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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Pferdes. Es gefiel ihr, mit dieser Kraft verbunden zu sein. Doch ließ sie sich von diesem Erlebnis nicht ablenken. Als sie über das Land ritten, versuchte sie Haltung zu bewahren. Als sie dann vor einem freistehenden Häuschen hielten, begriff sie, dass Kol einen Umweg gemacht hatte.
    »Steig ab«, sagte er. »Nimm Donner den Sattel ab und lass ihn grasen. Du kannst ihn striegeln, wenn wir wieder im Lager sind. Ich zünde ein Feuer an.« Dar glitt vom Rücken des Pferdes herab. Dann saß Kol ab und betrat die kleine, mit Ried gedeckte Hütte.

    Während Dar Donner vom Sattel befreite, raste ihr Geist. Sie vermutete, dass nun der Moment gekommen war, vor dem sie sich seit langem fürchtete. Er nennt mich seine Frau. Heute Abend wird er seinen Anspruch anmelden. Diese Aussichten erzeugten in ihrem Inneren eine Mischung aus Besorgnis und Zorn. Dennoch war sie nicht gänzlich ohne Hoffnung. Vielleicht ist er ehrlich und möchte mich nur beschützen. Diese Vorstellung stand zwar im Widerspruch zu ihren Instinkten, doch sie bewirkte, dass sie das Betreten der Hütte weniger als Kapitulation empfand. Die einzige andere ihr zur Verfügung stehende Möglichkeit hieß Flucht. Dar berührte das Brandzeichen auf ihrer Stirn. Die Narbe war deutlich zu fühlen. Es gibt keinen Zufluchtsort.
    Als die untergehende Sonne das Gras langsam grüngolden färbte, graste Donner zufrieden. Aus dem Schornstein der Hütte stieg Rauch auf. Im Gegensatz zu Dars innerer Zerrissenheit war das Land ruhig und friedlich. Dar seufzte, dann riss sie sich zusammen, um sich Murdant Kol zu stellen.
    Das Innere der Hütte roch nach Kräutern. Durch ein scheibenloses Fenster fiel zwar etwas Licht herein, doch wurde der einzige Raum vom Kaminfeuer erhellt, in dem irgendein zerhacktes Möbelstück brannte.
    An den Deckenbalken hingen Kräuterbündel; Pflöcke säumten die Wände. Die einzigen noch erhaltenen Möbelstücke waren ein Strohsack auf dem Boden und davor ein möglicherweise von einer Tischplatte stammendes Brett. Murdant Kol saß auf dem Strohsack. Auf dem Brett lagen mehrere Käsestücke, ein Brotlaib, Würste und Trockenobst, daneben stand eine dunkelgrüne Flasche. Auf Dar wirkte es wie ein Festbankett.
    Kol hatte seinen Lederharnisch abgelegt. Dar sah ihn nun zum ersten Mal ohne die Rüstung. Im Leinenhemd sah er weniger
bedrohlich aus. Er lächelte. »Warum sollten wir Grütze essen, wenn Donner ein Festmahl kriegt?«
    Angesichts des Essens lief Dar zwar das Wasser im Mund zusammen, doch sie blieb stehen, wo sie war. Kol schüttelte den Kopf. »Du siehst nervös aus.«
    »Ich bin nicht nervös«, sagte Dar. »Ich bin nur überrascht. Was sollen all diese Lebensmittel?«
    »Glaubst du nicht, dass sie dir zustehen? Komm, genieß es. Wir müssen bald ins Lager zurück.«
    Als Kol von der Rückkehr ins Lager sprach, entspannte Dar sich leicht. Sie ging zur Matratze, setzte sich hin und versuchte ihren Abstand zum Murdanten einzuhalten, ohne dass es offensichtlich wurde. Kol reichte ihr die Flasche. »Ich habe leider keine Kelche.«
    »Ich bin ohnehin nicht an Kelche gewöhnt.« Dar hob die Flasche, um zu nippen. Die Flüssigkeit schmeckte nach Honig und wärmte ihre Kehle und ihren leeren Magen. »Was ist das?«
    »Eine Einladung«, sagte Kol. »Vielleicht für lange Zeit die letzte. Bald sind wir im Versorgungslager. Da sind Tausende von Orks, Menschen und Pferden.«
    »Tausende?«
    »Ja. Und dort werden die Rationen, bis der Krieg anfängt, knapp sein. Und Chaos wird herrschen.«
    »Wann wird das sein?«
    »Ich bin nicht in die Pläne des Königs eingeweiht. Aber ich nehme an, es wird nicht mehr lange dauern. Aber es geht erst los, wenn einen das Versorgungslager ankotzt.«
    Dar trank noch einen Schluck aus der Flasche. »Wie ist es im Krieg?«
    »Im Krieg begegnen sich Metall und Menschenfleisch. Es ist ein böses Spiel. Ein Spiel für Männer.«

    »Auch eins für Orks?«
    »Die Pissaugen lassen das Blut besser spritzen als die meisten von uns. Aber Spiele bedürfen einer Strategie, und daran mangelt es ihnen. Kriege werden von Menschen gewonnen.«
    »Und die Frauen?«, fragte Dar. »Was ist mit denen?«
    »Die Schlauen haben ihr Auskommen. Manche sogar ein sehr gutes.«
    »Ein Krieg muss doch mehr sein als ein Spiel.«
    »Das ganze Leben ist ein Spiel. Es geht immer nur um Gewinnen oder Verlieren.« Kol warf Dar einen bedeutungsvollen Blick zu. »Und natürlich darum, auf welcher Seite man ist.«
    Die Richtung, die das Gespräch nahm,

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