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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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überwinden, mit vollem Einsatz gegen sie vorzugehen. Als der Unterricht endlich zu Ende war, war sein Arm ermüdet, und Twea langweilte sich. Es war später Nachmittag. Dar hielt es für klug, nun zurückzukehren. Als sie die Stelle erreichten, an der Sevren zu ihnen gestoßen war, verbeugte er sich vor Twea. »Leb wohl, mein Fräulein«, sagte er. »Ich muss mich nun von dir trennen. Erzähl deiner grimmigen Mutter, dass ich ihr morgen wieder Unterricht erteilen werde.«
    Als Twea mit Dar zum königlichen Lager ging, fing sie an zu kichern. »Ich hab doch gesagt, dass er dich mag«, sagte sie. »Er hat nicht mal das Blut in deinem Gesicht erwähnt.«
    Dar verspürte plötzlich Besorgnis. »Ist es noch immer da?«
    »Ja.«
    »Gut«, sagte Dar.
    »Dann magst du Sevren jetzt also auch?«, fragte Twea. »Wenigstens ein bisschen?«
    »Bist du sein Spion?«, fragte Dar.
    »Du könntest mir wenigstens sagen, ob du ihn mit Absicht geschnitten hast.«
    »Natürlich nicht! Es war ein Unfall. Und außerdem ist es nur ein Kratzer.«
    Twea sah nicht überzeugt aus. »Nun ja, er hat dich grimmig genannt.«
    »Dargu nak gaz « , sagte Dar tief und theatralisch. »Wiesel ist auch grimmig.«
    Twea lachte.

     
    Davot nahm die Kräuter entgegen. »Gut gemacht«, sagte er. »Aber morgen werde ich noch mehr brauchen.« Mit diesen Worten und einem Zwinkern schickte er sie zu ihrem Regiment zurück. Dar hoffte, dass sie pünktlich dort ankamen, um den Orks das Essen aufzutischen. Die anderen Frauen hatten Angst vor dieser Tätigkeit, deswegen war Dar zuversichtlich, dass niemand sie und Twea daran hindern würde, sie auszuführen.
    Als sie ins Badezelt kamen, wurde Twea nicht beachtet. Dars Ankunft hingegen begegnete man mit spontanem Schweigen und kalten Blicken. Ihre Abwesenheit hatte die ihr geltende Feindseligkeit wohl nur erhöht. Als Dar sich in der angespannten Stille abschrubbte – wobei sie genau darauf achtete, Zna-yats Blut nicht mit abzuwaschen –, schaute sie in die Mienen der anderen Frauen und versuchte zu erkennen, welche fehlte. Sie machte sich nicht die Mühe zu fragen, wen Murdant Kol zu Tode gepeitscht hatte, denn sie wusste, dass sie keine Antwort bekommen würde. So versuchte sie die Identität des Opfers lieber durch das Ausschlussverfahren zu erkennen. Als sie das Badezelt verließ, blieben nur zwei Möglichkeiten: Neena oder Memni.
    Dar ging mit Twea und den anderen los, um das Essen zu holen. Taren arbeitete in der Kochgrube, und Dar gelang es, ihr zuzuflüstern: »Wer ist ausgepeitscht worden? Neena?«
    Taren gab mit einer flinken Handbewegung zu erkennen, dass sie Dar verstanden hatte, dann wandte sie sich zu einer anderen Frau um. »Ich hab das Kochen so satt, aber … Na ja … Wir können nicht alle die Frau des Hauptmurdanten sein.«
    Wenn Neena Kols Frau ist … Dar musste es genau wissen. »Memni?«, hauchte sie.
    Tarens Blick bestätigte ihre Befürchtungen. Die arme Memni, dachte Dar. Ihre eigene Auspeitschung fiel ihr ein. Sie verspürte
Trauer und Wut zugleich, doch sie unterdrückte ihre Gefühle, damit man ihr nichts anmerkte. Trotzdem fragte sie sich ständig, welche Verzweiflung ihre Freundin zur Flucht getrieben hatte. Dar wusste, es war unwahrscheinlich, dass sie es je erfuhr. Dies verstärkte die Pein nur, die sie angesichts von Memnis Tod empfand.
    Sie fühlte sich weniger allein, als sie den Orks das Essen brachte, denn mit ihnen tauschte sie oft Nettigkeiten aus. Manche Orks begrüßten sie einfach nur. Andere nannten sie höflich »Mutter«. Thomak-tok brachte sie immer zum Lächeln, indem er auf bombastische Weise die Qualität der langweiligen Grütze rühmte. Zna-yat sagte nie etwas.
    Nachdem das Essen serviert war, wechselte Dar das Kleid und half beim Spülen. Dann ging sie zu Kovok-mahs Unterkunft. Twea war schon dort. Kovok-mah und sie hatten Washuthahi-Körner gekaut. Dar erkannte es an dem unverwechselbaren Duft, der das Quartier durchdrang, aber auch an Tweas geistesabwesendem Blick. Sie bleckte in einem trunkenen Lächeln ihre schwarzen Zähne und sagte: »Uthahi.« Schön.
    »Du solltest das jetzt nicht kauen«, sagte Dar leicht ungehalten. »Es wird dich am Einschlafen hindern.« Sie hätte Kovok-mah am liebsten getadelt, aber sie kannte das orkische Wort für »verwöhnen« nicht. Also sagte sie in seiner Sprache zu ihm: »Du hast viele Körner gegessen.«
    »Hai.«
    »Wir üben jetzt nicht«, sagte Dar. »Es ist auch nicht kalt. Du bist nicht marschiert. Warum so

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