Soldatenehre

Titel: Soldatenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Moscoe

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vollständig eingenommen. Der lang gestreckte, seichte See, der die ersten Siedler angelockt hatte, war schmaler und tiefer gemacht worden, um an seinen Ufern mehr Bauplatz zu gewinnen.
    Davon abgesehen hatte sich wenig verändert, seit Graces Eltern sie vor rund zwanzig Jahren hierher mitgenommen hatten. Ihr Vater hatte sich seinen ersten BergbauMech gekauft - den ersten BergbauMech im Gleann-Mor-Tal. Und er hatte ihr Gebäude gezeigt, die ihm schon sein Großvater gezeigt hatte. Grace entdeckte den alten Markt, dessen flache Außenmauer sich nördlich des Zentralplatzes mehrere Häuserblöcke weit am Ufer des Alhambra entlangzog. Dort ragte noch immer der Glockenturm der Zunfthalle auf, die allerdings mehrere neue Flügel aufwies. Genau dies liebte Grace am Leben auf Alkalurops: Es blieb alles beim Alten.
    Bis auf den Angriff dieser Banditen. Das war eine neue Erfahrung gewesen, und zwar eine, auf deren Wiederholung sie keinen Wert legte.
    Grace rief in der Pension an, in der sie immer abstieg, wenn sie geschäftlich nach Allabad kam, und reservierte ein Zimmer für sich und ein zweites für Jobe und Chato. Dann rief sie Angus Throckmorton an, einen Bekannten der Familie in der Bergbaugilde, der schon ihren Großvater gekannt hatte. Sie fragte sich, ob er sich noch an sie erinnern würde, aber er antwortete mit warmer, freundlicher Stimme und wirkte sogar sehr interessiert, sie und ihre Freunde zu treffen. »Erinnerst du dich an die Gaststätte, in der ich bei seinem letzten Besuch hier mit deinem Vater war? Können wir uns in einer halben Stunde dort treffen?« Grace bestätigte den Termin und legte auf.
    »Wo treffen wir ihn?«, fragte Chato.
    »Im Red Erin Inn. Ich war schon mal da.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie es wieder finden?«, fragte Jobe.
    »Es wäre schade, wenn wir uns verlaufen«, bestätigte der Navajo.
    »Ich weiß den Weg«, feuerte Grace zurück, dann bemerkte sie die Blicke, die die beiden Männer austauschten, und erkannte, dass sie sie auf den Arm nahmen. Sie ließ sich in die Polster des Beifahrersitzes sinken. »Wir haben noch eine halbe Stunde. Kein Grund zu unnötiger Eile.«
    Nach ein paar Umwegen trafen sie an der Gaststätte ein und stellten fest, dass Angus schon auf sie wartete. Grace hatte seinen Namen kaum erwähnt, da führte sie der große Barmann, der das lange Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, schon quer durch den Schankraum unter den breiten Holzbalken der Decke in eine dunkle Ecke. Der Bär von einem Mann, inzwischen grau geworden, machte Anstalten, sich zu erheben. Sie aber stellte schnell Jobe und Chato vor, dann setzte sie sich neben ihn und umarmte ihn.
    »Lass, du wirst jeden Tag schöner.«
    Sie versuchte das Kompliment zu erwidern, doch Angus war in den fünf Jahren seit ihrer letzten Begegnung unübersehbar gealtert. Aus der Nähe bemerkte sie, dass sein karierter Mantel lose herabhing. Seine Fingerknöchel waren rot und angeschwollen, die Augen eingesunken, mit dunklen Ringen. »D-du ...« stammelte sie, fing sich dann aber. »Wie schlimm war es hier?«
    »Ein gutes Dunkles für die Dame hier«, rief Angus dem Barmann zu. Grace überließ ihm gerne die Bestellung. Er kannte sich mit den örtlichen Bieren aus. Jobe bestellte ein Helles, Chato einen Kaffee.
    Erst als sich der Barmann wieder zurückgezogen hatte, wiederholte Grace ihre Frage. »War es schlimm?«
    »Es war seltsam, Lass. Sehr seltsam.«
    »Die Banditen haben Falkirk überfallen«, berichtete Grace. »Sie haben nicht viel mitgenommen. Die Miliz haben sie ein bisschen durch die Mangel gedreht.«
    »Hast du Freunde verloren?«, fragte Angus.
    »Nur ein paar Verwundete. Nichts, was zu schlimm wäre, um damit zu prahlen. Wie war es hier?«
    »Sehr, sehr seltsam«, stellte er fest und verstummte, als ihre Getränke eintrafen. Grace fragte sich, ob sie das Gespräch noch einmal würde von vorne beginnen müssen, aber als sie den ersten Schluck trank, sprach Angus weiter. Er hatte eine gute Wahl getroffen.
    »Die Banditen hatten sich als normales Handelsschiff getarnt. Meine Bekannten am Hafen sagen, die Schiffe, die nach Alkalurops kommen, halten sich an keine Flugpläne. Jedenfalls setzten sie vor einer Woche gegen Mitternacht auf. Sie sind zwar durch die Stadt getobt, aber sie waren langsam genug, dass es Alarm gab.«
    »Wo war der Legat? Und die Gouverneurin?«, fragte Jobe.
    »Sagen Sie's mir, dann wissen wir es beide«, gab Angus kopfschüttelnd zurück und nahm einen langen Schluck. »Ich habe