Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
Vom Netzwerk:
zeig dir, wie es geht.«

    »Ich heiße Dar.«
    »Ach ja? Du bist trotzdem ’n Schorfkopf.« Taren führte Dar zur Feuergrube hinüber. »Zuerst brät man das Korn über der Glut. Weißt du, wie das geht?«
    »Natürlich.«
    »Dann mach Feuer. Ich hol das Korn.«
    Als Dars Feuer brannte, tauchte Taren wieder auf und schleppte sich mit einem schweren Getreidesack ab. Dar ging ihr entgegen und fasste mit an. »Stehen wir immer vor Morgengrauen auf?«
    »Wenn man mit ’nem Söldner bockt, schläft man bei ihm.«
    »Neffa erlaubt das?«
    »Sie hat keine Wahl. Wenn sie die Nase ins Zelt eines Mannes schiebt, schlägt er sie ihr ab.«
    »Na ja, ich bin ans frühe Aufstehen gewöhnt«, sagte Dar.
    »Du wirst auch bald bei ’nem Kerl schlafen«, sagte Taren. »Jemand wird dich aussuchen.«
    Die Verbitterung in ihrer Stimme überraschte Dar. Dann sah sie Tarens zerlumpte Kleider und nackte Füße. Beides erinnerte sie an Lorals Bemerkung, dass man der Großzügigkeit eines Mannes bedurfte. Taren hat nicht viel davon abgekriegt.
    Als das Feuer bis auf die Glut heruntergebrannt war, stellten Dar und Taren einen Kessel darauf. Das Kornrösten für hundert Mann war nicht viel schwieriger als für fünf Personen, wenn man davon absah, dass es länger dauerte. Die Körnermasse musste ständig umgerührt werden, damit sie nicht anbrannte.
    Wie früher in der Hütte im Hochland schätzte Dar den Garvorgang eher nach dem Geruch als nach dem Bräunungsgrad der Körner ein. Als sie geröstet rochen, nahm sie den Kessel von der Glut. Taren gab ihr einen großen Holzstößel, um
das Korn zu stampfen, damit man Grütze aus ihm machen konnte.
    Inzwischen hatte sich der Himmel erhellt. Zerzauste Frauen mit müden Augen kamen aus den Zelten der Söldner und gingen sofort an die Arbeit. Auch Memni tauchte auf. »Ist das Korn kochfertig?«
    »Gleich«, sagte Dar.
    »Ich hol Wasser.« Memni schnappte sich zwei Eimer.
    Als sie gegangen war, kam Taren zu Dar. »Seid ihr beide befreundet? «
    »Wir tischen den Orks zusammen auf.«
    »Wenn du so rumhurst wie die, kannst du jeden Abend auftischen. Neffa ist nicht blind.«
    Bevor Dar etwas sagen konnte, ging Taren fort. Kurz darauf war Memni wieder da. »Ein bisschen mehr Holz aufs Feuer«, sagte sie. »Ich mach schon mal das Wasser klar.«
    Dar schichtete Holz auf die Glut, während Memni mehr Wasser hinzufügte, um aus dem gerösteten und zerstoßenem Korn eine zähflüssige Paste zu machen. Dann hievten sie den Kessel zu zweit wieder auf die Flammen. »Kannst du umrühren, Dar?«, fragte Memni. »Ich bin vollkommen fertig. Manchmal glaube ich, dass Faus den ganzen Tag schläft, damit er die ganze Nacht hindurch bocken kann.«
    »Und das machst du für eine Handvoll Wurzeln mit?«
    »Er schenkt mir auch andere Sachen.«
    »Blaue Flecken vielleicht?«
    »Das ist doch nicht seine Schuld. Ich hätte ihn eben nicht wütend machen sollen. Faus liebt mich.«
    Dar wollte ihr eine Antwort geben, doch sie überlegte es sich. Die Nächte fallen ihr sicher leichter, wenn sie glaubt, dass er sie liebt.

     
    Die Sonne ging auf, als das Gebrüll der Murdanten die Männer weckte. Bald versammelten sich Söldner mit hölzernen Schalen vor dem Küchenzelt und warteten, bis sie verköstigt wurden. Dars Arbeit bestand darin, Hafergrütze auszugeben. Am Abend zuvor hatte sie den Orks beim Abendessen aufgetischt; dies war nun ihre erste Begegnung mit den menschlichen Angehörigen des Regiments. Obwohl sie mit Rohheiten gerechnet hatte, war sie nicht darauf vorbereitet, im Mittelpunkt zu stehen: Es hatte sich die Nachricht verbreitet, ein »neues Mäuschen« sei ins Lager gekommen. Alle Männer wollten es sehen. Einige beschränkten sich jedoch nicht darauf, Dar anzuschauen, sondern wurden handgreiflich. Wieder andere hielten sich verbal nicht zurück. Sie hörte offen vorgetragene Beurteilungen ihres Aussehens, und ob sie es »wert« sei, »gebockt« zu werden – als sei sie taub oder empfindungslos.
    Dar bemühte sich, die Kommentare zu überhören und die Annäherungsversuche der Männer so gut wie möglich abzuwehren. Das Verhalten der Kerle löste in ihr Gefühle des Zorns und der Erniedrigung aus, die sich auch in ihrer Miene zeigten. Dies jedoch führte nur dazu, dass man ihr noch mehr Beachtung schenkte. Bald kam sie sich vor wie ein von einem Rabenschwarm bedrängtes verletztes Tier. Als schließlich ein Mann nach ihren Brüsten griff, während sie ihn bediente, kippte sie ihm fauchend die Grütze ins

Weitere Kostenlose Bücher