Soldat des Imperiums
Bewohnern war es im Grunde nicht anders. Sie teilte sich in sechs Kategorien: Vertragsangestellte, die Kappen mit Brodsport-Logos trugen; starrköpfige Kolonisten mit schwieligen Händen; Wissenschaftler, die in ihren Klamotten völlig fehl am Platz wirkten; Abschaum wie Dan Drexel, der nur darauf wartete abzuhauen; ein paar Außerirdische, von denen keiner besonders glücklich schien; und Sturmtruppen, die überall paarweise auftraten.
Zum Teil aus Sicherheitsgründen und teilweise, damit sie sich gegenseitig beobachten konnten.
Da er inzwischen gesucht wurde, bereiteten die Soldaten Kyle das meiste Kopfzerbre-chen. Sie könnten möglicherweise während der letzten Lagebesprechung sein Gesicht gesehen haben. Ihre Gegenwart und die Tatsache, daß er ihre Augen nicht sehen konnte, erinnerten Kyle daran, in welchem Ausmaß das Imperium durch Angst regierte. Er erinnerte sich daran, was es für ein Gefühl war, so mächtig zu sein, und kam zu der widerlichen Erkenntnis, daß er es genossen hatte.
Kyle wartete, bis ein Schlepper mit Anhänger vorbeibrummte, ging den Bordstein entlang und überquerte den Platz. Obwohl er sich Mühe gab, möglichst unbeteiligt zu wirken, hatte Kyle ein Ziel vor Augen, und steuerte in die entsprechende Richtung. Die Wahrschein-lichkeit, daß er beim Anblick der Forschungsanlage einen Eingang entdecken würde, war mehr als gering, aber einen Versuch war es wert.
Als Kyle nach Westen ging und der Nachmittagssonne folgte, veränderte sich die Umgebung. Die Häuser wirkten bewohnt und schienen vornehmer zu sein. Nach der Sauberkeit und den Kindern, die auf der Straße spielten, zu urteilen, war diese Wohngegend extra für Forschungsangestellte und ihre Angehörigen reserviert worden. Mon Mothma hatte versäumt, es zu erwähnen, dabei wäre es beim Einsatz eines Überfallkommandos nützlich gewesen.
Kyle kam auf den Gedanken, einen Wissenschaftler zu entführen und seine oder ihre Angehörigen zu benutzen, um sich Zutritt zu der Anlage zu verschaffen. Aber das schien ihm zu kompliziert. Einfachheit und eine gehörige Portion Glück waren der Schlüssel zum Erfolg.
Kyle spürte ein Kribbeln im Nacken. Es fühlte sich an, als würde er beobachtet. Aber das war Blödsinn – oder nicht?
Ein heruntergekommenes Cafe erstreckte sich über das Pflaster eines sorgfältig gefegten Fußwegs und bot Gelegenheit, sich auszuruhen. Kyle lächelte der Bedienung zu – sieh sah nicht älter aus als zwölf – und folgte ihr zu einem Tisch mit einer Plastiktischdecke. Sie räum-te das Geschirr eines früheren Gastes ab und versprach zurückzukehren. Kyle setzte sich, wandte sich nach Osten und beobachtete die Straße.
Jan bog um die Ecke, machte zwei Schritte vorwärts und spürte, daß etwas nicht stimmte. Kyle war verschwunden, nein, da war er, er saß auf dem Bürgersteig. Sie zog einen Steck-brief aus der Tasche, tat so, als wäre Kyles Gesicht eine Straßenkarte, und ging zwei Schritt zurück. Die Ecke versperrte ihm die Sicht, aber die Frage war: Hatte Kyle sie gesehen? Und wenn ja, hatte er ihr Gesicht erkannt?
Kyle runzelte die Stirn. Irgendwas an der Gestalt, die er nur flüchtig aus der Entfernung gesehen hatte, kam ihm bekannt vor, aber er war nicht sicher, was. Jemand aus der Stadt?
Vermutlich, aber er beschloß, auf alle Fälle die Augen offenzuhalten. Zur Beruhigung berühr-te er seinen Blaster. Er war neu, aber nicht zu neu, und steckte in einem Schulterhalfter.
Schnell, aber unbequem, wenn man saß. Pistolen und sogar schwerere Waffen waren auf Planeten wie Danuta üblich.
Kyle trank aus, warf ein paar Münzen auf den klebrigen Tisch und setzte seinen Erkundungsgang fort.
Das Wohnviertel war relativ klein und wich bald einer sorgfältig gepflegten Sicherheitszone, einschließlich der Überwachungskameras, Aufklärungs-Droiden, Geschützstellun-gen und einem vier Meter hohen Maschendrahtzaun, der mit Stacheldraht besetzt war. Die Gebäude waren niedrige, stabile Bauten, die zur Hälfte unter der Erde lagen und gegen Angriffe befestigt waren. Er erinnerte sich an Mon Mothmas Hologramm und wunderte sich über den Mut eines Unbekannten. Das warf eine interessante Frage auf – was war eigentlich aus dem Agenten geworden? Warum hatte man ihm oder ihr nicht befohlen, die Pläne zu stehlen.
Die Antwort schien offensichtlich.
Kyle lief eine Weile an der Sicherheitszone entlang, bewegte sich flink wie zum Einsatz, und wußte, daß er dafür nicht angezogen war. Das Haupttor war ein schwerer
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