Soldatenehre
anlocken oder die benötigten Leute aus der eigenen Bevölkerung rekrutieren. Das bedeutete zwei Beschäftigte in jeder Familie, und vermutlich würde das auch notwendig sein, um überleben zu können. Angesichts all der zusätzlichen Mäuler, die es zu stopfen, unterzubringen und mit Gütern zu versorgen galt, würden die Preise in den Himmel steigen.
»Ist es nicht wundervoll, den Fortschritt mitzuerleben?«, bemerkte Jobe und rollte mit den Augen. Rund um sich herum sah Grace die Leute rechnen.
Manche sahen Profit und lächelten. Andere bemerkten - wie sie selbst - die Kosten und verzogen das Gesicht.
Santorini machte eine kurze Pause und trank einen Schluck Wasser aus einem Becher an seinem Ellbogen. Eine perfekte Pause für alle Beteiligten. Als er den Becher wieder abstellte, räusperte er sich. Dann sprach er weiter, und seine Stimme drang in jeden Winkel des Saales. Selbst die Straßenverkäufer verstummten.
»Momentan allerdings vermute ich, dass sich Ihre Aufmerksamkeit stärker auf meine Beziehung - ich sollte wohl besser sagen: die Beziehung meiner Firma
- zu einer Gruppe Freiheitskämpfer richten sollte.« Er ließ die Worte kurz im Raum stehen. »Jeder, der über Geschäftsverbindungen nach Skye verfügt, weiß, dass dessen Transfer vom Lyranischen Commonwealth zur Republik der Sphäre für reichlich Unzufriedenheit gesorgt hat.« Das war Grace neu: und sie hatte Geschäftsverbindungen nach Skye. Sie schaute hinüber zu Gordon Frazier aus Kilkenny und ein paar anderen Bekannten. Ihre Gesichter waren in einer neutralen Miene erstarrt. Höchstens ein leichtes Stirnrunzeln deutete darauf hin, dass nicht alles zum Besten stand.
»Im Schweigen der HPG-Verbindungen hat Landgraf Jasel Kelswa-Steiner seine Fahne erhoben, um die Fehler der Republik zu beheben. Menschen auf Skye und in der ganzen Republik sammeln sich unter seiner Fahne, der Fahne des alten Sturmhammers, und Nusakan hat ihm eine Basis für seine Operatio-nen geboten. Nicht zufällig, denn seine Gegenwart gewährte uns den Schutz, um den andere, weniger gut geschützte Welten uns beneiden. Falls ich Alkalurops als neuen Sitz für LCI auswähle, dürfen Sie sicher sein, dass der Landgraf Sie vor weiteren Angriffen beschützen wird.«
»Vorausgesetzt, wir werden nicht von den Gegnern des Landgrafen angegriffen«, stellte Grace in das allgemeine Schweigen hinein fest.
»Der Sturmhammer ist bestens in der Lage, seine Interessen zu verteidigen«, bellte Santorini.
»Wo haben wir das schon mal gehört?«, bemerkte jemand am unteren Ende der Tafel.
Grace dachte nicht daran, jetzt locker zu lassen. Sie stand auf und sprach einfach weiter. »Und was kostet dieser Schutz? Ist der Landgraf bereit, uns aus lauter Herzensgüte zu beschützen? Ist dieser Konzern, für den Sie arbeiten« - Grace betonte den Punkt, den Santorini ihrer Meinung nach etwas sehr schnell abgehandelt hatte - »für den Landgrafen so wichtig, dass er Sie ausschließlich um der natürlichen Vorteile wegen beschützt, oder geht die Beziehung tiefer?«
Der Fremdweltler wischte ihre Bedenken mit einer lässigen Handbewegung beiseite. »Ich bin sicher, es lässt sich zu allseitiger Zufriedenheit etwas aushandeln.«
»Was kostet der Schutz durch den Sturmhammer?«, wollte Grace wissen. »Bitte in leicht verständlichen Worten.«
Jetzt stand Santorini auf. Er wand sich aus seinem Stuhl wie jemand, den eine Mücke irritiert. »Was hat Sie Ihr eigener armseliger Schutz gekostet? Gibt es auf irgendeinem Platz in der Stadt noch einen einzelnen guten Mech?« Als sein Blick über die Tafel zuckte, hörte Grace den Meister der Händler- und Werkstättenzunft leise verneinen.
»Wie viele von Ihnen haben ArbeitsMechs von Ihren Feldern verloren, aus Ihren Geschäften, aus Ihren Bergwerken?« Viele rund um die Tafel nickten. »Sind die leicht zu ersetzen?« Das Kopfschütteln wurde nahezu hektisch.
»Die Verteidigung gegen die durchs All streifenden Banditen und Plünderer ist nicht billig. Der Sturmhammer erwartet eine Spende in Höhe von dreißig Prozent Ihres Netto
Interstellarhandelseinkommens. Dafür gewährt er Ihnen die Sicherheit, die unabdingbar ist, um überhaupt noch Handel betreiben zu können.«
»Dreißig Prozent?!«, tönte es rund um die Tafel.
»Sie haben sich von dem Märchen einlullen lassen, die Republik könnte Sie für Almosen beschützen: einen Gouverneur, einen Legaten und ein paar vor Angst schlotternde Gendarmen. Was hat es Ihnen gebracht? Die
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