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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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und Zubehör der gehobenen Kategorie – Nassrasierer, Rasierseife von Old Spice und Dachshaarbürste, Aftershave, Körperpuder und Deoroller steckten in diversen Fächern und Riemen.
    »Wir können Ihnen zwar keine Pistole mitgeben, aber es gibt ja noch andere wirksame Mittel.« Dale hielt das Aftershave in die Höhe. »Ein Esslöffel voll setzt einen Erwachsenen für zwölf Stunden außer Gefecht. Und wenn Sie noch einen Teelöffel dieser Substanz« – er wies auf den Körperpuder – »hinzufügen, liegt er zwei bis drei Tage im Koma. Es ist übrigens absolut geschmacksneutral. Sie können jedes Getränk oder Essen damit versetzen, ohne dass es jemand merkt.«
    »Und was ist, wenn ich zwei Teelöffel hinzufüge?«, fragte Bond.
    »Dann stirbt er wahrscheinlich. Wenn das Ihre Absicht ist, sollten Sie lieber drei Teelöffel nehmen, um ganz sicherzugehen. Erst fällt er ins Koma, dann bekommt er einen schweren Herzinfarkt«, erklärte Dale lächelnd und rückte erneut seine Brille zurecht. »So können Sie sich ganz unbehelligt davonschleichen.«
    Dann zog er einen Umschlag aus seiner Mappe und überreichte ihn Bond.
    »Hier sind alle Informationen, die Sie benötigen. Und ein Flugticket nach Zanzarim. BOAC , Freitagabend. Einfacher Flug.«
    »Ich soll also nicht zurückkommen«, sagte Bond trocken.
    »Unsere Stationsleitung in Sinsikrou wird Ihre Heimreise organisieren. Wir wissen ja nicht, wie lange Sie vor Ort sein werden – oder wo Sie den Rückflug überhaupt antreten werden.«
    »Mal sehen. Wer leitet die Station?«
    »Ach … « Dale sah in der Mappe nach. »E.B. Ogilvy-Grant. Wurde erst kürzlich eingesetzt. Im Umschlag finden Sie eine Visitenkarte mit der Adresse und der Telefonnummer. Und die Bestätigung Ihrer Zimmerreservierung im Excelsior Gateway Hotel. Es ist in der Nähe des Flughafens. Ogilvy-Grant wird Sie nach Ihrer Landung kontaktieren.«
    Bond zog die Visitenkarte aus dem Umschlag. Darauf stand: E.B. Ogilvy-Grant MA (Cantab). Palmöl-Export und Agrarbedarf. In der Ecke war eine Telefonnummer angegeben.
    »Noch Fragen, Commander?«
    Bond zog den Reißverschluss des Kulturbeutels zu.
    »Was ist mit der Kommunikation? Wie setze ich mich mit London direkt in Verbindung?«
    »Dafür sorgt Ogilvy-Grant.«
    Bond stand leicht zögerlich auf. Etwas störte ihn. Das ganze Unternehmen wirkte auf ihn ein wenig zu vage, auf gut Glück improvisiert. Aber vielleicht gehörte das einfach zu einer Mission in einem bürgerkriegserschütterten westafrikanischen Land dazu. Bestimmt würde er ein klareres Bild gewinnen, sobald er in Zanzarim war und mit Ogilvy-Grant gesprochen hatte. Da ihm vor dem Abflug ohnehin noch ein paar Tage Zeit blieben, sollte er als fleißiger Schuljunge vielleicht ein paar zusätzliche Hausaufgaben erledigen.
    »Viel Glück«, sagte Dale und schenkte ihm wieder sein jungenhaftes Lächeln. Die Hand bot er ihm zum Abschied nicht an.

2. Hausaufgaben
    Bond bummelte zum zweiten Mal die Straße in Bayswater hinunter und schloss sich an der Bushaltestelle einer langen Schlange von Wartenden an, um sich in aller Ruhe umzusehen. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine Reihe schäbiger Geschäfte – eine Eisenwarenhandlung, ein Zeitungsladen, ein Lebensmittelhändler und ein scheinbar leeres Lokal mit einem handgemalten Schild über dem schmutzigen Schaufenster, auf dem »Africa KIN « stand. Außerdem war am Schaufenster mit Tesafilm das Poster eines hungernden Kindes mit wässrigen Augen und aufgeblähtem Bauch angebracht, das seine krallenartige Hand bittend ausstreckte. Darunter war zu lesen: Genozid in Dahum. Großzügige Spenden erbeten.
    Bond überquerte die Straße und drückte die Klingel.
    Erst hörte er das Getrappel von Füßen auf Treppenstufen, dann hatte er das Gefühl, dass ihn jemand durch den Türspion musterte.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«, fragte eine Stimme in kultiviertem Englisch.
    »Mein Name ist James Bond. Ich bin Journalist«, erklärte Bond und fügte hinzu: »Ich fliege am Freitag nach Zanzarim.«
    Die Tür ging auf, nachdem ein Schlüssel herumgedreht und zwei Riegel zurückgeschoben wurden. Vor ihm stand ein schlanker Afrikaner mittleren Alters, eine elegante Erscheinung in Nadelstreifenanzug, mit kahlrasiertem Schädel und einem gepflegten Spitzbart. Er wirkte wachsam und nicht gerade gastfreundlich.
    Bond zeigte seinen Ausweis der Agence Presse Libre vor. Der Mann lächelte, sichtlich entspannt.
    »Ich suche Gabriel Adeka«, sagte Bond.
    »Und Sie

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