Soldner
zerschlissenes Gewand aus. »Keine Zeit mehr zum Umziehen«, sagte sie. »Du musst dich beeilen.«
»Ich weiß nicht, ob ich gehen kann«, sagte Dar.
»Murdant Teeg lässt dich bestimmt im Planwagen mitfahren, wenn du ihn einholen kannst. Murdant Kol hat es angeordnet. «
Als Dars Bemühungen, den Karren zu erreichen, sie vor Schmerz keuchen ließen, fragte Taren: »Warum hast du es getan? «
»Was hab ich denn getan?«
»Dich zu verstecken«, sagte Taren. »Du bist doch vor den Männern sicher. Du bist doch die Frau des Hauptmurdanten.«
»Ich war aber nicht sicher vor dem Hauptmurdanten«, sagte Dar leise. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn … du
weißt schon.« Sie schaute Taren kurz an und sah, dass ihr Ausdruck sanfter geworden war.
»Armes Ding«, sagte Taren. »Was willst du tun?«
»Er bleibt bei der Nachhut, also bin ich sicher.«
»Aber nur für kurze Zeit«, sagte Taren. »Ich verstehe nur wenig von Männern, aber eins weiß ich: Aufschub macht sie lüstern.«
9
ALS DAR DEN PLANWAGEN des Murdanten Teeg erreichte, war sie blass und keuchte vor Anstrengung. Ihr Unterschenkel pulsierte schmerzhaft; die Haut über der Schwellung spannte sich bereits.
Teeg zog sie auf den Kutschbock, den einzigen Platz, an dem man sitzen konnte. »Bild dir bloß nichts ein, weil du mitfahren darfst, Mäuschen. Ging’s nach mir, würdest du zu Fuß laufen.«
»Ich kann nicht gehen«, sagte Dar. »Das heißt, ich bin nicht schnell genug, um mit den anderen Schritt zu halten.«
»Der Gedanke an die Kopfgeldjäger würde dich schon schneller machen.« Teeg deutete auf den Straßenrand, wo zwei Köpfe auf Stangen gespießt waren. Dar wandte sich ab, um sie nicht anschauen zu müssen, doch aus dem Augenwinkel sah sie Leelas langes Haar im Wind wehen. Teeg lachte. »Du würdest schon Schritt halten.«
Als der Planwagen den Hauptweg erreichte, wirkte die Schildron organisierter. Ein berittener Tolum und ein Sustolum führten die Einheit an. Die beiden Offiziere saßen als Einzige auf Pferden. Außer Dar, Murdant Teeg und Muut, der den
zweiten Wagen lenkte, gingen alle zu Fuß. Die Söldner und die Frauen folgten den Gefährten. Zuletzt kamen die Orks.
»Dann ist also Krieg ausgebrochen«, sagte Dar.
»Er hat nie aufgehört«, sagte Teeg. »Wir waren nur im Winterlager.«
»Vielleicht erobert der König sein Land ja diesmal zurück. «
» Sein Land?« Teeg grinste. »Na, warum soll man es nicht so nennen?«
»Gehört es ihm denn nicht?«
»Sagen wir mal, es ist es durchaus wert, erobert zu werden. Wenn ein Mann kämpfen will, findet er schon einen Grund dazu. Da ist der König nicht anders.«
»Warum sollte er kämpfen wollen?«
»Um seine Börse zu füllen und seine Leute zu bezahlen. Mir reicht das als Grund. Wenn du ’ne ausführlichere Antwort willst, musst du Kol fragen. Er kennt sich mit so ’nem Zeug aus.«
Der Gedanke an die bevorstehenden Kämpfe führte dazu, dass Dar die marschierenden Orks betrachtete. In den Rüstungen wirkten sie sehr grimmig.
Dar schaute ihnen eine Weile zu und empfand dabei Furcht und Faszination zugleich. »Welches Heer könnte es wohl mit ihnen aufnehmen?«
Teeg spuckte aus. »Pissaugen sind keine echten Soldaten.«
»Sie sehen gewalttätiger aus als Menschen.«
»Ja, sind sie auch«, sagte Teeg. »Sie sind außerdem tödlich. Ich nehm an, du verstehst nichts von Eberjagd?«
»Nicht das Geringste.«
»Eber sind gefährlich. Ihre Hauer können Menschen und Pferde aufschlitzen. Um Eber zu jagen, braucht man Hunde, die sie hetzen und festhalten, bis die Lanzenträger kommen.
Hunde lassen auch dann nicht los, wenn sie man sie in Stücke reißt.«
»Was hat das mit den Orks zu tun?«
»Pissaugen sind wie Hunde. Sie sind zwar stark und zäh, aber ihnen fehlt die Tücke. Schlachten gewinnt man aber mit Tücke. Deswegen werden Ork-Regimenter auch von Menschen angeführt.«
»Warum sollten Orks einem Menschen gehorchen?«
»Tun sie eigentlich gar nicht«, sagte Teeg. »Sie gehorchen ihrer Königin, auch wenn deren Befehle von einem Menschen weitergegeben werden.«
»Ihrem Vertreter?«
»Ja, und alle Befehle gibt er in ihrem Namen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Es gibt irgendeinen Vertrag zwischen ihr und unserem König. «
»Und was haben die Orks davon?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie nicht aus Freundschaft dienen. Sie hassen uns. Vergiss das nicht, wenn du dir das nächste Mal einen Schlafplatz suchst.«
»Gestern Abend war ich dumm«,
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