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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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gingen.
    »Hab’ gehört, man hat eine geschnappt, die abgehauen ist«, hörte Dar eine Frau sagen, die gerade Töpfe spülte.
    »Ja, armes Ding«, sagte eine Kollegin. »Sie hätte sich lieber umbringen sollen. Dann hätte sie einen leichteren Tod gehabt. «
    Die andere Frau schüttelte sich. »Ja, einen weitaus leichteren. «

    »Wer hat sie denn ausgepeitscht?«, fragte die dritte.
    »Ich weiß nicht, wie er heißt«, erwiderte die erste. »Aber ich hab gehört, er ist der Hauptmurdant.«
    Dar wusste, dass es nur einen Hauptmurdanten gab. »Wer war die Frau?«, fragte sie.
    Keine Frau wollte ihr antworten. Dar spitzte weiterhin die Ohren, doch das Gespräch wandte sich dem Tratsch über Fremde zu.
    Als die Töpfe sauber waren, kamen die geleerten Teller an die Reihe, die gespült werden mussten. Dar und die anderen arbeiteten noch, als ein süffisant grinsender Mann in Blau das Zelt betrat. »Kommt, Weiber, ihr sollt euch bei dem Bankett zeigen.« Die Frauen starrten ihn an, da sie wohl vermuteten, er nähme sie auf den Arm. Doch dann kam Davot und bestätigte den Befehl.
    Der Mann geleitete Dar, Twea und die drei anderen Frauen ins Bankettzelt. Große Tafeln säumten drei Seiten seines Inneren. Sämtliche Gäste saßen der offenen Fläche zugewandt, auf der die Frauen standen. Der König saß am Tisch in der Mitte; er war von ausgelassenen Männern umgeben. Dar erkannte unter ihnen den Vertreter der Königin, doch sonst niemanden. Von dem Festmahl war nichts übrig geblieben, wenn man von Knochen und Fetzen absah und dem, was in den Bärten der Anwesenden zurückgeblieben war. Das Mahl war offenbar beendet, aber getrunken wurde noch immer. Blau livrierte Diener huschten umher und füllten Trinkschalen und Kelche. Als Dar die trunkenen Gesichter sah, die sie umgaben, schwante ihr nichts Gutes.
    »Hört folgende Bekanntmachung!«, rief ihr Begleiter. Im Zelt wurde es nur wenig leiser, deswegen fuhr er mit lauter Stimme fort: »Unser Allergnädigster Souverän erachtet es als passend, dass diese niedrigen Metzen an unserem Festmahl
teilnehmen.« Ein Anwesender fing an zu jubeln, was die anderen höhnisch auflachen ließ. »So gebe ich kund und zu wissen, dass Seine Majestät ihnen die Erlaubnis erteilt, sich an jedem Bissen gütlich zu tun, der ihren Körper trifft. Meine Herren: Füttert die Weiber!«
    Dies war das Zeichen für die Männer, die Frauen mit den vor ihnen liegenden Essensresten zu bewerfen. Die Frauen duckten sich unter dem Hagel, bis der Mann, der sie geholt hatte, »Schande! Schande!« schrie. Die Wurfgeschosse wurden weniger. »Diese Leckerbissen haben die Lippen von Generalen und Adeligen berührt.« Er schaute die Frauen finster an. »Seid ihr zu stolz, sie zu essen? Eine solche Undankbarkeit schreit geradezu nach einer Auspeitschung.«
    Bei dem Wort »Auspeitschung« stürzten sich die anderen Frauen auf die am Boden liegenden Bissen und stopften sie sich in den Mund. Dar ahmte sie nach, und die Männer lachten und setzten die Kanonade fort. Twea folgte Dars Beispiel und griff nach einem abgenagten Hähnchen. Als sie sich vorbeugte, schleuderte der König einen dicken Rinderknochen und traf sie an der Schläfe. Twea schwankte und fiel nach vorn. Ihr Kopf blutete. Die Männer brachen in ein lautes Johlen aus, als hätte jemand bei einem Wettbewerb Punkte geholt. Dar sagte: »Bleib liegen«, und trat schnell über Tweas ausgestreckte Gestalt. Dort blieb sie, um das Mädchen vor weiteren Geschossen zu schützen.
    Alle Männer außer einem waren zu betrunken, um Dars trotzige Haltung zu bemerken. Dieser eine saß inmitten der Meute neben dem König. Seine Nüchternheit hob ihn von den anderen ab, wie auch sein schwarzes Gewand. Es waren seine Augen, die Dars Beachtung fanden. Sobald ihr Blick den seinen traf, wusste sie, dass sie dem Magier des Königs gegenüberstand. Dass er angeblich Gedanken lesen konnte, erschien ihr
nun nicht mehr weither geholt. Die sie musternden dunklen Augen waren beunruhigender als jeder geworfene Knochen. Sie schienen Dar unter ihrer Haut zu sondieren, nach Geheimnissen zu suchen. Dar empfand es als Erleichterung, als der Mann woanders hinschaute.
    Die sportliche Betätigung der Herren endete erst, als ihnen die Wurfgeschosse ausgingen. »Nehmt euer Abendessen, meine Damen«, rief der Mann in Blau. »Aber dalli!«
    Dar schnappte sich ein paar Brotkrusten und Knochen, an denen noch Fleisch war, dann half sie Twea auf die Beine. Als sie zum Küchenzelt zurückkehrte,

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