Soldner
es aber nicht«, sagte Zna-yat.
»Jene Washavoki-Art namens Flau ist den Müttern so ähnlich, dass Muth’la nicht entehrt wird, wenn sie uns Mahlzeiten servieren. Das sagt unsere Königin.«
»Ich würde meine Mahlzeiten lieber von echten Müttern erhalten«, sagte Zna-yat.
»Ich auch«, sagte Kovok-mah. »Aber da es nicht geht, werde ich diese Flauen ertragen. Wenn wir sie wie Mütter behandeln, werden sie sich auch eher so benehmen.«
Zna-yat dachte über Kovok-mahs Worte nach. »Nennst du Wiesel deswegen Mutter?«
»Hai.«
»Das, was du sagst, ergibt irgendwie Sinn, aber eben nur irgendwie.«
»Die Welt ist seltsam geworden«, sagte Kovok-mah. »Und wir müssen lernen, seltsame Dinge zu tun.«
»Wiesel hat heute Abend zu mir gesprochen. Es hat ›Diese Mutter vergibt dir‹ gesagt. Ich war sehr überrascht.«
»Was hast du geantwortet?«
»Ich sagte, Muth’las Atem wird deinen ekligen Geruch bald fortwehen.«
»Das war angemessen«, sagte Kovok-mah. »Aber für ein Washavoki ist Wiesel sauber.«
»Das kann schon sein, aber dein Interesse ist eigenartig.«
»Interesse?«
»Ich habe gesehen, wie du mit Wiesel gesprochen hast. Ich weiß, dass du es diese Worte gelehrt hast.«
»Hai. Es hat mich darum gebeten.«
Zna-yat lächelte. »Daheim warst du stets gut zu deinen Ziegen. Ich glaube, Wiesel ist deine neue Ziege geworden. Das erklärt, warum du nichts gegen seinen Geruch hast.«
Kovok-mah lachte. »Du verstehst mich nur zu gut, Zna. Wiesel ist wie meine Ziege.«
»Es bleibt trotzdem ein Washavoki.«
»Und eine Mutter«, sagte Kovok-mah.
»Solche Gedanken beweisen nur, dass du zu lange von zu Hause fort gewesen bist.«
»Hai«, stimmte Kovok-mah ihm zu. »Viel zu lange.«
Außer Dar waren alle Frauen von dem Tagesmarsch erschöpft. Auch die Männer waren müde, deswegen war das Lager bei Einbruch der Nacht ein ruhiger Ort. Dars Gefährtinnen schliefen schnell ein, doch sie selbst war ruhelos. Keine Übermüdung spülte die Sorgen aus ihrem Bewusstsein oder dämpfte das Pulsieren in ihrem Bein.
Dar verließ das Zelt und trat in die Nacht hinaus. Der
Mond war nicht zu sehen, die düstere Welt erschien ihr fast formlos. Trotzdem hinkte sie ins Dunkel, wobei sie sich ihren Weg mehr ertastete.
Sie betrat eine Ruine und stellte fest, dass sie von Unkraut wimmelte. Wenn es noch Spuren der früheren Bewohner der Hütte gab, wurden sie von der Finsternis verhüllt.
Als Dar sich zum Gehen wandte, wurde sie von jemandem am Kleid festgehalten. »Kannst du auch nicht schlafen?«, fragte ein Mann.
Dar erkannte seine Stimme. »Murdant Teeg?«
»Ja, ich bin es.« Teeg saß neben dem Eingang; sein Rücken lehnte an einer geschwärzten Mauer. Dar konnte ihn kaum erkennen. Teegs zweite Hand bewegte sich. Dar hörte das Geräusch einer Flüssigkeit, die in einer Flasche schwappte. Sie trat zurück, doch der Murdant hielt sie fest. »Bleib noch ’n bisschen.«
Dar hatte keine große Wahl. Sie hockte sich in den Eingang der Ruine. Teeg ließ ihr Kleid los, packte ihren Oberkörper und zog sie an sich. Als Dar an seinem Harnisch lag, roch sie seine Alkoholfahne. Sie wollte sich von ihm lösen. »Sei still, Mäuschen; du bist in Sicherheit. Kein Mensch wird es wagen, dich anzufassen.«
»Du fasst mich doch an.«
»Ist nur ’ne Umarmung. Das kannst du mir doch nicht missgönnen. «
»Ich glaube nicht, dass es Murdant Kol gefallen würde.«
»Umarmen ist nich bocken; mach dir also nich ins Hemd. Wenn Kol mit dir fertig ist, solltest du lieber mit mir auf gutem Fuß stehen.«
Dar verfiel in Schweigen.
»Das ist schon besser«, sagte Teeg und entspannte seinen Griff. »Willst du Branntwein?«
»Nein.«
»Mach’s dir bequem.« Teeg trank einen großen Schluck aus der Flasche. »Bei Karms Arsch, das ist hier der reinste Misthaufen. «
»Es sieht so aus als wäre es hier mal hübsch gewesen«, sagte Dar.
»Ja, war wohl früher besser.« Teeg spuckte in die Finsternis hinein. »Dem Tolum da habense ins Gehirn geschissen. ›Ihnen ’ne Lehre erteilen‹, hat er gesagt. Tja, wir haben ihnen eine erteilt. Aber wer lagert jetzt im Unkraut?«
»Unsere Leute haben das getan?«
»Wer sonst?«
»Aber warum denn?«
»Die Bauern haben Proviant versteckt. Der Tolum hat Wind davon gekriegt und ihnen die Pissaugen auf’n Hals gehetzt. «
Dar schüttelte sich bei der Vorstellung, was Teeg wiederum zum Kichern brachte. »War wirklich nich schön«, sagte er, »aber dat is Kriech nie.«
»Krieg? Das hier
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