Soldner
verwundert auf. »Was hast du für Probleme? Ich freue mich für dich.«
»Loral wirkte aber nicht sehr erfreut.«
»Tja, das kann man doch kaum erwarten. Sie ist ja von ihm schwanger.«
»Das Kind ist von Kol?« Dar fror nun noch mehr.
»Spielt es eine Rolle? Jetzt will er nun mal dich haben.«
7
IHR VATER saß auf ihrem Strohlager in der dunklen Hütte. Seine Finger streichelten sanft ihren Arm. Dann glitt seine Hand woanders hin. Obwohl sie allein waren, war seine Stimme ein heiseres Flüstern. »Rutsch zur Seite, Schätzchen. Ich möchte mich neben dich legen.«
Dar erwachte schlagartig. Ihr Herz pochte heftig. Der Traum über ihren Vater rief Gedanken an Murdant Kol in ihr wach. Sie war von schlafenden Frauen umgeben, aber sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass auch der Murdant nicht fern war. Sie stellte sich vor, dass er sie anfasste, und ihre Angst verhinderte, dass sie wieder einschlafen konnte. Sie lag wach, bis Neffas Rufe die Frauen weckten. Am Kochplatz machte Dar Grütze für die Soldaten und teilte sie aus. An diesem Morgen machten die Männer keine dreckigen Bemerkungen und behielten die Hände bei sich. Offenbar wussten sie jetzt, dass sie nicht frei war.
Nach dem Frühstück ging Dar zu den Fellen und hörte Orks im Fluss. Aus Angst, sie könnten die eingeweichten Felle irgendwo anders hingeworfen haben, stürzte sie sich ins Wasser. Sie empfand Erleichterung, als sie die Orks flussaufwärts
baden sah und die Felle noch dort waren, wo sie sie deponiert hatte. Dar schaute sich ein Fell genau an. Es schien weich genug zu sein, doch es war voller Schwemmsand. Als sie es ausspülte, kam ein schwimmender Ork in ihre Nähe. Dann hielt er inne und ragte, bis zum Brustkorb im Wasser stehend, wenige Schritte vor ihr auf.
Dar erkannte die grüngoldenen Augen. Obwohl sie nervös war, hielt sie es für klug, ihn zu begrüßen. »Tava, Kovok-mah.«
Der Ork bleckte die Zähne. »Tava, Dargu.«
Dar hatte ein Gespür für die fremde Sprache. Nachdem ihr klar geworden war, wie das orkische Wort für Name lautete, erwiderte sie: »Mein Theef ist Dar.«
Kovok-mahs Lippen kräuselten sich nun intensiver. »Theef nak Dargu.«
»Dar.«
»Thwa«, sagte Kovok-mah. »Nein.«
»Ja«, erwiderte Dar. »Hai.«
»Dargu nak theef turpa a la ga.«
»Das hast du schon mal gesagt. Was bedeutet es?«
»Dargu ist passender Name für dich.«
»Wieso? Was bedeutet Dargu?«
»Dargu ist kleines Tier. Es jagt. Fell ist braun – im Sommer. Im Winter – weiß.«
»Ein Wiesel!«, sagte Dar. Sie spielte die Beleidigte und setzte eine finstere Miene auf.
Als Kovok-mah ihren Gesichtsausdruck sah, zischte er und sagte: »Dargu ist klein, aber grimmig.«
Sein Kommentar ermutigte Dar zum Witzeln. »Besonders, wenn es nass ist.« Der Ork zischte erneut. Dar hatte den Eindruck, dass er vielleicht lachte. Dies gab ihr den Mut, sich nach etwas zu erkundigen, was ihr Sorgen machte. »Warum hat Garga-tok den Soldaten getötet?«
»Er wütend, weil Washavoki Muth’la bestohlen.«
Dar erkannte den Namen. »Wer ist Muth’la?«
Kovok-mah schüttelte den Kopf. »Washavoki verstehen nichts.«
»Wie kann ich etwas verstehen, wenn du mir nichts sagen willst?«
»Muth ist Mutter. Muth’la ist …« Kovok-mah hielt kurz inne; offenbar suchte er das passende Menschenwort. »Eine Mutter.«
Dar schaute ihn verdattert an. »Er hat Garga-toks Mutter bestohlen?«
»Thwa. Muth’la Mutter von alles: Welt, Sterne, Bäume, Tiere, Urkzimmuthi. Sogar Washavoki.«
»Dann ist sie also eine Göttin, wie Karm«, sagte Dar. »Eine Ork-Göttin.«
»Nicht verstehe Göttin. Muth’la ist Muth’la.«
»Und die Verpflegung gehört ihr?«
»Hai. Wer sagt ›Muth’la urat tha saf la‹, sagt ‚Eine Mutter dir dieses Essen schenkt‹. Washavoki-Soldat hat von Mutter gestohlen.«
Nach Dars Ansicht war dies kein guter Grund, einen Menschen umzubringen. » Ich habe das Essen gemacht«, sagte sie. »Der Mann hat es nur mir weggenommen.«
»Du bist Muth«, erwiderte der Ork.
Bevor Dar auf seine rätselhafte Bemerkung etwas erwidern konnte, rief ein anderer Ork Kovok-mah etwas zu. Kovok-mah antwortete ihm, und zwischen den beiden entspann sich ein kurzer Wortwechsel. Dar hatte den Eindruck, dass ihre Worte zornig klangen, aber sie wusste zu wenig über die Orks, um sicher zu sein. Dann schwamm Kovok-mah von dannen, ohne ein weiteres Wort an sie zu richten.
Dar beendete das Ausspülen der Felle und begab sich ins Lager des
Weitere Kostenlose Bücher