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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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dem Ausschaben im Wasser einweichen«, erwiderte Dar.
    »Du hast aber nur einen Tag«, sagte Kol. »Übermorgen brechen wir das Lager nämlich ab.«
    »Dann habe ich sie ganz bestimmt bis dahin fertig.«
    »Gut«, sagte Kol. Er führte Dar zu dem Zelt, in dem man die Verpflegung der Offiziere zubereitete. Es war kleiner, doch besser ausgestattet als das, in dem sie bisher tätig gewesen war. Es hatte auch Seitenwände, die man bei schlechtem Wetter herabrollen konnte, und einen Abzug für den Rauch, durch den es aber nicht hineinregnete. In dem Zelt arbeiteten zwei gebrandmarkte Frauen. Die eine kümmerte sich um die Feuerstellen, die andere zerstampfte Korn. Drei Männer bereiteten eine Mahlzeit zu. Kol sprach sie an. »Das hier ist Dar. Sie wird den Hasen das Fell abziehen. Für ihre Mühe kriegt sie eine Leber.«
    Murdant Kol ging. Dar fing an zu arbeiten. Es handelte sich
um sieben Hasen, die sie sehr sorgfältig häutete und einölte. Als sie fertig war, nahm sich ein Koch die Kadaver vor. Dar erinnerte ihn daran, dass Murdant Kol gesagt hatte, sie könne eine Leber haben. Die Miene des Kochs zeigte zwar Verdruss, doch er händigte ihr eine Leber aus. »Nimm sie mit, Mäuschen, aber brat sie nicht hier.«
    Dar barg das Fleisch in der Hand und trug die Felle zum Fluss. Dort watete sie zu einem halb im Wasser liegenden Findling, breitete die Felle darauf aus und beschwerte sie mit Steinen. Als sie fertig war, spießte sie die Leber auf einen Stock und ging zur Feuergrube. Dort wimmelte es von Frauen, die schon mit der Zubereitung der nächsten Mahlzeit beschäftigt waren. Dar blieb stehen und malte sich ihre Reaktion aus, wenn sie ihre Belohung briet, während die anderen schufteten. Also begab sie sich außerhalb ihrer Sichtweite, nahm die Leber vom Stock und verzehrte sie roh.
    Als sie sich die blutigen Finger am Gras abwischte, bemerkte sie, dass Murdant Kol sie beobachtete. Er schlenderte zu ihr herüber. »Du bist ja ganz schön grimmig«, sagte er. »Kein Wunder, dass du die Männer gegen dich aufbringst.« Er begutachtete sie wie ein Pferd. Dar spannte sich unter seinem Blick. Kol reagierte auf ihr Verhalten mit einem Lächeln. »Ja«, sagte er. »Ich bin mir ganz sicher: Mit Nase siehst du viel besser aus.«
    Dar runzelte die Stirn, gab aber keine Antwort.
    »Du hast zu viel Schneid«, sagte Kol. »So was bringt einem immer Ärger ein.«
    »Na und?«
    Kol schüttelte den Kopf. »Mit der Einstellung kommst du nicht weit.«
    »Soll ich vielleicht eine Hure werden? Lieber sterbe ich.«
    »Beides ist unnötig. Es reicht, wenn du die Männer nicht gegen dich aufbringst.«

    »Damit sie mich misshandeln können?«
    »Wenn es jemand versucht, sag einfach, du wärst meine Frau. Dann hört er auf.«
    Dar versteifte sich. » Deine Frau?«
    »Ja.«
    »Dann erhebst du Anspruch auf mich – wie auf eine Beute?«
    »Nein«, erwiderte Kol. »Ich biete dir nur meinen Schutz an.«
    »Und warum?«
    »Aus Liebenswürdigkeit«, erwiderte Kol. Er lächelte. »Überrascht dich das so sehr?«
    Dars Ansicht nach kam dies sehr überraschend. Sie musterte Murdant Kols Gesicht und versuchte, den Grund für sein Lächeln zu erahnen. Doch seine blassen Augen gaben ihr keinen Hinweis.

6

    ALS KOL FORT WAR, ging Dar zur Kochstelle. Vor dem Frauenzelt blieb sie kurz stehen und schaute hinein. Das Zelt war leer. Da sie in der Nacht nicht gut geschlafen hatte, empfand sie Müdigkeit. Die Verlockung, sich hinzulegen, war unwiderstehlich. Dar huschte hinein und legte sich aufs Stroh. Ich habe alles getan, was mir aufgetragen wurde. Wenn Neffa mich braucht, weiß sie, wo sie mich findet.
    Nicht viel später tat Neffa eben dies und weckte sie mit einem Tritt. Dem zweiten entging Dar nur, weil sie auf die Beine sprang. »Du faule Sau!«, schrie Neffa. »Solange die Sonne scheint, wird keine Pause gemacht!«
    Dar unterdrückte das Verlangen, den Tritt zurückzugeben. »Was soll ich denn tun?«
    »Korn stampfen und rösten«, sagte Neffa. »Und wenn du damit fertig bist, gebe ich dir was anderes zu tun. Wenn ich dich noch mal beim Schlafen erwische, sag ich’s dem Murdanten! Der lässt dich auspeitschen, verstanden?«
    »Ja«, sagte Dar.
    Sie gesellte sich zu den Frauen, die für das gesamte Heerlager Korn stampften und rösteten, das für den Marsch benötigt
wurde. Auch Loral war dort. Sie half Dar, ihren Kram aufzubauen. Jeder Kornkessel brauchte lange, bis er bereit war, und sogar Dars von der Arbeit schwielige Hände waren nach der

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