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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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dagegen entschieden hatte, die ehemalige Station zwangsräumen zu lassen – wurde in Paris angeklagt. Lilian erfuhr erst vor Ort in Paris, dass ihre Mutter vor ihrer Stationierung in den Pyrenäen geheiratet hatte und diese Ehe nie aufgelöst worden war. Während die Untersuchungen und Verhandlungen liefen, verlor sie den Kontakt zu ihrer Mutter und heuerte bei einem Konzernwachdienst an.
    Ein Geräusch zu ihrer Rechten riss Lilian aus ihrer Erinnerung. Sie griff nach der Shotgun und entfernte sich zwei Schritte von der Tür. Den Lauf der Waffe voran spähte sie um die Ecke der Hütte. Gut fünfzig Meter entfernt von ihr zwischen einigen der niedrigen Gebäude, die sie kurz zuvor noch durchsucht hatten, erblickte sie drei Gestalten, hochgewachsen und mit langen sichelartigen Beinen. Der Oberkörper wirkte fast menschlich, mit sehnigen Armen, die in langfingrige Hände übergingen. Die Haut war grau wie stumpfer Marmor und sah aus wie mit Chitinschuppen besetzt. Ihre Gesichter wurden dominiert von großen Facettenaugen, während ihre sonstigen Gesichtszüge verkümmert wirkten, mit kleinen Nasen, die kaum mehr als Atemlöcher waren. Anstatt der Haare hatten sie nach hinten abstehende Chitinstacheln, die sich entlang ihres Nackens die Wirbelsäule hinab erstreckten. Die Geschlechtsmerkmale der unbekleideten Ossfhang waren menschenähnlich und zumindest bei den männlichen von ihnen nicht mit Chitin bedeckt. Lilian dachte eine Sekunde daran, dass es beruhigend war, dass die Evolution offenbar auch bei diesen nach Raubtieren aussehenden Humanoiden Konstruktionsfehler gemacht hatte, dann löste sie sich jedoch von dem Anblick der Ossfhang und verschwand wieder hinter der Ecke der Hütte.
    „Draußen sind Ossfhang, keine drei Gebäude weiter“, zischte sie ins Innere der Hütte, nicht sicher seiend, wie gut das Gehör der Wesen war. „Sie scheinen zu dritt zu sein, vielleicht ein Spähtrupp, aber ich will lieber nicht darauf warten, dass die Herde ihnen folgt.“
    „Kommen wir ungesehen bis durch den Zaun?“, fragte Seamus ohne Zögern.
    „Wenn die wirklich so schnell sind, wie Ninive gesagt hat, bezweifel ich das. Sie sind groß und sehen nicht nach guten Kletterern aus, wenn wir sie ablenken könnten, so dass wir es durch den Zaun schaffen, bevor sie uns erreichen, könnten wir Glück haben und sie im Dickicht abhängen.“ Lilian warf einen erneuten Blick um die Ecke des Gebäudes, einer der Ossfhang hatte sich vor einem der Gebäude postiert, die anderen beiden waren nicht zu sehen. Vielleicht waren sie im Gebäude verschwunden? Das taktische Verhalten der Wesen wies offensichtlich ebenfalls Ähnlichkeiten zu dem der Menschen auf.
    „Mit einem gezielten Steinwurf erwische ich vielleicht eine der anderen Hütten. Der Lärm sollte sie ablenken“, sagte Martin und schlüpfte neben Lilian durch die Tür ins Freie, „so könnt ihr genügend Vorsprung gewinnen.“
    „Ich werfe“, entgegnete Seamus, der ebenfalls die Hütte verließ, Ninive direkt hinter ihm, „ich treffe auf die Entfernung besser als du.“
    „In Ordnung“, entgegnete Martin zähneknirschend.
    Seamus hob einen der angeschlagenen Backsteine auf, die nahe der Tür lagen, und wiegte diesen in der Hand. Er deutete auf eine weitere Wellblechhütte, die zwischen ihnen und den Ossfhang lag, dann wies er die anderen drei an, sich bereit zu halten. Er warf einen Blick um die Ecke der Hütte.
    „Zwei von ihnen sind zwischen den Gebäuden unterwegs. Sollten sie sich euch trotz des Ablenkungsmanövers in den Weg stellen, versucht es mit einem Tritt in die Eier“, bemerkte Seamus grinsend, „das sind ziemlich gute Ziele.“
    „Groß und ungeschützt“, erklärte Lilian mit einer übertriebenen Geste der fragend guckenden Ninive. „Dennoch würde ich es vorziehen, mich nicht Auge in Auge mit einem Ossfhang-Schwanz zu befinden.“
    „Wer weiß, was du verpasst.“ Seamus nahm ein paar Schritte Anlauf.
    „Quatsch keinen Scheiß, Seamus!“, wies ihn Lilian zurecht, bevor sie ihm zunickte. „Viel Glück und lass dich nicht erwischen. Wir treffen uns am Küstenweg.“
    Auf Seamus Zeichen hin gingen sie zur abgelegenen Seite der Hütte, dann nahm Seamus noch einmal Maß und schleuderte den Backstein in Richtung der Wellblechhütte. Außer Sicht lauschten sie still auf ein Geräusch. Und dann schlug der Stein ein. Krachend durchbrach er das rostige Wellblech mit einem Scheppern. Seamus hatte offensichtlich getroffen. Ohne einen Blick zurück zu werfen

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