Soldat des Imperiums
marschieren? Er war sich nicht sicher. Das einzige, woran er sich erinnerte, war die wahnsinnige Erschöpfung, die aus dem endlosen Exerzieren, den langen Unterrichtsstunden und dem beabsichtigten Schlafentzug resultierte.
All das lag jetzt hinter ihm. In wenigen Stunden bekam er seinen Abschluß.
Der Gedanke weckte Schuldgefühle, aber er schob sie zur Seite. Niemand interessierte sich für die Wahrheit. Warum sollte er es?
Kyle schlug den direktesten Weg über »den Schinder« ein, einen Pfad, der ihn durch den Schatten der heroischen Statue von Imperator Palpatine führte.
Eine Kolonne jüngerer Studenten marschierte im Laufschritt an Kyle vorbei und salutierte dem Ranghöheren. Er erwiderte den Gruß und fühlte sich dabei unerklärlicherweise glücklich. Irgendwie hatte er entgegen aller Regeln die Mission überlebt, und das Offizierspatent gehörte ihm. Sein Vater würde stolz sein, er würde seine früheren Fehler irgendwie wieder gutmachen, und alles wäre in Ordnung. Der Gedanke beschleunigte seine Schritte, und Kyle marschierte auf die Quartiere zu.
Hinter dem Kadett, so hoch oben, daß die Bewegung vom Boden nicht sichtbar war, öffneten sich ein Paar elektromechanische Augen und fügten den Hunderten von Mosaikbil-dern, die eine ganze Wand der unterirdischen Kommandozentrale füllten, ein weiteres hinzu.
Die Kadetten waren ein verdorbener Haufen. Es war eine gute Idee, sie im Auge zu behalten.
Der Abschlußtag brach hell und kalt an. Licht strömte durch die vorhanglosen Fenster und breitete sich auf dem Kunststoffboden aus. Kyle rollte sich aus dem Bett, streckte sich, gähnte und merkte, daß er die Nacht ohne Alpträume verbracht hatte, und freute sich, daß sein Blick klar war.
Meck Odom, Kyles Zimmergenosse, schlief noch. Kyle grinste, sagte, »He, Dinko-Atem! Zeit zum Aufstehen!« und trat gegen das Bettgestell des Kadetten. Nachdem er die übliche Antwort erhalten hatte, einen Fluch, gefolgt von einem fliegenden Kissen, ging Kyle unter die Dusche. Er war genau wie die anderen, die er in der Halle traf, in bester Laune. Eine Inspektion, ein weiterer Marsch in der heißen Sonne und ein paar langweilige Reden. Das war alles, was zwischen ihnen und den Offizierspatenten stand, für die sie so schwer gearbeitet hatten.
Die nächsten paar Stunden wurden von einer Orgie aus Bügeln, Anziehen und Schuhe putzen aufgebraucht, gefolgt von einer vorläufigen Inspektion und einem Vortrag über gutes Benehmen. Nachdem das geschafft war, versammelten sich die Kadetten vor ihren Quartieren und marschierten zum Viereck.
Eine Gruppe von Wartungsarbeitern, Erstsemestern und Droiden hatte die ganze Nacht durchgearbeitet, um provisorische Tribünen und Masten zu errichten, an denen farbenprächtige Fähnchen, zusammen mit allen möglichen Flaggen, Schlachtfahnen und Regimentswappen flatterten. Es war ein beeindruckender und herzergreifender Anblick, genau wie die endlosen Reihen Infanterie und die Kompanie imperialer Kampfläufer, zu der vier riesige AT-ATs ge-hörten und vier der kleineren, aber nicht weniger abschreckenden AT-STs.
Ja, der Anblick all dieser militärischen Stärke, verbunden mit Palpatines Statue, den Märschen, die die Regimentskapelle spielte, und dem Donnern, das die Geschwader der tief fliegenden TIE-Jäger erzeugten, straffte das Rückgrat jedes Kadetten und zauberte ein Lä-
cheln auf die Gesichter der Eltern, die das Glück und das Geld hatten, persönlich anwesend zu sein, und würde, wenn es in den scharf zensierten Abendnachrichten ausgestrahlt wurde, dazu dienen, die Milliarden Bürger des Imperiums zu beruhigen, die entweder gern oder ungern die Herrschaft des Imperators akzeptierten.
Kyle war in Gedanken ganz woanders, obwohl er sich auf den Rücken seines Vorder-manns und die dringende Notwendigkeit, im Gleichschritt zu bleiben, konzentrierte. Insbe-sondere da der Abschluß von Cliffside mit einem letzten Test verbunden war, einer Tradition, die auf den Imperator persönlich zurückzuführen war und bisher über sechsunddreißig Tote zur Folge hatte.
Der Test begann mit einer Drehung nach rechts, und dem langen Marsch um das westliche Ende des Vierecks, vorbei an der Tribüne am Ende der Krankenhaustreppe, vorbei an der Plattform, auf der General Mohc und eine Gruppe ranghoher Offiziere standen, vorbei an dem imposanten Verwaltungsgebäude und den bronzenen Mantigrues, die seine Tore bewachten, und direkt auf den fünfhundert Fuß tiefen Abgrund zu, von dem die Akademie
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