Soldat des Imperiums
Massenmord kreisten, glitten seine Augen über ein ovales Gesicht. Etwas, was genau, würde er nie erfahren, weckte seine Aufmerksamkeit. Das Mädchen war ungefähr in seinem Alter, vielleicht etwas jünger, und war gekleidet wie ein Pilot. Sie hatte dunkelbraune Augen, die zur Farbe ihrer Haare paßten, und ihn anzuziehen schienen. Sie blickten friedlich, aber wachsam, so als ob ihr ganzes Sein auf etwas konzentriert war, das er nicht sehen konnte.
Genau in diesem Moment sprang ein Funke zwischen ihnen über, und genau wie bei der ersten Person, die er getötet hatte, wurde aus der Variablen ein Mensch. Nicht nur das – Kyle wußte, daß sie auch etwas gespürt hatte. Er erkannte es an der Art, wie sich ihre Augen weiteten. Er spürte, wie sein Herz etwas schneller schlug. Da wußte er, daß er diese junge Frau nicht töten konnte – und die anderen auch nicht.
Sergeant Major Hong brachte Kyle zurück in die Gegenwart. Seine Stimme kam über die Kommandofrequenz. »Sehen Sie! Da auf dem Monitor, Sir! Ich weiß nicht, zu wem dieses Schiff gehört, aber es ist keins von unseren. Erledigen wir die Rebellen und machen, daß wir hier rauskommen!«
Kyle sah, wie ein Frachter zur Landung ansetzte, und beobachtete, wie Staub aufwirbel-te, als eine Rampe den Boden berührte. Man mußte kein Genie sein, um zu wissen, daß Verstärkung für die Rebellen im Anmarsch war. Seine Stimme war überraschend fest, und da er seinen Helm nicht auf hatte, hörten es auch die Gefangenen. »Vernichtung der Rebellen negativ, Sergeant Major. Es hat heute schon genug Tote gegeben.«
Hong drehte sich um. Obwohl der Kadett seine Augen nicht sehen
konnte, spürte er ihre Intensität. Die Stimme klang wie Stahl. »Bei allem nötigen Respekt, Sir, die Rebellen haben zwei Drittel Ihres Kommandos getötet und werden noch mehr von unseren Leuten töten, wenn Sie sie gehen lassen.«
Kyle schüttelte den Kopf. »Die Antwort ist nein. Sie haben meine Befehle gehört, führen Sie sie aus.«
Hong nickte steif. »Ja, Sir. Unter Protest, Sir. Jonsey, zieh die Speichermodule aus den Sendern, Haku, leg ein paar Sprengladungen. Wir haben nicht viel Zeit.«
Kyle blickte auf den Monitor, sah Rebellen in Raumanzügen aus der Ladeluke des Frachters strömen, und fragte sich, wie es R-1 ergangen war. War das Angriffsschiff entkommen? War imperiale Verstärkung unterwegs? Soweit es ihn betraf, waren diese Fragen rein akademischer Natur. Wenn er die nächsten Stunden überlebte – und das war ein sehr gro-
ßes Wenn –, würde er vors Kriegsgericht gestellt, weil er die Rebellen am Leben gelassen hatte. Eine Strafe, die er sehr wahrscheinlich verdiente.
Kyle schaute das Mädchen an, sah den Dank in ihren Augen und nickte. Zumindest war sie es wert, gerettet zu werden.. Der Helm roch nach Schweiß, als er ihn über den Kopf zog.
»In Ordnung, Männer, verlaßt den Raum, suchen wir uns ein Versteck. Verstärkung ist unterwegs.«
Kyle hatte keine Ahnung, ob seine Worte der Wahrheit entsprachen. Aber er wußte, daß die Männer Ermutigung brauchten. Er winkte den Rebellen am Ende des Raums zu, wartete, bis sich sein Team durch die Tür zurückgezogen hatte, und folgte ihm. Als alle draußen waren, schrie er, »Zündet die Sprengladungen! Folgt mir!« und rannte die Halle hinunter. Er spürte die Explosion mehr, als daß er sie hörte. Die Rebellen hatten genug Zeit, um in Dek-kung zu gehen, und er hoffte, sie hatten sie genutzt. Besonders das Mädchen.
Aus Gründen, über die er sich selbst nicht ganz sicher war, hielt Kyle die Cafeteria für den besten Platz, um sich zu verstecken. Er bremste, steckte seinen Kopf durch die Tür, und stellte fest, daß der Raum leer war. »In Ordnung, Männer, stapelt die Möbel vor der Tür auf, und überprüft die Ausgänge. Es ist Zeit zum Essen.«
Der Witz erntete ein leises Lachen, wie Kyle gehofft hatte. Die Sturmtruppen stapelten Tische gegen die Tür und sicherten die Rohre der Klimaanlage. Nachdem das vollbracht war, ließ er sie der Reihe nach den Kühlschrank plündern und bot dem Soldaten, der das abscheu-lichste Sandwich machte, einen Urlaubsschein an.
Sie machten sogar eins für Kyle, und der Kadettenführer hatte seinen Helm abgenommen, um es zu essen, als eine Raupe mit Bohraufsatz durch die hintere Wand brach. Kyle hatte kaum Zeit, seinen Helm wieder aufzusetzen, bevor die Rebellen durch das Loch strömten und das Feuer auf die Sturmtruppen eröffneten. Hong und vier oder fünf weitere Männer starben
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