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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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begegnete ihnen Davot. Er schien angewidert von dem, was passiert war, doch er bemühte sich, seine Gefühle zu verbergen. »Geht jetzt schlafen«, sagte er. »Was jetzt noch zu tun wäre, kann man auch morgen erledigen.«
    Als Dar eine Tischdecke nahm, um Tweas Gesicht vom Blut zu säubern, wimmerte die Kleine leise. »Sei still«, sagte Dar sanft. »Ich habe Weißbrot und Fleisch für dich.«
    Als Dar Twea wegführte, schniefte die Kleine noch. Am Rande des königlichen Lagers trat vor ihnen ein Mann aus dem Dunkel. »Ich habe gehört, auf dem Bankett hat man sich auch sportlich betätigt. Seid ihr in Ordnung?«
    Dar erkannte Sevrens Stimme. »Mir geht’s gut«, erwiderte sie müde. »Aber der König hat Twea einen Knochen an den Kopf geworfen.«
    Sevren kniete sich sofort vor Twea hin und untersuchte die Schwellung an ihrer Schläfe. Dar merkte, dass er außer sich war. Seine Entrüstung machte ihn ihr noch sympathischer. »Es ist nicht schlimm«, sagte sie. »Die Orks haben einen Zauber, der sie behandeln kann.«
    »Ich dachte, bei Davot wäre sie sicher«, sagte Sevren. »Tut mir leid.«

    »Du hast dein Bestes getan«, sagte Dar. »Absolut sicher ist man nirgendwo.«
    »Ja«, sagte Sevren. Seine Stimme klang, als ersticke er fast an seiner unbändigen Wut. »Nicht in einem Königreich, das von einem …«
    Dar legte ihre Hand auf seinen Arm, damit er aufhörte. »Vergiss den Magier nicht«, sagte sie leise.
    Sevren schluckte seinen Ärger hinunter. Dann seufzte er. »Ich rede mit Davot. Er ist ein guter Mann, wenn man ihn lässt. Wir sehen uns morgen.« Mit diesen Worten tauchte er in der Finsternis unter.
     
    In Othars Zelt stand ein zweites Zelt. Es bestand aus einem Stoff, der so schwer und schwarz war, das kein Licht ihn durchdrang, auch nicht zur Mittagsstunde. In der Nacht war das Dunkel im Inneren dieses Zeltes mehr als nur ein Nichtvorhandensein von Licht. Es war absolut. Es dämpfte Flammen und ließ die Atmosphäre erkalten. In diesem Zelt im Zelt saß Othar, von einem einzelnen Öllämpchen beleuchtet, das die Luft mit scharfem Rauch würzte.
    »Ich habe ihn, Herr«, sagte eine Stimme.
    »Schick ihn herein«, sagte der Magier.
    Die Klappe des inneren Zeltes bewegte sich, und eine Hand schob einen kleinen Jungen in den tintenschwarzen Raum hinein. Er trug die zerlumpten Kleider eines Bauernknaben. Obwohl er noch schläfrig war, da man ihn mitten in der Nacht geweckt hatte, ließ ein kurzer Blick auf den Magier ihn zusammenzucken und machte ihn wachsam.
    Othar versuchte ein Lächeln, doch sein Gesicht war der Aufgabe nicht gewachsen: Seine Mimik wirkte nicht beruhigend, sondern verängstigend. »Du hast ja großes Glück gehabt«, sagte er.

    »Herr?« Der Junge war allem Anschein nach nicht davon überzeugt.
    »Ich habe einen Zauber – nur für dich.«
    »Für mich?«
    »Möchtest du wissen, wie deine Zukunft aussieht?«
    »Ich glaube schon«, sagte der Junge.
    Der Magier holte eine große Eisenschale aus dem Dunkel und stellte sie vor den nackten Füßen des Jungen ab. »Knie nieder. Schaue in die Schale und erblicke dein Schicksal.«
    Der Junge gehorchte zögernd. »Ich kann aber nichts sehen. «
    Othar kniete sich neben ihn. »Du musst nur näher herangehen. «
    Der Junge machte sich kleiner. »Ich seh nur Rost.«
    Othar packte ihn an den Haaren und schob ihn nach vorn, bis sein Gesicht das Eisen berührte. Der Junge wehrte sich, bis der Magier ihm die Kehle durchschnitt. Blut füllte die Schale. Es dampfte in der kalten Finsternis. Othar warf den kleinen Leichnam beiseite und legte einen kreisförmigen Eisenanhänger an. Dann zog er den Sack hervor, der den König so viel Gold gekostet hatte.
    Othar tauche eine Bürste in das Blut und malte einen großen Kreis auf den Boden. Er ging sehr sorgfältig vor, damit die karmesinrote Linie korrekt ausfiel. Sein verwelktes Gesicht erinnerte ihn daran, welchen Preis ein Fehler hatte. Als er zufrieden war, trat er in den Kreis hinein.
    Der Mann, der ihm den Zauberspruch verkauft hatte, hatte sich nur vage über die Wesenheit geäußert, die er heraufbeschwören konnte. Obwohl sie weder Gestalt noch Stimme hatte, war ihre Präsenz unmissverständlich. Während Othar in einer uralten Sprache Worte sang, spürte er sie immer deutlicher. Die Luft wurde kälter, die Flamme blasser. Diese
Zeichen wurden von einer erdrückenden Aura des Bösartigen begleitet.
    Othar öffnete den Sack und kippte den Inhalt aus, rings um den Kreis. Die herausfallenden

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