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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Essen. Auch wenn leer, bleibt sie Schale.«
    Dar begriff, dass »Muth« sowohl das orkische Wort für Mutter als auch für Frau war. »Und weil ich eine Mutter bin, willst du mir nichts beibringen?«
    »Du sollst nicht bei Zna-yat entschuldigen. Du sollst lieber sagen: ›Kala muth verlav tha.‹ Es bedeutet: ›Diese Mutter vergibt dir.‹ Es wird ihn nicht beschämen, aber ihm helfen einzusehen, dass er falsch gehandelt hat.«
    Kovok-mahs Argumentation kam Dar eigenartig vor. Es würde keinen menschlichen Söldner scheren, ob ich ihm vergebe oder nicht.
    Bei den Orks war dies offenbar anders. »Kala muth verlav tha«, sagte sie. »Diese Mutter vergibt dir.«
    »Hai«, sagte Kovok-mah. »Deine Aussprache gut.«

    »Shashav, Kovok-mah.« Dar sah nun, dass die Orks durch den Wald zurückkehrten. »Ich gehe lieber«, sagte sie. »Vata, Kovok-mah.«
    »Vata, Dargu.«
    Als Dar zur Kochstelle zurückhinkte, lächelte sie, denn ihr wurde klar, dass das orkische »Vata« so viel wie »Auf Wiedersehen« bedeutete; das Gegenteil von »Tava« – »Hallo«.
    »Warum grinst du so?«, fragte Loral.
    »Weil ein Ork was zu mir gesagt hat.«
    »Ich hab noch nie gehört, dass ein Ork etwas Komisches zu jemandem gesagt hätte.«
    »Hast du schon mal mit einem Ork gesprochen?«, fragte Dar.
    »Nein«, sagte Loral. »Ich habe auch nicht die Absicht. Und gerade du müsstest doch wissen, wie gefährlich das ist.«
     
    Bei Sonnenuntergang war das Abendessen fertig. Dar und Neena gingen ins Schlafzelt, um sich den Küchendunst vom Leibe zu spülen und die Serviergewänder anzulegen. Der Kessel enthielt Grütze für nur sechsunddreißig Personen, deswegen konnte Dar ihn trotz des wehen Beins schleppen. Heute war sie es, die die Orks mit den Worten »Saf nak ur Muthz’la« – Nahrung ist der Einen Mutter Geschenk – begrüßte. Als die Orks »Sashav Muth’la« – Der Einen Mutter sei Dank – erwiderten, fühlte sie sich fast dazugehörig.
    Dieses Empfinden verlieh ihr den Mut, Zna-yat anzusprechen. Sie hinkte auf ihren Angreifer zu und schaute ihm genau in die Augen. Seine Miene war gelassen, doch als Dar sich ihm näherte, bemerkte sie, dass seine Nasenlöcher sich blähten. Außerdem fiel ihr auf, dass alle anderen Orks sie beobachteten. Dar blieb stehen. »Zna-yat«, sagte sie, »kala muth verlav tha.« Zna-yat, diese Mutter vergibt dir.

    Zna-yats Mund verzog sich auf eine Weise, die an Kovok-mah erinnerte, wenn er überrascht war. Er murmelte etwas, das Dar nicht verstand, und wandte den Blick von ihr ab. Dar wusste nicht genau, welche Wirkung ihre Worte auf Zna-yat hatten, doch schon die Tatsache, sie ausgesprochen zu haben, ließ sie sich verwegen fühlen.

10

    DER WALD WAR STOCKFINSTER, doch als Kovok-mah vom Baden zurückkehrte, hatte er keine Schwierigkeiten, seinen Weg zu finden. Er mochte die Nacht, da Washavoki dann fast blind waren, während Urkzimmuthi deutlich sahen. Die Washavoki wurden normalerweise ruhig, wenn Muth’la ihr goldenes Auge verbarg; dann genoss Kovok-mah den Frieden.
    Die einzigen Geräusche, die man dann vernahm, waren die der Natur. Frösche quakten ihre Frühlingsliebeslieder. Der Bach plätscherte vor sich hin. Es war ein schönes Gefühl, sich der harten Kleidung des Todes entledigen zu können. Kovok-mah hielt inne, damit Muth’las Atem das Wasser von seiner Haut nahm. Während er die Stille und die Brise genoss, verließ das letzte Tageslicht den Himmel.
    Kovok-mah hörte Schritte. Er drehte sich um. Als er Zna-yat kommen sah, begrüßte er ihn auf Orkisch, denn es war die einzige Sprache, die sein Vetter verstand. »Tava, Vatersschwesterssohn. «
    »Tava, Muttersbruderssohn«, erwiderte Zna-yat. »Thomak-tok fragt nach der Anzahl der Posten für heute Nacht.«

    »Nur einen. Muth’la verbirgt ihr silbernes Auge. Washavoki stolpern und lärmen, wenn sie kommen.«
    »Hai«, stimmte Zna-yat zu. »Und wir sind noch fern vom Ort des Tötens.«
    »Trotzdem – Washavoki töten überall.«
    »Hai. Überall.« Zna-yat machte keine Anstalten zu gehen. Als er erneut das Wort ergriff, wandte er die vertrauliche Anrede an, die engen Freunden gestattet war. »Ich bin durcheinander, Kovok.«
    »Warum?«
    »Heute Morgen hast du ein Washavoki Mutter genannt und wolltest es mich nicht töten lassen.«
    »Hai.«
    »Das verstehe ich nicht. Washavoki können keine Mütter sein. Sie sind Tiere.«
    »Von allen Tieren gibt es zwei Sorten; und die eine Sorte ist wie eine Mutter.«
    »Wenn man wie etwas ist, ist man

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