Soldatenehre
Schwung des Beinahesturzes zur Beschleunigung.
Hinter ihm erklang Seans hasserfüllte Stimme. »Ich komme. Schnell, h-hilf mir jemand hoch.«
Benjork überließ Sean jemand anderem. Die Spinne verschwand gerade über eine Bodenwelle. Er folgte ihr und fuhr das Periskop aus, um sich vor dem Aufstieg kurz zu vergewissern, was ihn erwartete.
Der BattleMech entfernte sich rückwärts, beide Arme angehoben und genau auf die Stelle gezielt, an der er die Kuppe überquert hatte.
Benjork steuerte seinen Mech zehn weite Schritte über diesen Punkt hinaus, dann drehte er bei. Mit Hilfe des Periskops, das er diesmal als Zielhilfe einsetzte, schickte er seine beiden letzten Raketen über den Hügel. Die Spinne stolperte zur Seite und feuerte ins Leere. Ben brachte den Mech über die Erhebung und setzte einen Feuerstoß Wolframgeschosse nach dem anderen ins Ziel. Es gelang ihm, den rechten Flügel der Spinne zu beschädigen. Möglicherweise auch die Auslassöffnung der Sprungdüse auf dieser Seite.
»Jetzt ist es mit dem Fliegen vorbei, Raketenboy«, knurrte er.
Die Spinne wich immer noch im Rückwärtsgang zurück und schwenkte die Laser herum, um sie auf ihren Peiniger zu richten. Dann zog eine Salve Kali-ber-30-mm-Feuer von rechts die Aufmerksamkeit des Piloten auf sich, als sie seinen linken Laser zertrümmerte.
»Erw-wischt!«, fauchte Sean über Funk. »Wie gefällt dir das, du verdammter Henker!« Er löste zwei Raketen aus, die die Spinne zur Seite hüpfen ließen, um ihnen zu entkommen. Der BattleMech fand die Balance wieder und feuerte seinen verbliebenen Lichtwerfer auf Sean ab.
Das bot Benjork freie Bahn, die Revolverkanone sorgfältig auf die Seite der Spinne auszurichten. Der Kugelhagel schlug in den Mechtorso ein und scheuerte an der Panzerung. Der schwarz-rote Mech versuchte, aus Benjorks Schusslinie zu gelangen, doch Ben blieb an ihm dran, ließ nicht locker, hämmerte mit einer Salve nach der anderen auf ihn ein.
Also löste der Pilot die Sprungdüsen aus.
Vielleicht war ihm nicht bewusst, wie stark beschädigt der Flügel und die Auslassöffnung waren. Vielleicht hatte er es auch nur vergessen. Das spielte keine Rolle. Die Spinne schoss in den Himmel und neigte sich nach links, kaum dass sie den Boden verlassen hatte. Der Pilot versuchte, den Seitendrall aus-zugleichen, aber der beschädigte Flügel trieb den Mech seitwärts, während aus einem Riss in der Sprungdüse sonnenheißes Plasma austrat und sich in die untere Rumpfhälfte fraß.
Der Flug endete in mehreren völlig unkontrollierten Überschlägen. Dann bohrte sich die Spinne ein überraschend kleines Loch, nur hundert Meter von der Stelle, wo sie abgesprungen war.
»Lassen Sie sich das eine Lektion sein, Sean. Springern ist nicht zu trauen«, sagte Benjork dem jungen MechKrieger und jedem, der noch über Funk zuhörte, als er sich zu dem grauen Mech des jungen Mannes umdrehte.
Die Maschine stand reglos da. Aus einem rot glühenden Loch im Torso stiegen Rauchfäden auf.
»Sean!«, rief Benjork und trieb den Motor in den roten Bereich, als er auf den Mech zustürmte, der leblos aufragte, als könnte bereits ein Windhauch zu viel für ihn sein.
Abrupt bremste er vor der Maschine ab. Jetzt sah er, dass ein Laserstrahl sie durchbohrt hatte, so kerzengerade wie ein Diamantbohrer. Er schaute durch das Panzerglasdach, auf dem sich Schweiß und Blut langsam ablagerten. Seans Lippen bewegten sich. Über Funk hörte Benjork ein leises: »W-wir haben ihn erwischt.« Dann stürzte der graue Mech um, der so viel für den jungen Mann bedeutet hatte, dem sein Regiment keinen anvertraut hatte.
Als Novakatze hatte Benjork gelernt, dass das Universum launisch ist. Er hegte keine Erwartungen, dass die Welt dem entsprach, was die Menschen Vernunft nannten. Er wusste, dass wir alle vom Karma regiert werden, ganz egal, ob wir aus Stein bestehen, aus Wasser oder aus Fleisch und Blut. Novakatzen weinen nicht über das Unvermeidliche.
All das wusste Benjork Einsame Katze - nicht wie ein Mensch, der etwas mit seinem Verstand erfasst, sondern so, wie es nur ein Träumer im tiefsten Innern seines Wesens wissen kann.
Und so löste er sich von den anderen, die sich um den gefallenen Kameraden versammelten und murmelten, wie traurig es war, dass das junge Mädchen auch gestorben war. Abseits von allen anderen, die trauerten, öffnete Benjork seine Kanzel und gestattete der äußerlichen Feuchtigkeit, die mancher für Tränen hätte halten können, aus seinen Augen
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