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Soldatenehre

Soldatenehre

Titel: Soldatenehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Moscoe
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im ganzen Saal.
    Für den Rest des Tages hörte Grace nichts mehr, was einen Lacher wert gewesen wäre. Die einzige Erlösung bot sich im Eingangsbereich des Saales, wo ein paar fahrende Händler vom Zentralplatz ihre Imbisskarren aufstellten. Grace hatte als Einzige ihres Dreiergespanns Geld dabei, also holte sie die Drinks und begegnete dabei einer Menge anderer Teilnehmer.
    »Das vorhin war wirklich gute Arbeit. Wie heißen Sie noch mal, junge Frau?«, fragte eine ältere Dame. Grace antwortete und kam mit ihr ins Gespräch. Dann beteiligten sich noch ein paar Männer. Im Flüsterton kamen sie recht schnell überein, wie sie die Situation lösen würden. Grace brachte Jobe und Chato ihre Drinks, erzählte ihnen von ihren Gesprächen und ließ sie am Tisch, um den Zirkus im Auge zu behalten, während sie sich unters Volk mischte, zuhörte und sich eine eigene Meinung darüber bildete, was die Leute wollten. Im Grunde war diese Tagung nichts anderes als eine Bürgerversammlung, nur größer, lauter und von jemandem anders geleitet. Eine Stunde Mittagspause dauerte dreimal so lange. Grace beschwerte sich jedoch nicht. Sie war eine der Letzten, die zurück in den Saal kam, knapp vor Garry, Dev und den beiden Bergwerksmanagern. Als die Sonne hinter dem Schluchtrand versank, vertagte Gary die Diskussion auf den folgenden Tag, und Grace hatte mehrere Verabredungen zum Abendessen zu jonglieren.
    Während des Abends entstand ein Konsensus unter den kleineren Orten, dass jeder stimmberechtigt sein sollte, selbst die Vertreter von Fremdweltkonzernen. Doch jedes Mitglied des Rates sollte nur eine Stimme besitzen, und Entscheidungen erforderten mindestens eine Dreiviertelmehrheit.
    Es war weit nach Mitternacht, bevor Grace die Augen schloss, aber sie war guter Laune. Alkalurops hatte großartige Bürger.
    Am nächsten Morgen waren Grace, Jobe und Chato auf dem Weg zur Zunfthalle, als das Donnern eines anfliegenden Landungsschiffes den stillen Morgen zerschnitt. Grace war beileibe nicht die Einzige, die panisch das Netz aufrief. Das aufsetzende Schiff war der reguläre Frachter, als den sich die Banditen ausgegeben hatten. Er war verspätet, aber echt. Neben ihr runzelte Jobe die Stirn. »Ich hätte erwartet, dass die Banditen den Hafen leer räumen. Gebrauchte Landeradars und Funkgeräte müssten sich doch leicht verkaufen lassen. Ziemlich schlampig, wenn Sie mich fragen.«
    »Egal«, antwortete Grace. »Falls nicht eine Menge Leute über Nacht ihre Meinung geändert haben, sollten wir heute einiges erledigt kriegen.« Sie hielt den Männern die Tür in den Saal auf.
    Aber wenn genügend Leute beisammen sind, geht nichts mehr zügig. Plötzlich schien >jeder eine Stim-me< nicht mehr klar genug. Als erster Redner des Morgens stand Hank Pintagras auf, der Bürgermeister von Calgeron. »Sprechen die Zunftvertreter von Allabad für alle Zünfte?«, fragte er mit hoher, schriller Stimme. »Oder verlangen wir, dass jede Zunft eine Wahl abhält, damit wir sicher sein können, dass ihre Vertreter für alle Mitglieder sprechen?«
    Grace unterdrückte ein Aufstöhnen. Der Meister der Mechhändler-und-Werkstättenzunft Calgerons war dafür berüchtigt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit quer zu schießen. Die nächste Stunde über dröhnte die Debatte, und Allabads Bäckerzunftmeister weigerte sich beharrlich, den »Landeiern« das geringste Zugeständnis zu machen. Grace lehnte sich zurück und studierte die Saaldecke.
    »Eine führerlose Herde, die kopflos im Kreis herumrennt«, stellte Chato fest. »Ich behalte das Gela-ber im Auge. Holen Sie mir eine Tasse Tee und reden mit den Leuten, Grace? Flicken Sie zusammen, was wir letzte Nacht erreicht haben.« Grace stand auf, doch sie erinnerte sich nur zu gut, dass ihr selbst schon oft nach einer Versammlung auf dem Weg nach Hause gute Gründe eingefallen waren, anders zu stimmen, als sie es getan hatte.
    Sie kaufte Chato einen Becher Tee, während sich Jobe selbst einen Kaffee holte. Dadurch waren sie in einer guten Position, den Mann zu sehen, der um Punkt zehn Uhr die Zunfthalle betrat.
    Er war größer als die meisten, und der teuer wirkende dunkle Anzug betonte seinen schlanken Körperbau. Weißes, zurückgekämmtes Haar verlieh ihm ein edles Aussehen, das von der Adlernase noch unterstrichen wurde. Seine Füße gingen weniger, eher glitten sie. Grace bemerkte, dass sie nicht die Einzige war, deren Blicke der Fremde anzog, als er den Kopf langsam von einer Seite zur anderen drehte

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