Soldner
mich traurig«, sagte er. Dann entfernte er sich wieder.
Dar sammelte weiter Feuerholz und versuchte mit ihren Gefühlen ins Reine zu kommen. Ihre Begegnung mit Kovok-mah hatte ihre Unruhe nur gesteigert. Es war schwer zu glauben, dass die Orks dem Tolum gehorchen mussten, ohne Fragen zu stellen. Andererseits wusste sie auch, dass Kovok-mah nicht log. Er weiß doch nicht mal, was Lügen ist. Die Vorstellung, dass jemand so fügsam sein konnte, war beunruhigend. Wenn der Tolum Kovok-mah befehlen würde, mich zu töten, würde er es tun? Sie war der Meinung, dass der Tolum durchaus fähig war, einen solchen Befehl zu geben. Wie Kovok-mah reagieren würde, war eine viel verzwicktere Frage. Wem ist er treu?
Die einfache Antwort war, dass die Treue der Orks ihrer Königin gehörte. Teeg hatte dies mehr oder weniger behauptet. Doch innerhalb des Regiments war die Lage viel komplizierter. Hier sprechen Menschen für die Königin. Dar fragte sich, wie die Orks zwischen ihrer Königin und ihrem Vertreter unterschieden. Waren die beiden etwa austauschbar? Und was ist mit
seinen Offizieren? Die Orks haben für Tolum Karg verdammt schnell getötet. Dar befürchtete, dass sie sogar einem Murdanten gehorchten. Es war schwer vorstellbar, wie die Dinge innerhalb solch verworrener Fahneneide lagen. Als sie darüber nachdachte, kam sie nur zu einem Schluss: Es gab keinen Grund zu glauben, dass die Loyalität der Orks auch ihr galt.
Als sie wieder im Lager war, hatten die Orks ihre Unterkünfte errichtet und die Söldner ihre Zelte aufgeschlagen. Nur die Frauen arbeiteten. Sie plackten sich an den Kochfeuern, die dringend nach Holz verlangten. Dar schob ihr Holz unter die Töpfe, in denen Kari und Taren rührten. »Kochen wir nur Grütze?«, fragte sie.
»Ja«, sagte Taren. »Die Ausbeute der letzten Nacht war mager. Hier waren schon vor uns Söldner.«
»Glaubst du, dass der Junge deswegen so wütend war?«, fragte Dar.
»Wer weiß?«, sagte Taren. »Armer Trottel.«
Neena hob ein paar abgetragene Schuhe hoch. »Probier sie mal an, Dar. Vielleicht passen sie dir.«
Dar beäugte die Schuhe. »Sind das nicht deine?«
Neena lächelte. »Muut hat mir ein paar neue geschenkt.«
Dar musterte Neenas Füße. Auf ihren »neuen« Schuhen waren Blutflecken. »Aber die gehören doch …«
»Jemandem, der sie nicht mehr braucht«, sagte Taren schnell.
Das ist also die männliche Großzügigkeit, dachte Dar. Die Schuhe einer Toten. Sie setzte sich auf den Boden und probierte Neenas alte Schuhe an. Sie waren viel zu klein.
Teeg war schon im Zelt, als Kol eintrat und seine Satteltaschen abstellte. Das Klirren von Flaschen erregte seine Aufmerksamkeit, und er richtete sich in seinem Schlafsack auf. »War’n trockener Marsch heute«, sagte er. »Macht ’n Körper durstig.«
»Du hast doch immer Durst«, sagte Kol. »Ob’s regnet oder ob die Sonne scheint.«
»Ja, das stimmt wohl. Reich doch mal was von dem rüber, was du in der Satteltasche hast.«
Kol öffnete sie. »Eine Flasche brauche ich, aber hier ist eine zweite.«
Teeg grinste, als er die Form der Flasche sah. »Ist es Branntwein? «
»Ja, Honigbranntwein.«
»Ich hab auch schönen Stoff gesehen.«
»Ein Kleid«, sagte Kol.
»Für deine Frau?«
»Ist vielleicht ganz nützlich.«
Teeg benutzte sein Messer, um den Korken aus der Flasche zu holen. Er trank einen großen Schluck und seufzte zufrieden. »Warum sich mit ’nem Kleid abgeben? Bock sie doch einfach, und fertig.«
»Das wäre so deine Methode«, sagte Kol.
»Die einfachste Methode ist die beste«, sagte Teeg. »Das ist mein Glaubensbekenntnis.«
»Warum jagt man dann Eber, wenn man sich aus jedem Stall ’ne Mastsau holen kann?«
Teeg schaute Kol verdutzt an. »Was?«
»Es ist die Jagd, die die Sache interessant macht.«
Teeg schnaubte. »Du weißt doch gar nicht, wofür eine Frau gut ist. Es ist nicht die Jagd. Außerdem … Wieso gerade die? Die Pissaugenzähne können dir doch unmöglich gefallen.« Er trank noch einen Schluck.
»Die schwarzen Zähne sind nur einer ihrer Tricks«, sagte Kol. »Sie steckt voller Tricks. Wusstest du, dass die Pissaugen sie Wiesel nennen?«
Teeg lachte. »Sie hat ja auch was Wieselhaftes.«
»Sie ist klug«, sagte Kol. »Und für eine Frau verdammt wagemutig. Sie ist eine würdige Beute.«
»Würdig? Bist du bekloppt, Mann? Gib ihr einfach den Daumen und nagle sie durch.«
»Sie ist der Typ, der zurücknagelt, aber mit etwas, das spitzer ist als ein
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