Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
Vom Netzwerk:
und eine feine Wolke an Staub hing in der Luft. „Ich brauche dringend eine Dusche und wir haben hier oben kein fließendes Wasser mehr. Willst du mich begleiten?“
    „Eine Dusche könnte ich jetzt auch vertragen, ich habe immer noch Reste vom Blut dieses Monsters in meinen Haaren“, entgegnete Ninive.
    „Das wollte ich dir auch vorschlagen“, Lilian rückte den Leinenbeutel zurecht und ging in Richtung Straße, „denn ich weiß nicht, wann sich die nächste Gelegenheit bietet.“
    „Warum, verreisen wir?“ Ninives Stimme klang unverhohlen hoffnungsvoll. Lilian lachte.
    „Komm mit, ich erzähle dir, was wir vorhaben.“

17 | NACKT
     
    Der Strand von Camaret lag unterhalb einer Mauer aus Natursteinen, die als Abgrenzung zur Straße diente. Es war nur ein schmaler Sandstreifen, doch bevor die große Flut dort gewütet hatte, war es ein hübsches Fleckchen gewesen. In den letzten Jahren waren jedoch große Mengen Seetang angespült worden, die den Stand bedeckten. Muschelreste und Möwenkot rahmten die vertrockneten Tangbüschel ein. Lilian und Ninive kletterten einige in die Mauer eingelassene Eisensprossen hinunter. Ein Stück entfernt standen einige alte Strandkörbe. Viele von ihnen beschädigt, versandet und umgekippt. Lilian steuerte jedoch auf einen zu, der noch weitgehend instand gehalten war. Zwar war das Korbgeflecht an einigen Stellen brüchig und der Stoff der Kissen ausgeblichen und morsch, doch er stand aufrecht, war nicht mit Bergen von Sand gefüllt und es lauerten auch keine Möwen im Inneren.
    Lilian warf den Beutel auf die Sitzfläche des Strandkorbs und begann damit, sich auszuziehen. Ninive sah sich um. Sie hatte vermutet, es gäbe hier noch ein verlassenes Haus mit fließendem Wasser oder etwas ähnliches, doch offenbar war das Meer das einzige, was sie zum Waschen nehmen konnten. Sie zuckte mit den Schultern und tat es Lilian schließlich gleich. Offenbar durfte man in Camaret nicht wählerisch sein. Ninive passte also bestens hierher.
    „Isaak hat etwas in Erfahrung gebracht, das uns zum schnellen Handeln zwingt“, begann Lilian kurz darauf. Der Grund der Bucht fiel nur sehr seicht ab, und so waren sie ein gutes Stück hinaus ins Wasser gewatet, bis sie bis über den Nabel im Wasser standen. Alle paar Minuten schwappten ein paar höhere Wellen heran, die Lilian sogar bis zur Brust reichten. Ninive warf einen bedauernden Blick an sich selbst hinab, während sie spürte, wie ein leichter Sog landabwärts den Sand aufwirbelte und um ihre Knöchel spülte. Lilian wirkte wie ein Wesen aus dem Meer, das Salzwasser, das über ihre Schultern perlte, wenn eine besonders hohe Welle von der offenen See durch die Bucht rollte. Die tief stehende Sonne tauchte sie in ein sanftes rotes Licht. Sie wirkte fragil und eins mit ihrer Umgebung, eingebettet in den Zwischenraum aus weiter See und endlosem Himmel. Behütet und gleichzeitig verloren. Ninive fühlte sich in ihrem Inneren genau so, wie Lilian wirkte, doch als sie an sich hinab blickte, sah sie nur einen großen, bleichen Körper, der aus der Szenerie ragte. Nackt und fehl am Platz wie ein Leuchtturm in der Brandung.
    „Ich bin gleich fertig mit der Seife, dann gebe ich sie dir.“ Lilian hatte nun auch ihr Haartuch abgenommen, beugte sich nach vorne und tauchte ihren Kopf einmal ganz in den Wellen unter. Ninive warf einen Blick auf den schmalen Rücken und die Wirbelsäule, die in dieser Haltung deutlich hervortrat. Dann schüttelte sie sich und wandte den Blick ab, als Lilian wieder auftauchte. Der Anblick war schmerzhaft und schön zugleich. Hätte sie nur ihren eigenen Körper verlassen und über der Szene schweben können, sie hätte Lilian ewig beobachtet. Doch nun wurde sie sich ihrer eigenen Gestalt bewusst und fühlte wieder die selbe Fremde, als wäre ihre Seele in einem Körper gefangen, der ihr nicht entsprach.
    Sie erschrak, als sie sich umdrehte. Lilian stand unmittelbar vor ihr und hielt ihr die Seife entgegen. Die dunklen Haare hingen ihr triefend nass über die Schultern. Meerwasser rann ihr über die Haut. Ninive schluckte kurz, bevor sie sich wieder im Griff hatte.
    „Danke“, sagte sie und griff nach der Seife. Dann machte sie ein paar Schritte weiter hinaus ins Wasser. Die Nähe Lilians war zu viel für sie.
    „Jetzt zu unserem Plan“, Lilian folgte ihr nicht, betrachtete sie jedoch aus einigen Schritt Entfernung. „Isaak hat erfahren, dass die Children of Chou morgen um 13 Uhr die drei verbliebenen Schiffe startklar

Weitere Kostenlose Bücher