerissen. Einerseits war er wütend und eifersüchtig, er wollte Melissa für sich allein haben und diesem Terry seinen Taktstock in den Rachen stopfen. Andererseits gab Terry ihm das Recht, es weiter mit der guten alten Darlene zu treiben. Wie viel Vergnügen dieser Sorte blieb ihm denn noch? Und das war vielleicht das Entscheidende - so war er perfekt aus dem Schneider. Doch wenn er auch nur daran dachte, wie dieser Mann zu Melissa ins Bett stieg oder wie er seiner Tochter Beatrix Potter vorlas, dann wurde ihm klar, dass er Darlene aufgeben und so schnell wie möglich nach London zurückkehren musste. Was aber würde dann aus Darlene? Aussichtslos, jetzt darüber nachzudenken, wo er so müde war; morgen in Lordsburg würde man weitersehen.
Er schlief in seinen Kleidern ein, den Palmtop noch in der Hand.
Die Interstate Nr. 10 wäre schneller gewesen, aber sie nahmen lieber die Route 9, eine wenig befahrene Nebenstrecke, die einige Meilen nördlich der mexikanischen Grenze wie eine euklidische Gerade durch Hügelland und Strauchlandschaft in der Chihuahuawüste verlief. Es war fast Mittag, vierundvierzig Grad, bei steigenden Temperaturen. Vor ihnen verschwamm die zweispurige Straße flirrend am Horizont, wo sich spiegelglatte Lichtpfützen bildeten, die sich beim Näherkommen in Luft auflösten. Binnen einer Stunde hatten sie nur drei Fahrzeuge gesehen, weiße Pick-ups der Grenzpatrouille. Der Fahrer grüßte jeweils grimmig mit erhobener Hand. Beard saß am Steuer, Hammer schrieb über seinen Laptop gebeugt und murmelte vor sich hin: »Verdammt, dann eben nicht... schon besser... aber ich hab doch gar nicht... entschuldige dich, Arschloch...« Zwischendurch teilte er seinem Gefährten handfeste Neuigkeiten mit. »Die New York Times hat abgesagt... Ursprünglich waren zwei Düsenjäger für die Flugschau geplant, aber dieser einbeinige Kriegsheld von der Handelskammer, der Expilot, kennt einen Haufen Leute, und jetzt haben wir sieben.«
Beard fuhr brav mit fünfundfünfzig Meilen pro Stunde, den Ellbogen der Steuerhand lässig auf seinem dicken Wanst. Der große Motor, kaum gefordert, brummte nahezu lautlos. In den Staaten fiel es leichter als anderswo, gemessenen Tempos durch die Gegend zu gondeln. Das Land hatte länger mit dem Auto gelebt als jedes andere. Die Leute brauchten es nicht mehr für Wettrennen, als Penis- oder Raketenersatz. An Vorstadtkreuzungen bremsten sie und handelten mit Blickkontakt höflich die Vorfahrt aus. Sie hielten sich sogar an das Tempolimit von fünfzehn Meilen pro Stunde in der Nähe von Schulen. Während der verblasste gelbe Mittelstreifen gemächlich unter dem schweren Wagen verschwand, kreisten seine Gedanken pausenlos um das Projekt. Er besaß siebzehn Patente für die Paneele. Wenn zehntausend Stück verkauft würden... und die Konversionsrate von Wasser zu Wasserstoff unter diesen idealen Bedingungen... ein Liter Wasser enthielt dreimal so viel Energie wie ein Liter Benzin. Also hätten sie in einem kleineren Auto mit geeignetem Motor für diese Fahrt zwei Liter Wasser gebraucht, so viel wie drei Flaschen Wein... Sie hätten in El Paso noch Wein kaufen sollen, in Lordsburg war die Auswahl nicht besonders groß...
Mit den Meilen flossen seine Gedanken dahin, trotz des Besuchs beim Arzt war er nun entspannt und guten Muts. In seiner Sehnsucht nach
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