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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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sollen statt ›töten‹. Pissaugen nehmen alles zu wörtlich.«
    »Der richtige Befehl wäre ›Tav gu‹ gewesen. ›Töte es‹. Für die Orks sind wir die Tiere.«
    »Das überrascht mich nicht«, erwiderte Kol. Er spürte Dars Verletzlichkeit und fügte hinzu: »Ich kann dich zwar vor den meisten Dingen beschützen, aber nicht vor den Orks. Es ginge mir besser, wenn du dich von ihnen fernhalten würdest.«
    »Warum beschützt du mich überhaupt?«
    Kol liebäugelte mit der Vorstellung, Dar zu umarmen, doch er beschloss, sein Glück nicht auf die Probe zu stellen. Und so sagte er mitfühlend: »Wenn dieser Tag überhaupt etwas beweist, dann dies: Das Leben ist unsicher. Wenn man so viele
Tote gesehen hat wie ich, möchte man sich gegen den Sturm stellen und manch einem Obdach geben.«
    »Dafür bin ich dankbar«, sagte Dar.
    Zum ersten Mal glaubte Kol, dass sie es ernst meinte. Er schaute schweigend zu, als sie sein Pferd striegelte, und überlegte sich, wie viel sie gemeinsam hatten. Dars Körper war geschmeidig und kräftig. Und sie hatte Mut, wie Donner. Als er sie kennengelernt hatte, war sie so argwöhnisch und kokett gewesen wie ein Fohlen – aber er war klug und geduldig. Bald, dachte Kol, kann sie die Gebissstange tragen.

18

    DIE METZELEI im Hof des Anwesens hatte Dar sehr erschüttert. Als sie den Orks an diesem Abend das Essen brachte, war ihre ursprüngliche Beklemmung wieder da. Die Orks kamen ihr wieder wie Ungeheuer vor. Am nächsten Tag vermied sie jeden Kontakt mit Kovok-mah und den anderen. Sie schaute nicht mal in ihre Richtung. Der bloße Klang ihrer Schritte klang für sie bedrückend. Wenn Dar marschierte, fühlte sie sich zwischen Söldnern und Orks eingeklemmt und von beiden bedroht.
    Die Schildron schlug ihr Nachtlager fern aller Siedlungen auf. Dar striegelte Donner, dann half sie bei der Suche nach Brennholz. Sie fand nicht viel, doch dann stieß sie auf ein ausgetrocknetes Flussbett. Als sie ihm folgte und Treibholz einsammelte, hörte sie Kovok-mah ihren Namen sagen. Sie zuckte zusammen und schaute ihn unbehaglich an. Es überraschte sie, dass er sich so leise bewegen konnte, und sie fragte sich, warum er überhaupt der Meinung war, lautlos sein zu müssen.
    »Du hast Angst«, sagte der Ork.
    »Habe ich nicht«, erwiderte Dar.
    »Was du sagst, ist Unsinn. Ich rieche deine Angst.«

    Dar fragte sich, wie Angst wohl roch. »Hai. Ich habe Angst. Ich habe euch die Bauern töten sehen.«
    »Washavoki sind grausam«, sagte Kovok-mah.
    » Wir sind grausam? Ihr habt doch diese unschuldigen Menschen abgeschlachtet.«
    »Ich verstehe das Wort ›unschuldig‹ nicht. Was bedeutet es?«
    »Es bedeutet, dass sie den Tod nicht verdient hatten. Sie haben euch nichts getan.«
    »Aber Tolum sagen, wir sie töten müssen.«
    »Er hat ›tav‹ gesagt. Mehr nicht.«
    »Tav heißt ›töten‹. Wir getan, was Washavoki von uns wollten.«
    »Aber …«
    »Washavoki wollen, dass wir töten, weil sie grausam sind«, sagte Kovok-mah.
    »Du verstehst nicht«, sagte Dar. »Man muss einen Grund haben, um jemanden zu töten.«
    »Wenn Flau läuft weg, Washavoki bringt Kopf und kriegt Geschenk. Ich habe es gesehen, aber nicht verstanden. Was ist Grund, warum Frau wird getötet?« Kovok-mah wartete auf eine Antwort. Als er keine bekam, sagte er: »Alle Washavoki offenbar gleich. Ich weiß nicht, wer leben und wer sterben soll.«
    »Dann solltet ihr niemanden töten«, sagte Dar.
    »Ich muss Tolum gehorchen.«
    »Warum?«
    »Dein König hat unserer Königin starken Heilzauber geschenkt, und große Geschenke erfordern große Gegengeschenke. «
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Dein König verlangt, wir für ihn töten«, sagte Kovok-mah. »Unsere Königin hat dieses Geschenk versprochen.«

    »Dann seid ihr wegen eurer Königin hier?«
    »Hai. Unsere Königin geschworen, dass Urkzimmuthi töten, deswegen töte ich«, sagte Kovok-mah. »Trotzdem glaube ich, dein König verlangt grausames Geschenk.«
    Als Dar sich die Diplomatie zwischen Königen und Königinnen vorzustellen versuchte, empfand sie die Zuversicht, dass sie mit Feinden zu tun hatte, nicht mit ängstlichen Bauern auf verregneten Bauernhöfen. Und doch waren die Bauern gestorben. Dar dachte erneut daran, wie sie ums Leben gekommen waren, und merkte dabei, dass sie zitterte. »Es war schrecklich, ihren Tod mit anzusehen. Ich muss immer daran denken. Deswegen hast du mir Angst gemacht.«
    Kovok-mah schaute Dar eine ganze Weile schweigend an. »Das macht

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