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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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Essenzen nutzte. Er versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, bevor er hier im Truck erwachte. Doch so sehr er sich auch bemühte, mehr als eine dunkle Erinnerung an Sequanas nacktem Körper über seinem und ein eigenartiger Geschmack auf den Lippen, der ihn von ersterem ablenkte, kam einfach nicht zum Vorschein. Hatte sie ihm irgendwas gegeben, ihn verführt um ihn dann zu betäuben? Er fühlte sich nicht besonders gut mit dieser Erkenntnis.
    Das Rattern der Räder klang dumpf durch die Schallisolierung des Trucks. Rasmus warf einen kurzen Seitenblick zu Lumière, doch er konnte nur eine dunkle Silhouette sehen. Im Gegensatz zur Ladefläche und zur kleinen Ruhekabine war die Steuerkabine nicht beleuchtet.
    „Geht's besser?“, fragte Lumière mit derselben knurrenden Stimme wie zuvor.
    „Ja, danke, es wird schon“, entgegnete Rasmus und sortierte erneut seine Gedanken, bevor er fortfuhr. „Was passiert hier, warum muss ich nach Camaret?“
    „Es gibt eine Terroristengruppe, die einen Anschlag auf die Expedition verüben will, bei der deine Freundin mit dabei ist“, Lumière sprach schleppend, wie jemand, der das Reden nicht mehr gewohnt ist, der sich auf jedes Wort konzentrieren muss und die Aussprache dennoch verschleift.
    „Sie ist nicht mei... Ninive ist eine Freundin von mir, ja, aber was hat das mit mir zu tun? Ich weiß praktisch nichts über diese Expedition. Sie hat mir nie etwas erzählt.“
    „Und das ist auch korrekt, sie hat sich an die Regeln gehalten. Doch die Terroristen glauben offenbar, unsere Leute wären disziplinlos und würden plaudern. Oder sie sind so verzweifelt, dass sie sich arme Kerle wie dich greifen müssen, um an Informationen zu kommen. In jedem Fall bist du zurzeit in Paris nicht mehr sicher. Also bringe ich dich nach Camaret.“
    „Werde ich Ninive sehen? Oder mit auf die Expedition gehen?“, fragte Rasmus mit einer Mischung aus Verwirrung und aufkeimendem Interesse. Doch statt einer Antwort lachte Lumière nur auf. Es war ein monotones, trockenes Lachen, das Rasmus davon abhielt, in diesem Punkt nochmal nachzuhaken.
    „Werden wir die Nacht durchfahren?“, fragte er stattdessen. Der andere Mann nickte knapp. „Was dagegen, wenn ich mich dann ein paar Stunden hinlege?“, er deutete mit dem Daumen in Richtung Ruhekabine, obwohl er sich fast sicher war, dass Lumière diese Geste nicht sehen würde.
    „Hast noch nicht genug geschlafen, was?“ Erneut lachte Lumière auf, diesmal jedoch etwas freundlicher. „Mach das, ich wecke dich, wenn wir das Ziel erreichen.“

15 | OSSFHANG
     
    Sie hatten sich wieder in die Wellblechhütte zurückgezogen, die dem Sicherheitszaun am nächsten war. Ninive berichtete Seamus und Martin von dem Gespräch. Lilian, die diese Informationen bereits gehört hatte, hielt an der Tür Wache. Sie hatte einige Zeit angestrengt über das Rollfeld zum fernen Hauptkomplex des Aéroport gespäht, doch ihr fehlten Ninives Fähigkeiten um etwas erkennen zu können. Eine gespenstische Stille lag über dem Gelände – oder vielleicht war das nur ihre Einbildung? Sie rief sich zur Ruhe.
    Es war nicht die freie Natur, die Lilian beunruhigte. Sie war in Station au Crépuscule geboren und aufgewachsen, einer Forschungsstation in den Pyrenäen nahe Andorra. Ihr Vater war der Leiter des Wissenschaftsteams, das die Naturphänomene auf der Iberischen Halbinsel untersuchen sollte. Seit eine große Flut die ehemaligen spanischen und portugiesischen Küsten verwüstet hatte und Monate andauernde Niederschläge, die meteorologisch bislang nicht erklärbar waren, den Rest des Landes unter Wasser setzten, war niemand mehr von südlich der Gebirgskette gekommen. Das galt auch für Lilians Vater, der schließlich mit einigen seiner Leute einen Vorstoß in die katalanische Küstenebene wagte und nicht wiederkam.
    Lange hatte Lilian gewartet, Tage, Wochen und Monate, doch von den Wissenschaftlern fehlte jede Spur. Irgendwann beschloss die Regierung, die Station zu schließen. Lilians Mutter, eine Soldatin aus Paris, und einige andere Bewohner der Station entschieden jedoch zu bleiben. Und so wurde aus der Station der Ort Val-de-Crépuscule, die südlichste Siedlung des Pariser Einflussgebiets. Erst Jahre später – Lilian war mittlerweile 15 Jahre alt – fuhr sie zum ersten Mal in ihrem Leben in die große Stadt. Und das nicht ganz freiwillig. Ihre Mutter – die als Kommandantin der fünfköpfigen Division des Ortes eingesetzt worden war, nachdem sich Paris

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