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Soldat des Imperiums

Soldat des Imperiums

Titel: Soldat des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C.Dietz , Dean Williams
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ihren Spitzna-men hatte.
    Es war eine Herausforderung, der die Kadetten während der letzten vier Jahre unzählige Male – erfolgreich – ins Auge gesehen hatten – mit einer entscheidenden Ausnahme: Getreu der Tradition und im Gedenken an die Sicherheit hatten sie nie in den Abgrund geblickt. Beim Exerzieren, während sie für diesen kritischen Moment übten, war eine helle, gelbe Linie benutzt worden, um den Rand des Abgrunds darzustellen. Und wie die meisten seiner Kameraden konnte sich Kyle daran erinnern, was es für ein Gefühl war, über diese symbolische Klippe zu stolpern oder zu stürzen.
    Der Unterschied bestand darin, daß die Konsequenz aus diesen Fehlern in einem Zun-genschnalzen, gefolgt von fünfzig Liegestützen bestand, während im Ernstfall ein undeutlicher Befehl, ein Mangel an Zusammenarbeit oder ein Augenblick mangelnder Konzentration mit dem Tod enden konnte.
    Die Kadetten hatten unzählige Stunden damit verbracht, über die Frage der Aufstellung und die möglichen Risiken, die jede Position mit sich brachte, zu diskutieren. Jede Kolonne bestand aus vier nebeneinander stehenden Männern. Dank seiner mittleren Größe und seiner Position im Alphabet, war Kyle der sechsten Reihe auf der rechten Flanke zugewiesen worden. Obwohl die meisten seiner Kameraden meinten, diese Position wäre nicht so riskant wie ein Platz in der ersten Reihe, war jeder Platz an der rechten Flanke gefährlich, da sie den Rand der Klippe entlanggehen würden, nachdem die Kolonne die südöstliche Ecke des Exerzierplatzes erreicht hatte und nach links schwenkte.
    Kyle wußte, daß diese Einschätzung zutraf, da er sich vor drei Monaten die Mühe gemacht hatte, der Sache nachzugehen, und entdeckte, daß von den sechsunddreißig Kadetten, die zu Tode gestürzt waren, ganze sechzehn auf der rechten Flanke marschiert waren. Nathan Donar, dem aus Gründen, die für jeden offensichtlich waren, außer seinen Speichelleckern, vorübergehend der Rang eines Kadetten-Kompanie-Kommandeurs verliehen worden war, marschierte neben der inneren Flanke und würde den kritischen Befehl geben.
    Kyle beobachtete aus den Augenwinkeln, wie das Verwaltungsgebäude vorbeizog, dicht gefolgt von der Maschinenfabrik, und wußte, daß die Wende kurz bevorstand. Die drei vorhe-rigen Kompanien hatten das Manöver erfolgreich beendet, zumindest nahm er das an, aber was, wenn Donar einen Fehler machte? Was, wenn seine Stimme versagte, wie bei ... wie hieß er noch – Stör – vor drei Jahren? Die ganze erste Reihe war über den Rand marschiert, man stelle sich das vor, marschieren einfach geradeaus, und der ganze Rest wäre hinterhergelau-fen, wenn Stör nicht »halt« gekrächzt hätte, um die Kompanie, dann neu antreten zu lassen.
    Die Tatsache, daß er anschließend selbst abstürzte, wurde als unglücklich, aber passend betrachtet. Man hielt es für einen Ausdruck von Mut, Gehorsam und Verantwortung.
    War es das wirklich? Oder war es schlicht Dummheit? Kyle war sich nie ganz darüber klargeworden.
    Kyle, der dachte, er hätte seine Angst auf dem Asteroiden besiegt, spürte, wie flüssiges Blei in seinen Magen tropfte, und hatte einen Kloß im Hals.
    Donar, der sich der Tatsache bewußt war, daß seine Mutter und sein Vater von der Tribüne aus zusahen, und einen fast erdrückenden Drang verspürte zu pinkeln, gab sein Bestes, um das grelle Sonnenlicht zu durchdringen. Der Trick bestand darin, den Befehl genau im richtigen Moment zu geben, so daß die Kolonie schwenkte, die rechte Flanke am Rand des Abgrunds entlangging und die Menge, deren Augen auf die von schwebenden Kamera-Droiden gemachten Aufnahmen gerichtet waren, den erwarteten Nervenkitzel bekam.
    Um sich die Aufgabe zu erleichtern und seinen Erfolg zu sichern, hatte Donar die recht sensible Vorsorge getroffen, eine kleine, schmale, selbstklebende Scheibe genau an dem Punkt anzubringen, wo die Drehung beginnen sollte. Das stand vielleicht nicht im Einklang mit der Tradition der Akademie. Aber es entsprach dem oft wiederholten Rat seines Vaters,
    »Nur Idioten gehen ein Risiko ein.« Worte nach denen sich leben ließ. Das einzige Problem war, daß er die Markierung nicht sehen konnte. War sie dort? Verborgen durch das Licht?
    Oder hatte sie irgendein wohlmeinender Wartungs-Droide in der Nacht entfernt?
    Das war nicht festzustellen, und dem Kadetten Kommandant blieb nichts anderes übrig, als die Zeremonie einfach durchzuziehen. Er schluckte, zwang sich, bis zum seiner Meinung nach letzten

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