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Solaris

Solaris

Titel: Solaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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schleimige Gebilde, solche geäderte Verdichtungen. Plötzlich zerbrach sie in zwei Teile und ging so schnell unter, daß sie im Nu verschwunden war. Ich zog nochmals die Maschine hoch und flog so dicht über dem Nebel weiter, daß ich ihn fast mit dem Fahrgestell berührte. Ich sichtete die nächste leere trichterartige Stelle, sie war wohl ein paarmal so groß wie die erste.
    Schon von weitem sah ich etwas schwimmen; weil das hell war, fast weiß, bildete ich mir ein, das sei Fechners Raumanzug, um so mehr, als das wie ein Mensch geformt war. Ich wendete die Maschine, sehr jäh, denn ich befürchtete, über diese Stelle hinauszufliegen und sie nicht wiederzufinden; nun hob sich diese Gestalt ein wenig, das sah aus, als schwimme oder stehe sie bis zum Gürtel in der Welle. Ich beeilte mich und ging so tiefhinunter, daß ich das Fahrgestell an etwas Weiches schlagen fühlte, an den Kamm einer Welle, nehme ich an, denn dort war eben eine große. Dieser Mensch, ja, das war ein Mensch, trug keinen Raumanzug. Trotzdem bewegte er sich.
    Frage: Hast du sein Gesicht gesehen?
    Antwort Bertons: Ja.
    Frage: Wer war das?
    Antwort Bertons: Das war ein Kind.
    Frage: Was für ein Kind? Hast du es schon irgendeinmal im Leben irgendwo gesehen?
    Antwort Bertons: Nein. Nie. Jedenfalls erinnere ich mich nicht. Im übrigen, sobald ich ihm nur nahe kam - ich war an die vierzig Meter von ihm entfernt, vielleicht ein klein wenig mehr -, erfaßte ich, daß etwas Ungutes mit ihm los war.
    Frage: Was verstehst du darunter?
    Antwort Bertons: Sag ich gleich. Zuerst wußte ich nicht, was es war. Erst nach einer Weile erfaßte ich es: das Kind war außerordentlich groß. Riesig, das ist noch zu wenig gesagt. Es war vielleicht vier Meter groß. Ich erinnere mich genau, als ich mit dem Fahrgestell gegen die Welle stieß, hatte das Kind den Kopf etwas höher als ich, und wenn ich auch in der Kabine saß, muß ich mich doch an die drei Meter über der Ozeanoberfläche befunden haben.
    Frage: Wenn es so groß war, woher weißt du dann, daß es ein Kind war?
    Antwort Bertons: Weil das ein sehr kleines Kind war.
    Frage: Findest du nicht, Berton, daß deine Antwort unlogisch ist?
    Antwort Bertons: Nein. Durchaus nicht. Ich habe ja sein Gesicht gesehen. Und im übrigen waren die Proportionen des Körpers kindlich. Es sah aus … fast nach einem Säugling sah es aus. Nein, das ist übertrieben. Vielleicht war es zwei oder drei Jahre alt. Es hatte schwarzes Haar und blaue Augen, riesige! Und nackt war es. Völlig nackt, wie neugeboren. Es war feucht, oder eher glitschig, die Haut hat ihm so geglänzt.
    Dieser Anblick hat scheußlich auf mich gewirkt. Ich glaubte nicht mehr an eine Fata Morgana. Ich sah es zu genau. Es hob und senkte sich je nach der Bewegung der Welle, aber unabhängig davon bewegte es sich, das war ekelhaft!
    Frage: Warum? Was hat es so Besonderes getan?
    Antwort Bertons: Es hat ausgesehen, also wie halt in irgendeinem Museum, wie eine Puppe, aber wie eine lebendige Puppe. Es hat den Mund auf und zu gemacht und allerlei Bewegungen ausgeführt, eklige. Ja, denn das waren nicht seine eigenen Bewegungen.
    Frage: Was meinst du damit?
    Antwort Bertons: Ich bin ihm nicht näher gekommen als fünfzehn, zwanzig Meter, vielleicht ist zwanzig die beste Schätzung. Aber ich sagte ja schon, wie riesig es war, dadurch habe ich es überaus genau gesehen. Die Augen haben ihm geblitzt, und überhaupt hat es nach einem lebendigen Kind ausgesehen, bloß diese Bewegungen, wie wenn jemand probiert… wie wenn irgend jemand sie alle durchprobiert.
    Frage: Bemühe dich, näher zu erklären, was das heißt.
    Antwort Bertons: Ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird. Ich hatte diesen Eindruck. Das war intuitiv. Ich habe darüber nicht nachgedacht. Diese Bewegungen waren unnatürlich.
    Frage: Willst du damit sagen, daß sich beispielsweise die Hände so bewegten, wie menschliche Hände sich infolge der beschränkten Beweglichkeit der Gelenke nicht bewegen können? Antwort Bertons: Nein. Durchaus nicht. Sondern … diese Bewegungen haben keinen Sinn ergeben. Sonst bedeutet doch jede Bewegung etwas, dient zu etwas…
    Frage: Findest du? Die Bewegungen eines Säuglings müssen nichts zu bedeuten haben.
    Antwort Bertons: Ich weiß. Aber die Bewegungen eines Säuglings sind ungeordnet, nicht gezielt. Verallgemeinert. Aber diese waren, ah, ich weiß schon! Methodisch waren sie. Sie spielten sich der Reihe nach in Gruppen und Serien ab. So, als wollte jemand

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