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Soldatenehre

Soldatenehre

Titel: Soldatenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Moscoe
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schlimm?«, fragte L. J. und behielt seine Stimme fest unter Kontrolle. Die Frau des Bürgermeisters war noch einmal vorbeigekommen und hatte ihm die Geschehnisse nahe eines Dorfes namens Nazareth aus der Sicht der Einheimischen geschildert. Sie hatte berichtet, dass die Sonderpolizei das Dorf komplett niedergebrannt hatte. Zum Glück waren alle Einwohner rechtzeitig ins Gleann-Mor-Tal geflüchtet. Mann, da oben muss es inzwischen gehörig überfüllt sein.
    »Sie werden ausrücken, sobald Ihr Bataillon in der Lage zu einer Offensivaktion ist. Sie werden das Gleann-Mor-Tal abriegeln und nach feindlichen Einrichtungen durchsuchen. Sämtliche Waffen und kommerziellen Einrichtungen, die auch militärisch genutzt werden können, sind zu vernichten. Alle Personen, die bewaffneten Widerstand gegen ihre rechtmäßige Regierung leisten, sind der Spezialpolizei zu übergeben, die von mir den Auftrag erhält, die Gefangenen, ihre Ehegatten und ihre Familien zu verhören. Verstanden?«
    L. J. konnte die Aufzeichnung fast hören. Nichts in seiner militärischen Ausbildung hatte ihn auf eine derartige Situation vorbereitet. Wie sollte man seine Soldatenehre retten, wenn man den Befehl zum Massenmord erhielt? Die Akademie brauchte wohl einige neue Kurse. »Ich habe Ihre Befehle aufgezeichnet, Sir, und bestätige sie hiermit. Wir werden in zwei Tagen bereit zum Ausrücken sein. Wo treffe ich Ihre Sonderpolizei?«
    »In Amarillo.«
    »Ich nehme an, sie ist mir nicht unterstellt.«
    »Natürlich nicht. Es ist meine Sonderpolizei.«
    L.J. legte Wert darauf, das festzuhalten. »Verstanden, Sir.«
    »Dann auf Wiedersehen, Major.«
    »Auf Wiedersehen, Sir«, verabschiedete sich L.J. Er schloss die Kommeinheit mit einer entschiedenen Bewegung, wartete, bis das Netz abgeschaltet war, und drehte sich zu Mallary um. »Und jetzt wollen wir mal sehen, wer auf die Idee gekommen ist, auf die Seiten der Transporter Botschaften an die Einheimischen zu schreiben.«
    Nahe Amarillo, Alkalurops Präfektur IX, Republik der Sphäre
    22. September 3134, Sommer
    Grace betrachtete das hügelige, von der Sonne verbrannte Land, das vor ihr lag. Fast konnte sie es klicken hören, als ihr Verstand von der Sicht der Bergarbeiterin auf die der Soldatin umschaltete. Neben ihr beäugte Ben kritisch die zehn Kilometer südlich von Amarillo errichteten Verteidigungsstellungen. Die Hauptstraße bog hier in einer Serie von Serpentinen durch ein tiefes, ausgetrocknetes Flussbett. Ein schmaler Bach floss durch einen Abzugskanal, doch ein plötzlicher Wassereinbruch irgendwo im Tal würde reichen, das Wasser über die fünf Meter hohen Ufer treten zu lassen. Die im Frühjahr regelmäßig überschwemmte Straße bestand jetzt im Sommer hauptsächlich aus Schlaglöchern. Kaum jemand fühlte sich ernsthaft bemüßigt, sie zu reparieren.
    Chatos Navajos hatten gut dreihundert Gewehrschützen aus dem Südtal gezeigt, wie sie mit der Landschaft verschmelzen konnten. Selbst Mech-Umbauten blieben entweder in Deckung, in Gefechtsstellungen oder hinter Felsen versteckt. Der Befehlsposten war ein kleiner Stall mit eingefallenem Dach, dessen Wände im Inneren mit zwei Lagen
    Sandsäcken verstärkt waren. Es roch nach Hitze, Stroh und Kühen.
    »Hier blockieren wir die Hauptstraße«, stellte Grace fest. »Im Osten und Westen ist das Flussbett steil und gefährlich. Den einzigen anderen guten Übergang gibt es in Bliven.« Sie deutete auf der Karte zu einem hundertfünfzig Kilometer östlich gelegenen Ort. »Dort legen Syn und Wilson Hinterhalte. Der Westen ist Ihr Territorium, Ben.«
    »Gibt es noch weitere Verteidigungsstellungen vor Amarillo?«, fragte der Albino und studierte mit verkniffenen rosa Augen das potentielle Schlachtfeld.
    »Nein. Von hier bis zur Stadt ist das Gelände zu eben.«
    »Also geben wir die Stadt auf, wenn diese Stellung fällt, frapos?«
    »Uns wird nichts anderes übrig bleiben. Die meisten Einwohner sind schon geflohen. Alle haben gehört, wie die Schwarz-Roten wüten. Niemand will hier sein, wenn sie kommen. Natürlich gibt es immer Nachzügler, aber mit etwas Glück sind es zu wenige, als dass sie den Söldnern auffallen könnten.«
    Ben betrachtete aufmerksam das Land. Unter ihnen keuchte ein klappriger, überladener Lastwagen durch die Schlaglöcher am Boden des Flussbetts und machte sich an den mühsamen Aufstieg. Oben angekommen, hielt er an, und eine Frau in einem riesigen Strohhut und einem unförmigen Kleid kletterte schwerfällig von der

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