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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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her und beschlagnahmten Unterkunft und Vorräte. Und dann begann die Arbeit der Frauen.
    An diesem Regentag war nur eins anders: Dar folgte den Offizieren, die das Anwesen betraten. Wenn die Rast begann, musste sie Donner sofort striegeln, denn das Pferd war voller Schlammspritzer und brauchte an diesem Tag mehr Aufmerksamkeit als sonst. Dar kam auf das Grundstück und schaute sich um. Der Bauernhof bestand aus kleinen Steingebäuden, die so gruppiert waren, dass sie mit einem Stall eine Art Hof bildeten. Auf diesem Hof waren die Bauern mürrisch im Regen versammelt und beäugten misstrauisch die Orks. Murdant Kol und die beiden Offiziere saßen hoch zu Ross.
    Dar wartete darauf, dass Kol absaß, als ein Junge aus dem Stall gelaufen kam. Er schwang eine Mistgabel, obwohl er kaum zehn Jahre alt und eher klein war. Sein rücksichtsloser Hass machte ihn jedoch zu einer Bedrohung. Er stieß mit der Mistgabel nach dem Pferd des Tolums und schrie: »Haut ab!«
    Dar schaute den Tolum an, um zu sehen, was er tun würde. Kargs Gesicht rötete sich, doch seine Stimme war kalt. »Das ist Verrat«, sagte er. Ohne den Jungen aus den Augen zu lassen, rief er ein Wort auf Orkisch. »Tav!«
    Ein bewaffneter Ork sprang vor und zerschlug den Stiel der Mistgabel mit einem einzigen Schwerthieb. Die Bewegung der Klinge war damit jedoch nicht beendet. Sie zuckte hoch und senkte sich wieder, schnitt in die Schulter des Knaben und schlitzte sie bis zur Mitte des Brustkorbes auf.
    Es ging so schnell, dass dem Jungen nur eine Sekunde zum Reagieren blieb. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, doch er konnte schon nicht mehr atmen. Sein Atem entwich in einer Flut von Blut. Als er auf den schlammigen Boden sackte,
stieß eine Frau einen Schrei aus und eilte zu ihm. Der Ork fuhr herum und machte auch sie nieder. Dann stürzte er sich zu Dars Entsetzen auf die Bauernfamilie und tötete sie in einem rasenden Gemetzel.
    Dar machte die Augen zu und bedeckte ihre Ohren, doch die Momentaufnahme des Angriffs brannte sich in ihren Geist. Die Schnelligkeit und Brutalität lähmte sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hätte am liebsten aufgeschrien und geweint, doch zu beidem fehlte ihr die Kraft. Und so stand sie reglos da und empfand nur Grauen, Ekel und Übelkeit. Als sie die Augen aufmachte, waren alle Bauern tot. Unter den Toten waren drei Frauen und vier Kinder. Als ihr Blut sich mit dem Regenwasser vermischte und sich auf dem nassen Hof ausbreitete, dachte Dar: Sie sind schlimmer als Tiere. Als ihr einfiel, dass sie ihnen das Essen gebracht, sich mit ihnen unterhalten und sich von einem Ork sogar hatte berühren lassen, empfand sie Scham und fühlte sich beschmutzt.
    Als Taren, Neena und Kari kamen, hatten die Orks die Leichen schon fortgezerrt und waren gegangen. Doch der Beweis des Gemetzels blieb zurück: Blut befleckte den Boden. Die nasse Luft roch danach. Die Söldner plünderten schon den Besitz, der ihnen aufgrund des Verrats des Knaben zufiel. Dar stand allein im Regen und hielt Donner am Zaumzeug fest. Taren musterte die Umgebung, dann kam sie zu ihr. »Hast du gesehen, was passiert ist?«
    »Ein Junge ist mit einer Mistgabel auf sie losgegangen«, sagte Dar. »Es war doch nur ein Kind … Er hatte nicht die geringste Chance. Die anderen auch nicht. Unbewaffnete Frauen. Kinder. Es war ihnen völlig egal. Die Orks … sie sind … Oh, Karm! Es war grässlich!«
    »Sie sind Orks«, sagte Taren. »Töten ist für sie was ganz Normales. Ich hab’s dir doch gesagt.«

    »Aber … Ich hätte nie gedacht, dass … dass …«
    »Nun ja, offene Augen sehen die Wahrheit«, sagte Taren.
     
    Dar war gerade im Stall und bürstete Donner, als Murdant Kol eintrat. »Das war wohl ein schrecklicher Anblick«, sagte er leise. »Es ist besonders schlimm, wenn man Kinder sterben sieht.« Er kam näher und sah die Tränenspuren auf Dars Gesicht. Er streichelte sanft ihre Wange und freute sich, dass sie ihm nicht auswich. »Ich hätte dich warnen sollen«, sagte er.
    »Mich warnen sollen?«
    »Ich habe gesehen, dass du mit den Pissaugen marschiert bist und mit ihnen gesprochen hast«, erwiderte der Murdant. »Manchmal könnte man wirklich glauben, dass sie so etwas wie Menschen sind. Aber das ist ein Irrtum.«
    »Wozu braucht der König solche Soldaten?«
    »Der Krieg ist ein hartes Geschäft.«
    »Die Bauern hier haben doch keinen Krieg geführt. Sie sind doch Untertanen des Königs.«
    »Stimmt«, sagte Murdant Kol. »Der Tolum hätte ›Töte ihn‹ sagen

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